UNBEKANNTER VERFASSER
Ich ging einmal nach Butzlabee
Ich ging einmal nach Butzlabee,
da kam ich an ein großen See,
da kam ich an ein Mühlenhaus,
da schauten drei Hexen zum Fenster raus.
Die erste sprach: Komm iß mit mir!
Die zweite sprach: Komm trink mit mir!
Die dritte nahm den Mühlenstein
und warf ihn mir ans linke Bein.
Da schrieb ich laut: oweh, oweh,
ich geh nicht mehr nach Butzlabee.
19. Jahrhundert
„Dichtung ist nie vollkommen ernsthaft“, behauptet der Kulturhistoriker Johan Huizinga in seiner epochalen Studie über den „Homo ludens“, „sie steht auf jener ursprünglichen Seite, wo das Kind, das Tier, der Wilde und der Seher hingehören, im Felde des Traums, des Entrücktseins… und des Lachens.“ Dies gilt besonders für den Kinderreim, der immer respektlos ist, sich der Logik verweigert und sich lustig macht über Gott und die Welt.
Ein zentraler Ort der Kindervers-Phantasie ist „Butzlabee“, erbaut von der reinen Lust am Sprachspiel und der dynamischen Vokalverknüpfung. Aus welchem Märchenschatz diese Geschichte von den drei Hexen gehoben wurde, ist bis heute unbekannt. Sie ist geschrieben in jenem Stil der romantisierten Verse und Anekdoten aus der romantischen Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn, mit der Achim von Arnim und Clemens Brentano 1806 dem Kinderreim sein Existenzrecht in der deutschen Dichtung verschafften.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006
Kennt jemand dieses Kinderlied: es endet: oh weh ich geh nicht mehr nach Duschanbe? Habe im Netz nichts dazu gefunden.