1. EINLEITUNG – ANNÄHERUNG AN ODA SCHAEFER
Die Lyrikerin, Prosaschriftstellerin, Feuilletonistin und Hörspielautorin Oda Schaefer scheint heute auf den ersten Blick weitgehend in Vergessenheit geraten sein. Ihre Bücher können, sofern überhaupt möglich, nur noch im antiquarischen Buchhandel erworben werden und gehören nicht zum sogenannten Kanon der Literatur des 20. Jahrhunderts, genauso wenig wie bislang eine eingehende Auseinandersetzung mit ihrem Gesamtwerk stattgefunden hat.
Das Interesse an Oda Schaefer jedoch ist in den letzten Jahren gewachsen, und zwar nicht nur im literaturwissenschaftlichen Bereich.
Oda Schaefer im Internet
Nähert man sich der Schriftstellerin z.B. via Internet, ist man von den Ergebnissen einer einfachen Suche bei google überrascht: Ca. 280 Seiten werden angezeigt, in denen der Name „Oda Schaefer“ zu lesen ist1 – mit steigender Tendenz. Da man bei einer derartigen Internetrecherche nicht davon ausgehen kann, dass es sich bei allen Treffern um den gesuchten Begriff handelt, muss das Ergebnis genauer analysiert werden.
Zieht man – von den gefundenen Seiten ca. 13% an fehlerhaften, nicht die Autorin Oda Schaefer betreffenden Daten ab, so bleibt ein Ergebnis von ca. 87% an Treffern. Ein großer Teil – ca. 19% – bezieht sich auf angebotene Bücher oder Artikel von Oda Schaefer in Antiquariaten, ca. 9% auf Manuskripte oder Briefe in verschiedenen Archiven, wie u.a. dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, der Stiftung der Akademie der Künste in Berlin, dem Literaturarchiv der Monacensia München, und in Sammlungen wie dem Franz-Michael-Felder-Archiv sowie der Getty Foundation in Los Angeles, die einzelne Briefe von Oda Schaefer besitzen.
Während man bei einer derartigen Recherche u.a. auch auf eine Straßenneubenennung in München am Bavariaring, nämlich den „Oda-Schaefer-Weg“, aufmerksam wird,2 erhält man zudem viele Hinweise (ca. 35%) auf die Erwähnung der Autorin in wissenschaftlichen Publikationen, Aufsätzen, Rezensionen oder Essays, die entweder auf Oda Schaefer als Korrespondenzpartner und Freund des jeweils in den Untersuchungen im Zentrum stehenden Autors eingehen (Beispiele dafür sind Peter Huchel,3 der bekannterweise enge Kontakte zu dem Schriftstellerpaar Oda Schaefer/Horst Lange hatte, Elisabeth Langgässer, eine sehr gute Freundin Oda Schaefers bis zu ihrem Tod 1950, und auch der Schweizer Schriftsteller Alexander Xaver Gwerder)4 oder die auf Erinnerungen Oda Schaefers an persönliche Zusammentreffen mit bedeutenden Autoren hinweisen, wie z.B. bei Gottfried Benn.5 Auch in Untersuchungen zu Autoren wie u.a. Horst Lange,6 Günter Eich,7 Georg Britting,8 Gertrud Kolmar,9 Arno Schmidt10 sowie einer Publikation zum Piper-Verlag11 ist ihr Name zu lesen.
