KLEINANZEIGE
Im engeren Sinne
Mit der Erzwespe nesteln
Leben
In einer Feige. Horizontlos
Was für ein röhriges
Inneres Licht
Umrichten, immer verkehrt
Parasitisch bewusstes Fruchtsein
Sich inserieren. Schlupf
Flügelverlust. Fühlerverlust
Ich, immerzu
Bedrängter, aus dem Magen
Geschlagen. Wegenge
Weg. Wie die Nymphen
Im Tautropfen
Ertrunken
Anstelle einer Unterwerfung, ohne Engel: KOOKread: Mara-Daria Cojocaru
Und was weiß ein Mensch von einem Tier zu schreiben? Mara-Daria Cojocarus Gedichte sind ebenso vorsichtige wie eindringliche Antwortversuche. Sie legen Zeugnis ab von den Konflikten zwischen Menschen und Tieren, die immer auch dort entstehen, wo sich der Mensch seiner eigenen Tierlichkeit nicht sicher ist. „Es ist das / Alte Halsband Angst, nicht Mensch, nicht / Tier zu sein“ – schreibt sie. Auch die Alternative – Gott zu sein oder zu spielen – scheint auf; oder was sonst mag es mit dem zwielichtigen Herrn Goselmanu auf sich haben, der durch den Band führt?
Mara-Daria Cojocaru entwirft eine neue Arten- und Beziehungskunde im Spiel mit Fachsprachen und poetischen Formen, die zum Nachforschen und Einfühlen gleichermaßen einladen, bis der Leser, unverhofft, seine Verwandtschaft mit dem Regenwurm entdeckt:
Er Erdwurm
Urmund
Du auch
Erdenwurm
Schöffling & Co Verlagsbuchhandlung, Ankündigung
– Ethik und Poesie: der Gedichtband Anstelle einer Unterwerfung von Mara-Daria Cojocaru. –
Auf Rumänisch heißt Kürschner „Cojocar“, und die Pelze, die er aus Schaf- oder Lammfell herstellt, „Cojoace“. Für die 1980 in Hamburg geborene Mara-Daria Cojocaru gibt es offenbar kaum etwas Fragwürdigeres als Kürschnerware. „Wie riecht so ein frisch / abgezogenes Fell“, fragt sie in ihrem zweiten Gedichtband Anstelle einer Unterwerfung.
Ihre tierethische Dichtung verweist – schon die Kapitelgliederung in „Vorwort“, „Neue Biomstudien“, „Appendix“ und „Nachweise“ legt es nahe – auch auf wissenschaftliche Studien und auf ihr eigenes Themenfeld als Dozentin für praktische Philosophie an der jesuitischen Hochschule für Philosophie in München. Warum also zu ihrer Dichtung und nicht zu Sachbüchern greifen?
Cojocarus lyrisches Ich ist nie außenstehender Beobachter. Es ist immer mittendrin in einer Gemengelage von Mensch und Tier. Mit bisweilen hochschlagendem ethischen Pathos lässt es sich von der Annahme leiten, dass stilistische Nüchternheit und Distanz zum Gegenstand ungeeignet sind, die Erkenntnisse der Ökosozialforschung zu verhandeln oder für sie einzutreten. Hie und da droht das ins Besserwisserische zu kippen, was allerdings zu verschmerzen ist angesichts einer der Aufklärung verpflichteten Lyrik, die nicht umhinkommt, auch fremd- und fachsprachliche Mitteilungslyrik zu sein.
Cojocaru will sich nicht „angenehm“ artikulieren. Vielmehr bewegt sie sich im Feld des poetischen Aktivismus, wo ihre Lyrik zukunftsweisend ist. Dort hat sie Teil an der Tierrechtsbewegung, also weniger an dem, was ist, als an dem, was sein soll. Dadurch steht sie dem aristotelischen Begriff der praktischen Philosophie näher als dem kantischen.
Diese Zusammenhänge knüpft sie an die „Causa Goselmanu“. Mit der fiktiven Figur des Herrn Goselmanu, von Beruf Forscher, beginnt und schließt der Band. Goselmanu bildet den erzählerischen Faden der Gedichte. Seine rätselhafte Geschichte endet mit einer stenografierten Anhörung im „Parlament der Eulen“. Wer ist Herr Goselmanu, dessen „Tu doch nicht so, als sei in Wirklichkeit nicht genug schon passiert“ dem Band das Motto gibt? Es liest sich wie die späte, aber gerade noch rechtzeitige Einsicht eines „Experimentators“, dem Tierethik zuvor nicht am Herzen lag.
