Peter Handkes Gedicht „Niemand da“

PETER HANDKE

Niemand da

Sprich mit den Gegenständen der Langsamkeit
Sprich mit dem Licht der Gegenstände der Langsamkeit
Sprich mit den Gegenständen im Licht der Langsamkeit

1976

aus: Peter Handke: Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2008

 

Konnotation

Im Werk des 1942 in Kärnten geborenen Peter Handke nimmt die Lyrik eine vergleichsweise geringe Rolle ein. Obwohl Handke über die vergangenen Jahrzehnte mehrere Bücher mit Gedichten veröffentlicht hat, waren es die Romane und Theaterstücke, in denen er die Wahrnehmung von Sprache und Welt ins Zentrum rückt, die seinen Ruhm begründet haben. Dass er daneben kurze notathafte Gedichte schrieb und Formversuche betrieb, zeigte der 2007 erschienene Band Leben ohne Poesie.
Der Text erinnert an Zen-Übungen zur Schulung der Aufmerksamkeit der Zen-Schüler. Als wäre mit der Aufforderung zu sprechen schon der Imperativ gegeben zu verstehen. führt diese eine Zeile, die unendlich oft variiert werden kann, ins Offene, Meditative. Was wir lesen sind lediglich drei Ausformungen eines ursprünglichen Satzes, den wir nicht kennen. Eines Koan, also einer Sentenz über eine exemplarische Handlung, die der Zen-Meister seinen Schülern vermittelt.

Norbert Lange (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0:00
0:00