Heinz Erhardts Gedicht „Trara-trara…“

HEINZ ERHARDT

Trara-trara.
die Pest ist da!

1940

aus: Das große Heinz Erhardt-Buch. Lappan Verlag, Oldenburg 2004

 

Konnotation

Die erste Karriere des Meisterkomikers Heinz Erhardt (1909–1979), der in den Wirtschaftswunder-Jahren der Bonner Republik als gutmütiger Biedermann ungeheure Popularität erreichte, fand während der Jahre des zweiten Weltkriegs statt. Mit kalauernden Wort-Kaskaden brachte das Schnell-Sprech-Talent sein Publikum zum Lachen – und 1940 gelang ihm ein Zweizeiler von bezwingendem Witz. Der Gedicht-Clown präsentierte sich als Pestbote.
In zwei Zeilen demonstriert der Sprachakrobat seine Lust an der Wortverdrehung. Aus dem berühmten „Postillon von Lonjumeau“ der gleichnamigen Oper Adolphe Adams (1836) macht er einen „Pestillion“, und ein beliebtes Studentenlied Rudolf Löwensteins (1819–1891) verwandelt er in ein Pest-Lied. Hinter der Lachnummer verbirgt sich ein ungeheurer Sarkasmus: Frohgemut wird das Schreckliche annonciert. Es ist dieser makabre Nonsens, unterstützt durch aggressiven Sprachwitz, der Erhardts Texte bis heute am Leben gehalten hat.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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