Vielschichtig schillernd, ist Goselmanu sowohl innerer Dämon des lyrischen Ichs als auch eine Art Wiedergänger historischer Figuren wie Charles Darwin oder des Aufklärungsdichters Barthold Heinrich Brockes. Dessen Dichtung „Die kleine Fliege“ endet mit den Zeilen:
Hast du also, kleine Fliege,
Da ich mich an dir vergnüge,
Selbst zur Gottheit mich geleitet.
Natürlich, zwischen Brockes und Cojocaru liegen Jahrhunderte der Säkularisierung. Cojocaru macht nicht mit Gott, sondern „mit / den Gottesanbeterinnen / gemeinsame Sache“. Aber auch ihren Gedichten haftet etwas Spätbarockes im Übergang zur Aufklärung an, eine analytische Naturbetrachtung aus der lustvollen Fülle sprachlicher Kombinationsmöglichkeiten. Auch sie – und mit ihr der Leser – hat Vergnügen an Fliegen und anderen Tieren, an der detaillierten Beschreibung, am Wort- und Klangspiel, am Sprachschabernack überhaupt: „In meinem Rabenschnabel (…) Schabernack“, „Der Barschnachbar schnarcht“ lauten zwei assonierende Zungenbrecher. Der Artenvielfalt entspricht die Sprachvarietät.
Mit „Murmuration“, einem wie in murmelndem Beichtton geschriebenen Gedicht über Formationsflüge von Starenschwärmen, schafft sich Cojocaru eine surrealistisch-halluzinatorische Wahrnehmungsplattform an der Schwelle von Traum und Morgen:
diese
Kritikalität. Man verspottet unser Augenreiben mit zwei
autonom schwingenden Membranen. Alles andere
blieb, hypnopompisch, flügellose Schwärmerei
Um die „Grenzen / des Begreifens“ geht es ihr, vielleicht sogar um eine Nivellierung der Unterschiede zwischen Mensch und Tier zugunsten eines gerechteren Umgangs mit allen Lebewesen.
Es ist das
alte Halsband Angst, nicht Mensch, nicht
Tier zu sein.
Und wohl auch darum, diese Angst abzulegen. Dieses Weder-Mensch-noch-Tier oder Sowohl-Mensch-als-auch-Tier bezeichnet sie als „Gedankenwedeln“, als „Schwanz / wedeln an der Schwelle des Bewusstseins“. Es tritt an die Stelle des sich Objekte unterwerfenden Subjekts, „anstelle einer Unterwerfung“. Die US-Philosophin Donna Haraway hat dafür den Begriff „Gefährten-Spezies“ geprägt.
Eines der stärksten Gedichte des Bandes, „Epitaph für das durchsichtige Florfliegenmännchen“, verhandelt nicht mehr Menschen oder Tiere, sondern den Wert des Lebens schlechthin. Kann Töten je gerechtfertigt sein, aus „lachhafter Gnade“? Für Gattungen, Arten und Artunterschiede hat das Ich nur ein „was weiß ich“ übrig:
Und wie ich hier sitze, jede Möglichkeit theoretisch
studierend, kommt dieser Käfer, Falter, was weiß ich
Flügeltier zu mir
Dann:
Zum Sterben gekommen. Ich
muss was tun.
Auf die Verantwortung des Einzelnen und die Folgen menschlichen Handelns kommt es an.
Nirgends wird das katastrophale Einwirken auf die Natur suggestiver dargestellt als im Bild vom „Bläuling, rund um Fukushima“ und von der „Fauna und Flora in Pripyat“ nach der Tschernobyl-Havarie. Aber wie wir wissen, ist die Erde ein System der Selbstheilung und -erneuerung. Sie nimmt alles in sich auf und lässt es zu neuen Paradigmen mutieren. Auch Plastik. Dass dieses System weder bestraft noch belohnt noch verurteilt, weiß Cojocaru. Es sind die Menschen, die einander bestrafen, belohnen und verurteilen. Dabei sind „wir ja auch nur Mutanten“.