Oda Schaefer wird jedoch nicht nur im Kontext von Arbeiten zu einem bestimmten Autor genannt. Als Mitglied des Künstlerkreises um die Zeitschrift Die Kolonne steht sie im Interesse des im Jahre 2000 im A1 Verlag von der Monacensia herausgegebenen Buches Der Traum vom Schreiben über Münchner Schriftstellerinnen von 1860–196012 und als Autorin nicht-nationalsozialistischer Literatur zusammen mit acht weiteren schreibenden Frauen im Blickpunkt der von Lydia Marhoff verfassten Dissertation Zwischen Abwehr und Anpassung. Strategien der Realitatsverarbeitung in den Texten nichtfaschistischer junger Autorinnen von 1930–1945.13
Weitere Hinweise auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Oda Schaefer sind Arbeiten über Naturgedichte, z.B. von Dirk Rühaak an der Universität Erlangen,14 oder über deutsche Dichterinnen, wie die von Gisela Brinker-Gabler herausgegebene Untersuchung Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart,15 in denen ihr Name zu finden ist. Auch auf ihren Protest in den fünfziger Jahren gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr macht eine Seite aufmerksam, auf der die Namen der beteiligten Dichter und Schriftsteller verzeichnet sind.16
Zudem gibt es eine Reihe von Treffern, die auf die Werke Oda Schaefers verweisen, wie z.B. die von der Edition Arnshaugk 1995 veröffentlichte Auswahl der Gedichte von Oda Schaefer,17 einen das Gedicht Sappho behandelnden Artikel in der Zeitschrift Dimensions 218 sowie ein von Albinas Misevicius und Oda Schaefer übertragenes litauisches Märchen Silpnutis und Vyliukas.19 Ihre Lyrik ist mit ca. 16% an Trefferquote ebenfalls im Internet vertreten; allerdings beziehen sich viele Webkataloge einzelner Suchmaschinen und Webverzeichnisse20 immer wieder auf dieselbe Seite mit den Gedichten „An meinen Sohn“, „Im Hades“, „Veränderung“ – eine von „Flora“ zusammengestellte Gedichtsammlung ausschließlich von Dichterinnen.21 Neben dem Poem „Holunder“, das sowohl in der Gedicht-Datenbank Forschungsring22 als auch auf der Homepage des Dorfes Achternholt23 verzeichnet ist, und einem Zitat Oda Schaefers in einer italienischen Aphorismen-Sammlung,24 findet man bezeichnenderweise ihre Gedichte nicht nur auf der Homepage eines Seniorentreffs25 (Gedicht „Herzangst“), sondern auch auf einer Seite der Rothenfelser Jugendtagung26 mit Songtexten zum Thema Traum, hier das Gedicht „Die Verzauberte“. Generationenunabhängig scheint damit die Lyrik Oda Schaefers auf Anklang zu stoßen. Für die plastische Aussagekraft ihrer Gedichte spricht auch, dass man ihre Lyrik – das Gedicht „Letzter Baumschatten“ – in einer im Fach Kunsterziehung gestellten Aufgabe mit dem Thema „Malen als Prozess“ entdecken kann.27
Die Anzahl an Treffern von Oda Schaefer in verschiedenen Autorensammlungen (ca. 8%) rundet die sich ergebende, bemerkenswerte Internetpräsenz ab:28 Neben der Auflistung u.a. in Lyrikwelt, litlinks, wikipedia, wissensnetz und dem Munzinger-Archiv erscheinen auch Hinweise auf italienische Seiten wie poesia femenina alemana oder englische Datensammlungen, wie z.B. das Marylin Online Lexikon unter www.rubycon.de, die Any-Day-in-History-Page von Scope Systems unter www.scopesys.com oder der What happened all those years ago-Seite unter www.andibradley.com.
