Franz Mons Gedicht „lachst du…“

FRANZ MON

lachst du
lachst du noch
lachst du da noch
da lachst du auch noch

lachst du da auch noch
lachst du auch da noch
lachst auch du da noch
lachst auch da du noch

noch lachst du da
da lachst du noch
du lachst da noch
lachst du da noch

da lachst du
lachst da du
du lachst da
lachst du da

1980er Jahre

aus: Franz Mon: Poetische Texte 1971–1982. Gesammelte Texte 4. Janus Press, Berlin 1997

 

Konnotation

Es ist nicht gerade der Regelfall, dass es in einem modernen Gedicht etwas zu lachen gibt. Der experimentelle Poet Franz Mon, 1926 in Frankfurt am Main als Franz Löffelholz geboren, hat aus der Möglichkeit des befreienden Lachens ein linguistisches Exerzitium gemacht. Zunächst werden skeptische Fragen in Richtung des lachenden gestellt – und dabei ergeben sich durch minimale Umstellungen der Wörter und der Pronomen gewaltige Bedeutungsverschiebungen.
Bei genauer Betrachtung dieser Redegesten und formelhaften Kommentare zum Lachen zeigt sich, dass das Lachen selbst als eigentlich spontane Entlastungsreaktion durchweg auf den Prüfstand gestellt oder gleich delegitimiert wird. Der Lachende hat sich aus der Perspektive dieser rhetorischen Formeln, wie sie hier Franz Mon durchbuchstabiert. zu rechtfertigen – und er sieht sich ins Unrecht gesetzt.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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