Nicht ganz überzeugen kann der Band formal. Das Gedicht „Nachtrag“, das sein eigenes „Gemüt“ als „stabile Strophenlage“ beschreibt, macht selbstreferenziell darauf aufmerksam. Es gibt diverse Strophenformen, doch im Einzelnen wirken sie oft mehr zufällig gesetzt als aus einem konsequenten Versverständnis heraus. Hinzu kommt die Überfrachtung des Bandes in Selbstähnlichkeit. Eine deutliche Kürzung hätte hier gutgetan. Wer aber den Mut aufbringt, die Literatur derart eindringlich und zugleich voller Sprachlust an ihre Pflichten, an die Krise der Ethik im 21. Jahrhundert und an die potenzielle Rolle der Kunst bei der Wiederherstellung eines ethischen Wertesystems zu erinnern, sollte unbedingt gelesen werden.
Clownfisch, Dungkäfer und Waldtarpan. Sie finden sich in dem Gedichtband Anstelle einer Unterwerfung. Die Lyrikerin Mara-Daria Cojocaru geht darin mit Poesie gegen die Zerstörung der Natur vor. Ihre Gedichte kreisen um den Konflikt zwischen Mensch und Tier.
Bereits in ihrem ersten Gedichtband Näherungsweise, mit dem die 1980 in Hamburg geborene Lyrikerin und Philosophin Mara-Daria Cojocaru 2008 ad hoc auf sich aufmerksam machte, wimmelte es von Tieren: Katzen, Fledermäuse, Schmetterlinge oder ein devoter „Himmelsköter“ bevölkerten die Szenerie. Im neuen Band Anstelle einer Unterwerfung stehen die Tiere nunmehr im Mittelpunkt. Allerdings künden sie von einer Welt, in der die Schöpfung aus dem Gleichgewicht geraten ist, nicht zuletzt durch die zerstörerische Hand des Menschen, der doch als Krone dieser Schöpfung gilt.
Um eben diesen Konflikt zwischen Mensch und Tier, zwischen der „Natur der Dinge“ – so ein Gedichttitel – und den Versehrungen durch Menschenhand kreisen deshalb alle Gedichte des Bandes: insgesamt neun Zyklen und ein Appendix. „Wie schön war die Welt mit uns“ lautet der Titel des ersten dieser neun Zyklen – ein Stoßseufzer, der ironisch gebrochen ist, wie vieles in diesen Gedichten, in denen das Auffälligste eine bestechende, da ungewöhnliche Perspektive ist.
In den schönsten der Gedichte – viele von ihnen lyrische Fabeln und Parabeln – schlüpft die Autorin nämlich auf Augenhöhe ihrer Kreaturen: Ein Schneckenballett entfaltet sich vor unseren Augen, Meisen heimeln, Raben lieben, eines der Gedichte führt in die Innenwelt einer Feige. Das klingt niedlich, ist aber stets kühn und kühl zugleich – man merkt der Autorin die Philosophin an. Trotzdem ist Empathie in allen Gedichten zu spüren: Es gibt ein „Epitaph für das durchsichtige Florfliegenmännchen“, sie erinnert an das letzte Reh im Zoo von Gaza und konfrontiert uns mit einer Welt, in der wir Menschen die von uns verursachten Schäden nur noch vermerken, gegebenenfalls aber nicht mehr wiedergutmachen können: erlegte Elefanten, Mutationen in atomverseuchten Zonen, ölverklebte Fische. „Was wissen wir schon, wie es in so einem Vogel aussieht, zumal wenn er stirbt“, heißt es in „Nycticorax nycticorax“.
Dennoch intoniert der Band keinen deprimierenden Klagegesang. Vor der Melancholie rettet ihn ein subtiler Humor und eine lyrische Sprache, die sich durch originelle Metaphern ebenso auszeichnet wie durch äußerste Melodik. Tatsächlich muss man diese Gedichte – allesamt im freien Reim gehalten, gebunden aber durch Binnenreime und Klangspielerei – laut lesen: Es knackt und knistert und raschelt und wachtatscht in ihnen. Und: Clownfisch und Bitscherling, Dungkäfer und Kronengreifer, Kauzflügler und Waldtarpan – sie alle erhalten ihren Platz.