Oda Schaefer in Forschungsliteratur und literaturgeschichtlichen Untersuchungen
Ein gesteigertes Interesse an der Autorin im Bereich der Forschungsliteratur wurde bereits durch die Analyse der Internetrecherche deutlich. Zu den genannten Untersuchungen von Lydia Marhoff und Ulrike Leuschner wurden zum 100. Geburtstag Oda Schaefers im Dezember 2000 zwei Artikel in Literaturzeitschriften publiziert,29 die auf die Bedeutung der Schriftstellerin in der Literatur des 20. Jahrhunderts verweisen. Dazu erfolgt ihre Erwähnung in Arbeiten über Autoren, die mit ihr befreundet oder bekannt waren, was die in den letzten Jahren erfolgte Aufarbeitung der Werke von Zeitgenossen Oda Schaefers dokumentiert.30 Gerade in diesem Kontext gewinnt die Auseinandersetzung mit Oda Schaefer, die, sofern überhaupt, bis zu den letzten Jahren vor allem in Literaturgeschichten und Literaturlexika stattfand, an Bedeutung. Hier nämlich ging die Beschäftigung mit dieser Autorin in der Regel nicht über eine Namensnennung, zumeist im Kreis um die Zeitschrift Die Kolonne,31 oder im Bereich der Naturlyrik in der Nachfolge von Oskar Loerke32 und Wilhelm Lehmann,33 hinaus. Die je nach Publikationsdatum der einzelnen Literaturgeschichten unterschiedlichen Bewertungen der Werke Oda Schaefers spiegeln dabei die Entwicklung der Literatur und der Literaturkritik im 20. Jahrhundert wider, indem entsprechend der die Dominanz der abendländischen, humanistischen Kulturtradition der fünfziger Jahre34 ablösenden, in den sechziger und siebziger Jahren zunehmend vorherrschenden Ideologiekritik der Vorwurf – auch an Oda Schaefer – lauter wurde, sich mit ihrer Lyrik vor allem während des Nationalsozialismus vor der gesellschaftlichen Wirklichkeit zurückgezogen und nicht gegen die Diktatur opponiert zu haben,35 was bei der Rezeption dieser Schriftstellerin im Einzelnen zu zeigen sein wird.
Oda Schaefer in Lyrik-Anthologien
Ein gesteigertes Interesse an Oda Schaefer kann man auch bei einer Untersuchung von Lyrik-Anthologien erkennen. Überblickt man die Ergebnisse einer Analyse von Lyrik-Anthologien von den fünfziger Jahren bis heute,36 so stellt man neben der Tatsache, dass von ca. 150 geprüften Lyrik-Anthologien 56 Gedichte dieser Autorin aufweisen,37 fest, dass dabei über ein Drittel der Treffer bei Anthologien zu finden ist, die im Zeitraum von 1990 bis jetzt erschienen, davon drei38 Gedichtsammlungen im Jahr 2002, zwei39 im Jahr 2003 und sogar sechs40 im Jahr 2004.
Allein diese Zahl lässt doch gewisse Rückschlüsse auf die aktuelle Präsenz von Gedichten Oda Schaefers auf dem Büchermarkt zu. Sie scheinen heute gerade in Lyrik-Anthologien mit allgemeinen, zeitlos-gültigen, bei einem breiteren Lesepublikum beliebten Themen (besonders im Bereich der Naturlyrik) immer wieder gerne eingesetzt zu werden – auch hier mit steigender Tendenz.
Resümee
Da bislang eine eingehende, detaillierte wissenschaftliche Aufarbeitung des Werkes von Oda Schaefer fehlt, jedoch das Interesse an dieser Schriftstellergeneration in der Fachliteratur und auch an Oda Schaefer, wie durch die aktuelle Präsenz in Lyrik-Anthologien belegt wird, durchaus vorhanden ist, soll die vorliegende Arbeit das Werk dieser Dichterin zusammen mit ihrer Person in einem ersten Überblick darstellen,41 ausgehend von ihrer Lyrik über ihre Prosa, Feuilletons und Hörspiele ihr Schaffen offen legen und über die vielseitigen Kontakte der Dichterin zu bedeutenden Kollegen und Freunden Aufschluss geben. Dem Leben Oda Schaefers in seiner Exemplarität hinsichtlich der kulturell-politischen, historischen und literarhistorischen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts gilt es dabei nachzugehen.
Aufgrund der Tatsache, dass diese Autorin aus finanziellen Gründen – sie musste nach dem Krieg nahezu allein für ihren eigenen Lebensunterhalt und den ihres Mannes Horst Lange aufkommen – fast immer parallel an mehreren Werken gleichzeitig arbeitete (z.B. an Sendungen für den Rundfunk, Gedichten, Erzählungen oder auch an Feuilleton-Beiträgen), war die Verfahrensweise einer typischen Werkbiographie kaum möglich.
Daher wird im Folgenden nach Gattungen gegliedert und innerhalb dieser chronologisch vorgegangen, um jeweils hier eine – sofern vorhandene – Entwicklung aufzeigen zu können; die enge Verzahnung von Leben und Werk Oda Schaefers soll dabei nicht vernachlässigt werden.
