Michael Donhauser: Dich noch und

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch vonMichael Donhauser: Dich noch und

Donhauser-Dich noch und

DICH NOCH UND

Dich noch und suche ich
Noch und in den Straßen, die und herbstlich so
Verhangen und sind vom Licht, dem späten, wenn es
Und früh so abendlich wie leuchtet am Himmel und
Heller kaum und nicht heller dann als die Leuchtschriften
Als die Ampellichter, als die Straßenlampen, die Scheinwerfer, die
Und wie schweifen so schwanken und spiegeln auf dem Asphalt
So und daß ich die Verheißung wiederfinde, so verheißungsvoll
Wie noch einmal und gehe und den Auslagen entlang und
Entlang den Automobilen, den geparkten, den parkenden, die
Und auch sie so scheinen als wäre und auch in ihnen ein Wieder, so
Wie und wieder am Himmel, der sich und gegen die Nacht zu hebt
So und schwebt, so noch, so rötlich, so dem Tod nahe und
Nahe dem Verglühen, der Berührung, dem Klang der Schritte, die
Und klingen noch, so stumm noch wie kaum und nicht führen, so hier
So nahe dem Stadtrand, dem Nichtmehr, der Versöhnung, dem Offenen
So über der breiten der Straße, so im Noch vor der Nacht, so wenn
Die Waren und noch im Licht, dem helleren der Auslagen liegen, so
Lichtbeschienen, angepriesen, so ausgestellt wie unvergänglich und
Ermäßigt, so anstatt, so daß ich sie und sehe, als segnete sie
So jeder Blick und jedes Nichtsagen und jedes Nurschauen und
Unermüdlich so und als und lebten sie in Frieden als Dinge
Die Dinge mit sich und als Mohnstrudel so, als Baumwolljacken
Als Ledertaschen, Imitationen von Ledertaschen und noch am Gehsteig
Und noch so verbilligt, noch oder wenn und weiter ich und gehe und
Vorbei auch an dem einen, dem Hotel, wo ich und gewohnt auch
So unentschieden auch und wie damals jetzt so ich, so der wie
Der ich dich und so gesucht so werde so gehabt und habe

 

 

 

Wenn es Abend wird,

geht er hinaus, in die Bezirke am Rand der Stadt, quert Straßen, Siedlungen, und sein Blick hält fest: ein Fensterleuchten, eine Gasthaustafel, die Winterlichkeit des trockenen Laubs, der Lampenlichter, Plastikblumen, Einsamkeiten. Immer wieder macht sich der Liebende auf den Weg, rastlos, findet Erleichterung im Gehen, wenn auch der Schritt ein stockender, die Richtung ungewiß ist. Er verläßt, was er liebt, und geht ihm doch entgegen, findet es wieder hier und dort, im Ruf der Amsel oder im Blau der Nacht. Michael Donhausers Liebes- und Lobgedichte haben den Charakter von Liedern, eine Winterreise mit Frühlingsträumen, auf der den Wanderer nur der Rhythmus und die Musik seines Schrittes begleiten. Er beschwört nicht eine, sondern viele, besingt die Erinnerung an Kirschbäume, Schultaschenschlenkern, Spätnachmittagsstimmen und nicht zuletzt die Schönheit von Wörtern wie „Schneewind“ oder „Holunder“.

Residenz Verlag, Klappentext, 1991

 

 

 

Michael Donhauser – Lieder und Legenden, Lesung und Gespräch

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Michael Donhauser liest bei Weltklang – Nacht der Poesie 2020 ab 1:41:50.

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