Mara-Daria Cojocaru – Mitglied im internationalen Netzwerk Minding Animals, das aus vielerlei Blickwinkeln das Wohlergehen von Tieren erforscht – lässt insofern in ihren Gedichten wieder lebendig werden, was womöglich schon oder bald der Vergangenheit angehört. „Wir müssten leiser werden. Wie die Eisvögel Feuer fangen“, heißt es in ihrem Gedicht „Natur der Dinge“. Ein frommer Wunsch – den zu erfüllen dieser so sinnliche wie erkenntnisreiche Gedichtband womöglich erleichtern kann.
Claudia Kramatschek, Deutschlandfunk Kultur, 21.11.2016
– Mara-Daria Cojocaru lehrt an der Hochschule für Philosophie München Praktische Philosophie, darunter Tierethik. Jahrgang 1980, stand sie aber auch schon auf der Short List des Leonce-und-Lena-Lyrik-Preises. Nun ist von ihr ein Gedichtband erschienen, der so aufbegehrend wie etwas theoretisch Anstelle einer Unterwerfung betitelt ist. –
Mara-Daria Cojocarus Verse sind Rätsel. Schillernd, irisierend. Sie scheinen zu atmen. Ein pulsierender Rhythmus verbindet die Worte. Nach dem Schlüssel der Zeilen muss man oft erst einmal suchen. Bei jedem neuen Lesen kann es ein anderer sein, dann entfalten die Verse je andere Bilder.
Ein Spaziergang mit einem Hund mag der Ausgangspunkt sein oder eine Liebe, in der die Dichterin sich selbst zur Lemurin oder Räbin wird. Irgendwie kommen immer Tiere vor, aber natürlich geht es nicht einfach um Tiere. Manchmal scheinen sie eher zufällig durch die Verse zu streunen. Es geht um Verwandlungen und Verwandtschaften zwischen Mensch und Tier.
Die 36-jährige Dichterin ergründet in ihrem zweiten Gedichtband Zwischenzustände, erschafft Zwischenwesen zwischen Mensch und Tier. Chimären und moderne Fabelwesen. Aber auch das Einhorn uralter Träume durchzieht die Bewusstseinsströme, begleitet vom Klang des Rotkehlchens, das in der kalten Nacht noch singt. Der durch den Weltraum rasende Affe oder die Hühner mit gekapptem Schnabel in lichtlosen Ställen bevölkern die Zeilen ebenso wie Schnecken unter den Füßen oder Würmer, als die wir uns gelegentlich fühlen.
Vor der Einfühlung kommt das Spüren. Der Tastsinn ist ein Schlüsselsinn in Cojocarus Dichtung. Ihre Dichtung geht auch deshalb unter die Haut. Denn ihre Texte sind geradezu osmotisch, durchdringen trennende und schützende Hüllen, und so gelingt eine Einfühlung der besonderen Art. Dies ganz leicht hin: „Mit kleinem Tanz und Schwanz / Wedeln vor der Schwelle zum Bewusstsein“, dichtet sie mit munterem, frischem Binnenreim. Nebenbei erfindet Cojocaru wunderschöne Worte wie „Hypnopompisch“ und „windaufwärts“ oder kündet von einem „rappwindfarbenem Pferd“.
Jedes Tier, jeder Mensch trägt eine Welt in sich, und sein Wesen widersteht der Objektivierung genauso wie der Funktionalisierung. Das kann man auch sehr viel reicher und bildmächtiger so sagen:
Jede Kuh
trägt einen eigenen
Kontinentalplatten auf dem Fell
Und
so ist
ein jeder Mensch
Eine bedingt
Nur nutzbare und fremde Welt.
So werden Assoziationen von idyllisch weidenden Rindern und ganzen driftenden Landmassen evoziert. Glühwürmchen und Mond, Nachtfalter und Sternbild – das Nahe und das Ferne werden wiederum an anderer Stelle miteinander verwoben in einer ganz neuen, originellen, himmelweiten Empfindsamkeit, die der von Matthias Claudius an melodiösem Schmelz um nichts nachsteht.