Die Vorstellung und Analyse ihres lyrischen Œuvres bildet, da sie gerade für ihre Lyrik mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet wurde, und sie sich selbst in erster Linie als Lyrikerin betrachtet hat, einen Schwerpunkt dieser Arbeit. Der Zuweisung dieser Autorin zur Wilhelm-Lehmann-Nachfolge im Spiegel der Literaturgeschichten ist dabei nachzugehen, genauso wie Fragen nach der Zuordnung zum ,magischen Realismus‘, nach Motiven, Themen, Traditionen und stilistischen Besonderheiten ihrer Lyrik zu überprüfen sind. Ebenso soll auf die Bedeutung persönlicher Lebensumstände sowie deren Spiegelung in ihrem Werk aufmerksam gemacht werden.
Neben einer ausführlichen Biographie gilt es auch, dem Stellenwert und der Bedeutung von Oda Schaefer im literarischen Leben Deutschlands gerecht zu werden. Sie unterhielt seit ihrer Zeit im Berlin der zwanziger Jahre zahlreiche Kontakte zu führenden nationalen und internationalen künstlerisch bedeutsamen Persönlichkeiten, die sie nach dem Krieg u.a. durch ihre Angehörigkeit zum PEN und zur Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie – im regionalen Raum München – durch den Besuch traditioneller Münchner Literaturforen, wie z.B. der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, des literarischen Stammtisches von Georg Britting oder des Tukan-Kreises, weiter ausbaute und intensivierte. Viele ihrer Korrespondenz- und Arbeitspartner in den fünfziger und auch sechziger Jahren waren während der Herrschaft des Nationalsozialismus wie Oda Schaefer selbst nicht emigriert, sondern in Deutschland geblieben, und wurden im Nachhinein als sogenannte ,innere Emigranten‘ bezeichnet – ein problematischer Begriff, dessen Unschärfe in der Bezeichnung liegt,42 und aufgrund seines Fragen aufwerfenden Charakters43 zu einer „ins schier Uferlose“44 gewachsenen Anzahl von Publikationen geführt hat.45 Neben der Frage, ob es die ,innere Emigration‘ überhaupt gegeben habe, wurde die Auseinandersetzung vor allem von einer äußerst politisch akzentuierten Herangehensweise dominiert, die immer wieder zu dem Vorwurf führte, die Literatur der ,inneren Emigration‘ „sei – mehr oder weniger getarnt – faschistisch und hätte nicht nur nichts dazu beigetragen, das Regime Hitlers zu stürzen, sondern hätte dasselbe auch noch unterstützt.“46 Wenn festgestellt wird, dass sich heute die Diskussion „zu reduzieren [scheint) auf zwei Blöcke, von denen der eine großzügig immer mehr Schriftsteller und Künstler in diese Kategorie einordnet und der andere, der kategorisch das gesamte Konzept der „inneren Emigration“ als bloßen Deckmantel, als Rechtfertigung und Entschuldigung, – im ursprünglichen Sinne –, für Schweigen, Mitläufertum oder gar Sympathisantenverhalten ablehnt“,47 so übt diese Politisierung offenbar nach wie vor großen Einfluss auf den Umgang mit diesem historischen Phänomen aus. Doch schließt sich nun im Rahmen der literaturwissenschaftlichen, besonders der literarhistorischen Wahrnehmung des Nationalsozialismus und der literarischen ,inneren Emigration‘ nach einer „Phase der Ideologiekritik“48 nun eine eher dokumentarisch-empirische Aufarbeitung von bislang übersehenen Materialien an, die die Basis für differenzierte Wertungen schafft und zur Überprüfung von Kriterien zwingt, die unbefragte Gültigkeit beanspruchen konnten.
Oda Schaefer als nichtfaschistische Autorin der ,inneren Emigration‘, der nach 1945 deutlich „der Vortritt vor den Exulanten gewährt wurde“,49 wie man u.a. auch an der Vergabe von Literaturpreisen ersehen kann,50 die „als Indikatoren der Wegbereitung der politisch-kulturellen Restauration51 fungierten, genoss in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren großes Ansehen. Ihre Karriere ist beispielhaft für den Aufbau eines restaurativen, von Kontinuität geprägten politisch-kulturellen Klimas der fünfziger Jahre, und auch ihre weiteren Auszeichnungen in den sechziger und siebziger Jahren reihen sich mühelos in die allgemeine Tendenz ein, dass Vertreter der sogenannten ,inneren Emigration‘ „die Literaturpreisszene bis weit in die sechziger Jahre hinein“52 einfärbten.
