Gerhard Falkners Gedicht „silent rooms“

GERHARD FALKNER

silent rooms

am fernen ufer/des zimmers
steht eine frau
spielt sie trompete?
lacht sie? schneidet sie tampons?
ich bin froh, wie bernsteinfarben
sie ist. all mein hab und gier
ist sie gewesen

1984

aus: Gerhard Falkner: X-te Person Einzahl, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1996

 

Konnotation

Die Energie des Begehrens in intensive Wirkungen“ zu verwandeln, gehört zu den lyrischen Maximen des 1951 in Schwabach geborenen Dichters Gerhard Falkner. Das geschieht in Gedichten, die gleichermaßen von formaler Strenge und explosiver Emotion, sinnlicher Schönheit und kühner Bildfindung zehren.
Der begehrliche Blick auf eine unerreichbare Frau bildet den Motivkern dieses Gedichts, das 1984 im Kontext eines Maler-Buchs veröffentlicht und dann 1989 unter verändertem Titel („frühe“) in den Band wemut aufgenommen wurde. Ein sinnlicher Moment wird hier eingefangen, in dem die Vorstellungskraft des lyrischen Ich weit ausschwingt. Die negativ besetzte Vokabel „Habgier“ wird zertrennt in die Wort-Kombination „hab und gier“, die im Kontext dieses Liebesgedichts eine positive Strahlkraft bekommt.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006

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