Rund ein halbes Dutzend Mal taucht in dem Gedichtband ein Herr Goselmanu auf, gleich zu Anfang wird ihm ein Zitat zugeschrieben:
Tu doch nicht so, als sei in Wirklichkeit nicht genug schon passiert
Diese Gestalt ging mir in meinen Gedanken um. Ich schrieb daher der Poetin folgende Mail:
Sehr verehrte Mara-Daria Cojocaru,
ich habe Ihren Gedichtband Anstelle einer Unterwerfung mehrfach gelesen und mich von ihm verzaubern lassen. Und immer wieder habe ich mich gefragt, wer Goselmanu ist. Jedes Mal bin ich auf eine andere Auflösung des Rätsel gekommen. Eine Art innerer Daimon, der Demiurg, eine faustische Gestalt, der rationale Gegenpart zum lyrischen Ich?… Dann tippte ich wieder auf eine Person, die einfach eine große Rolle in Ihrem Leben gespielt hat. „Goselmanu“, das klang mir fast wie ein Wort, das gleichermaßen rumänisch wie deutsch klingt, vielleicht eine Gestalt, die in Kindertagen oder in Ihrer Familiengeschichte eine Bedeutung hatte. Seien Sie so freundlich und geben mir mit einer kurzen Antwort einen Tipp – ich würde mich sehr freuen.
Mit den allerbesten Grüßen und herzlichen Dank für Ihr wunderbares Buch
Simone Guski, Berlin
Etwa zwölf Stunden später erhielt ich folgende Mail:
Liebe Frau Guski,
Ihre E-Mail freut mich wirklich ganz enorm – haben Sie vielen lieben Dank!
Toll, dass Sie mit Herrn Goselmanu so viel anfangen können. Ich denke, er ist all das, was Sie schon in ihm gesehen haben. Vielleicht kann ich es noch ein bisschen präzisieren: Sein Vorname, Charles, verweist noch auf zwei von mir bewunderte und zugleich skurrile Männer der Wissenschaft und der Philosophie (Darwin, Peirce). Auch Manitu, dieses alles durchwirkende Prinzip, hat eine Rolle gespielt. Der Name war schlicht zuerst da, ohne, dass ich ihn von irgendwo hätte – vertraut klang er aber bestimmt aufgrund des rumänischen wie deutschen Klangs – und wie er mir da wiederholt durch die Texte lief, habe ich schlicht notiert, was sich ihm zuschreiben ließ. Ich glaube, ohne da zu sehr in den Duktus einer Autorin zu verfallen, die ihren Figuren eine ganz eigenständige Existenz zugesteht, er meint es grundsätzlich gut, aber ist doch zweifelhafter und spannungsreicher, als dass man ihm einfach so vertrauen dürfte. Insofern er für viele Ambitionen und Selbstzuschreibungen unserer Gesellschaft steht oder Figuren wie er durch diese erst möglich werden, wird vielleicht, hoffentlich, auch deren Tragik deutlich. Dass er dem Band aber die Mahnung vorneweg gibt, das würde ich schon als wichtigen Beitrag werten und ich nehme sie ernst. Als sagen wir mal paradigmatisch rationaler Akteur fordert er ja eine gewisse Poetik ein – sprich, ein Gegenstück zum lyrischen Ich würde ich es nicht nennen, eher doch einen Mentor. Vielleicht ist er damit auch jemand, an dem man sich als Schreibende wie als Lesende abarbeiten kann. Insofern: Ich warte eigentlich fast darauf, ihm bald beim Schreiben wieder zu begegnen; bis dahin freue ich mich, wenn er in dem Band wahrgenommen und weiter befragt wird, als wahrscheinlich wichtigster Mensch darin.
… ganz herzliche Grüße nach Berlin!
Mara-Daria Cojocaru
Elke Engelhardt: Mara-Daria Cojocaru „Anstelle einer Unterwerfung“
signaturen-magazin.de
Monika Vasik: Mein polyphones Schnattern ist das
fixpoetry.com, 15.2.2017
Vor der Veranstaltung NACHSOMMER der DICHTER im Italienischen Kulturinstitut führte Susanna Bummel-Vohland ein Interview mit der Autorin.
Mara-Daria Cojocaru erzählt in Südlicht vom 14.9.2016 ab 7:57 u.a. von ihrem Schreiben.
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