Die Fülle an Kontakten Oda Schaefers zu Korrespondenzpartnern, die unterschiedlichste Stellungen und Positionen im literarischen Leben der Bundesrepublik einnehmen, spiegelt zudem das die fünfziger Jahre ebenso beherrschende Phänomen des Pluralismus53 wider. Anhand ausgewählter Briefwechsel gilt es, die Beziehungen dieser Schriftstellerin in dem sich konstituierenden literarischen Netzwerk und ihre Bedeutung darin darzustellen.
Oda Schaefers Werk beschränkt sich allerdings nicht nur auf ihre Lyrik. Sowohl als Autorin von einigen Erzählungen und kurzen Prosastücken in den Bänden Die Kastanienknospe, Die Unvergleichliche Rose, Katzenspaziergang, Die Haut der Welt als auch als Hörspielautorin (u.a. Das flandrische Eisfest, In die Nacht hinein, Libellenbucht, Die Göttliche, Belle Epoque) ist sie der literarischen Öffentlichkeit der fünfziger und sechziger Jahre bekannt; große Erfolge feierte sie in den siebziger Jahren mit ihrer Autobiographie Auch wenn Du träumst, gehen die Uhren – sie erschien in mehreren Auflagen – und dem dazugehörigen zweiten Band Die leuchtenden Feste über der Trauer, die auch heute für ihren Bekanntheitsgrad als Chronistin verantwortlich sind.54Vgl. Hub Nijssen: „Über die Widerstandskraft der Vernunft. Huchel, Eich und Lange, junge Autoren unter der Hitler-Diktatur“: In: Wilhelm Haefs / Walter Schmitz (Hg.): Martin Raschke (1905–1943). Leben und Werk, Dresden: Thelem bei w.e.b. 2002, S. 107–120. Seiner Meinung nach gilt Oda Schaefer „heutzutage eher als Chronistin denn als Lyrikerin“, S. 119.[/footnote] Diese Werke in ihren Inhalten, Motiven und stilistischen Spezifika kurz vorzustellen, soll ein weiteres Ziel vorliegender Arbeit sein.
Gerade Oda Schaefers kurze Prosastücke sind eng mit ihrer feuilletonistischen Tätigkeit verbunden, mittels derer sie für sich selbst und für ihren Mann ihren Lebensunterhalt bestritt.
Waren es zu Beginn der fünfziger Jahre vor allem literaturkritische Essays und Rezensionen für die Süddeutsche Zeitung, Die Neue Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, durch die sich Oda Schaefer im Literaturbetrieb einen Namen erschrieb, stehen in den sechziger Jahren kulturgeschichtliche Themen in den Feuilletons verschiedenster literarischer Publikationsorgane sowie im Rundfunk im Vordergrund. Bereits in den dreißiger Jahren hatte sie für den Berliner Rundfunk gearbeitet und für das Liegnitzer Tageblatt Artikel zu Modefragen verfasst, ein Gebiet, auf dem sie auch weiterhin aktiv und durch ihr immens umfangreiches kulturelles Wissen und ihren allgemein als exzellent bekannten Geschmack äußerst gefragt war. Ihre Bücher Die Boutique, Ladies only oder der für den Piper Verlag herausgegebene Band Der Dandy, die hier zusammen mit einigen ausgewählten Kritiken und Feuilleton-Beiträgen kurz vorgestellt werden, geben hierüber Aufschluss.
