OSKAR PASTIOR
daß das nicht so nur anders war als
das was anders nicht nur so als an-
deres nicht anders war (wo anderswo
nichts anderes war als was nicht an-
ders anders sondern anderswo nicht
anderswo nur war) war etwas anderes
als das und dies – doch ganz so an-
ders war es nicht was daran anders
war: es war nur so daß nicht was an-
deres irgendwo bloß anders war als
anderswie; und alles andere war soso
1992
aus: Oskar Pastior: Vokalisen & Gimpelstifte. Hanser Literaturverlag, München 1992
Oskar Pastior (1927–2006) war – so Michael Krüger – „einer der letzten großen Schamanen der experimentellen Literatur.“ Geboren wurde er im rumänischen Hermannstadt, im vielsprachigen Transsylvanien, als Angehöriger der deutschen Minderheit. Sein Deportationsschicksal in die Sowjetunion (1945–1949) ist in Herta Müllers Atemschaukel verarbeitet. 1968 floh Pastior in den Westen und lebte als freier Schriftsteller und Übersetzer in Berlin.
Pastior vertritt eine Dichtung, der es um reine Wortartistik geht, wobei die Grenzen zum Nonsens fließend sind. Beeinflusst hat ihn die Lautpoesie der Dadaisten. Witzig und melancholisch spielt er das Alphabet der Poesie durch, mit Anagrammen, Palindromen, Homophonen und Akronymen. Er befreit Worte und Laute aus Sinnzusammenhängen, um ihren Klang zu offenbaren. Das vorliegende Gedicht ist eine Variation auf das Wort „anders“ (und ist auch ganz anders als andere Gedichte) – pure Sprache, absurdes Spiel.
Michael Buselmeier (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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