UNBEKANNTER DICHTER
Kriegslied
Husaren kommen reiten,
Den Säbel an der Seiten!
Hau dem Schelm ein Ohr ab,
Hau’s ihm nicht zu dicht ab,
Laß ihm noch ein Stücklein dran,
Daß man den Schelm erkennen kann.
18. Jahrhundert
In der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn, die Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842) 1806 bis 1808 veröffentlichten, findet sich auch das „Kriegslied“ von einem unbekannten Dichter; es wurde von Armin Knab (1881–1951) vertont. Ähnlich wie viele andere Reiter-Verse, wurde das Gedicht in Familien häufig als „Knie-Reiter“ eingesetzt, um ein Kind zu unterhalten. Ursprünglich handelt es sich bei dem, was als Kinderreim gilt, häufig um Moritaten, Gassenhauer, Trink- und Soldatenlieder.
Das Versmaß des „Kriegslieds“ erinnert an einen Abzählreim, oder an den munteren Rhythmus von trabenden Pferden. Dabei war der „Schelm“ kein lustiger Narr, der Kindern ein Vergnügen macht. Das Wort wurde als ritterlicher Beiname verwendet; weiterhin bedeutete es aber auch Aas, Tod, Todbringer. Und es wurde mit der damals selbstverständlichen, wenn auch verachteten Tätigkeit des Scharfrichters verbunden. „Schelm“ war die böse Beleidigung für einen Feind, bevor das Wort im 18. Jahrhundert zu der Bedeutung „listiger Schalk“ verblasste.
Sabine Peters (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010
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