Da die persönlichen Lebensumstände Oda Schaefers unweigerlich auch mit ihrem Werk verbunden sind, sollen biographische Daten in den Analysen der jeweiligen Werke berücksichtigt werden. Allerdings liegen zu ihrer Zeit bis 1945 nur wenige persönliche Informationen in Form von Briefen oder Manuskripten vor, da Oda Schaefer bei Kriegsende überstürzt Berlin verlassen musste. Sämtliche Materialien aus Berlin-Zehlendorf sind nicht mehr auffindbar, ihre Wohnung wurde zwangsbesetzt, die Möbel vernichtet oder verschenkt, womit auch alle persönlichen Unterlagen, Manuskripte, Briefe – auch die ihres Mannes Horst Lange – unwiederbringlich verloren waren. So sind einzelne Briefe von Oda Schaefer bis 1945 vor allem in Nachlässen anderer Schriftsteller, mit denen sie korrespondierte, u.a. im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar einsehbar. Ihr Nachlass mit der größten Materialsammlung befindet sich im Literaturarchiv der Monacensia in München, der die Hauptquelle für die Auseinandersetzung mit dieser Dichterin darstellt. Hier sind neben einer Fülle an Briefen und Manuskripten auch zahlreiche Rezensionen der Werke Oda Schaefers in der Literatur- und Tageskritik, die Aufschluss über die Rezeption dieser Autorin geben. Bis auf die Kritiken zu den jeweiligen Lyrikbänden, die aufgrund des Schwerpunktes in diesem Bereich gleich im Anschluss an die Vorstellung des jeweiligen Gedichtbandes behandelt werden und damit auch über die Position und zeitgenössische Bewertung dieser Autorin zu ihrer Zeit Auskunft geben, soll die Rezeption Oda Schaefers am Ende der Arbeit überblicksartig zusammengefasst werden.
Eine ausführliche Bibliographie wird gerade im Hinblick auf weitere Forschungsvorhaben und -themen Hilfestellung leisten.
1 . Einleitung – Annäherung an Oda Schaefer
Oda Schaefer im Internet – Oda Schaefer in Forschungsliteratur und literaturgeschichtlichen Untersuchungen – Oda Schaefer in Lyrik-Anthologien – Resümee
2. Oda Schaefer in ihrer Zeit
2.1 Oda Schaefer – Biographie
2.2 Die Bedeutung Oda Schaefers im literarischen Leben des 20. Jahrhunderts
2.2.1 Frühe Kontakte aus den zwanziger und dreißiger Jahren
Gunter Groll – Erich Kästner – Werner Bergengruen – Günter Eich – Peter Huchel – Elisabeth Langgässer – Karl Krolow
2.2.2 Korrespondenzen nach dem Krieg
Hans Egon Holthusen – Alexander Xaver Gwerder – Carl Zuckmayer – Richard Friedenthal – Hans Sahl – Martha Saalfeld – Wolfgang Koeppen – Marie Luise Kaschnitz – Robert Minder
3. Das lyrische Werk Oda Schaefers und seine Rezeption
Das Elbische – das Orphische
3.1 Die Windharfe. Balladen und Gedichte
3.1.1 Die Windharfe im Spiegel der Literaturkritik
3.2 Irdisches Geleit. Gedichte
3.2.1 Irdisches Geleit im Spiegel der Literaturkritik
3.3 Madonnen. Ein Bildbuch mit Gedichten
3.4 Kranz des Jahres. Zwölf Gedichte
3.5 Unter dem sapphischen Mond. Deutsche Frauenlyrik seit 1900
3.5.1 Unter dem sapphischen Mond im Spiegel der Literaturkritik
3.6 Grasmelodie. Neue Gedichte
3.6.1 Grasmelodie im Spiegel der Literaturkritik
3.7 Der grüne Ton. Späte und frühe Gedichte
3.7.1 Der grüne Ton im Spiegel der Literaturkritik
3.8 Oda Schaefer. Wiederkehr. Ausgewählte Gedichte
4. Prosa, feuilletonistische Arbeiten und Beiträge für Rundfunk und Fernsehen
4.1 Prosa
4.1.1 Erzählungen
4.1.1.1 Die Kastanienknospe. Erzählungen
Die Kastanienknospe – Die Libelle – Im Gewitter – Fremdes Leben
4.1.1.2 Die Haut der Welt. Erzählungen und Augenblicke
Kornfrevel – Schritte ohne Spur
4.1.2 Kurze Prosastücke
4.1.2.1 Unvergleichliche Rose. Kleine Prosastücke
Unvergleichliche Rose – Warten – Die verzauberte Minute – Lob der Euphorie – Brahms-Sinfonie – Sonntagvormittag – Geruch eines Apfels – Seifenblasen – Erinnere Dich!
4.1.2.2 Katzenspaziergang. Poetisches Feuilleton
Eine frühe Vision – Monolog eines Steins – Zu Fuß im Winter – Entenfrühling – Die Katze, die allein spazieren ging – Die fliegende Prinzessin – Altweibersommersonne liest aus der Hand – Schnecken-Piazza – Es wimmelte von Faunen – Der Wind dreht sich – Unter einer Linde zu liegen – Das Seepferdchen – Zwei Klaviere – Ende des Sommers – Die Malerin
4.1.2.3 Die Haut der Welt. Erzählungen und Augenblicke
Spiegelungen – Die Haut der Welt – Eine jede Kugel trifft ja nicht
4.1.3 Autobiographien
4.1.3.1 Auch wenn Du träumst, gehen die Uhren. Lebenserinnerungen
4.1.3.2 Die leuchtenden Feste über der Trauer. Erinnerungen aus der Nachkriegszeit
4.2 Feuilletonistische Arbeiten
4.2.1 Literaturkritische Beiträge
4.2.2 Gesellschaftskritische und kulturgeschichtliche Essays
4.2.2.1 Die Boutique. Von den schonen kleinen Dingen der Mode
4.2.2.2 Ladies only oder Von der Kunst Dame zu sein
4.2.2.3 Der Dandy
4.2.2.4 Und fragst du mich, was mit der Liebe sei. Oda Schaefer antwortet auf eine unbequeme Frage
4.2.2.5 Die Hau: der Welt. Erzählungen undAugenblicke
Frauenbilder
4.3 Rundfunk- und Fernseharbeiten Oda Schaefers
4.3.1 Hörspiele
4.3.1.1 In die Nacht hinein
4.3.1.2 Libellenbucht. Eine Funkballade
4.3.1.3 Die Göttliche
4.3.1.4 Belle Epoque
4.3.1.5 Die Nacht vor Weihnachten
4.3.2 Die schwarze Sonne. Ein Fernsehspiel nach dem Roman Verlöschende Feuer von Horst Lange
5. Die literaturkritische Rezeption von Oda Schaefer und ihren Werken
6. Ausblick
Abkürzungsverzeichnis
Bibliographie
Bibliographie zum Werk von Oda Schaefer
Ungedruckte Quellen
Buchpublikationen von Oda Schaefer, von Oda Schaefer herausgegebene Werke sowie Werke von Oda Schaefer, die von anderen herausgegeben wurden
Beiträge Oda Schaefers in Zeitungen und Zeitschriften
Nicht Datiertes / Beiträge ohne Erscheinungsdatum und Angabe des Namens der Zeitung bzw. der Zeitschrift
Beiträge Oda Schaefers in Buchpublikationen
Gedichte Oda Schaefers in Anthologien
Von Rundfunkanstalten bestätigte Rundfunk- und Fernsehbeiträge von und über Oda Schaefer
Rezensionen zu Oda Schaefer
Berichte über Oda Schaefer in Zeitungen und Zeitschriften
Nachrufe
Rezensionen zu einzelnen Werken
Sekundärliteratur zu Oda Schaefer
Sekundärliteratur
Dank
Personenregister
ist vielleicht die bekannteste Unbekannte in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Man begegnet ihr immer wieder in diversen Zusammenhängen, sei es als Lyrikerin, Kolonne-Autorin, „Innere Emigrantin“, Chronistin oder Autobiographin, deren Auskünfte über andere oft zitiert werden – die bislang selbst aber nie Gegenstand einer angemessenen Würdigung geworden ist.
Fundiert auf umfassenden Recherchen in einem noch kaum bearbeiteten Feld, ist die vorliegende Untersuchung die erste umfassende Oda-Schaefer-Monographie überhaupt. Vor allem der Briefwechsel der Autorin mit befreundeten Schriftstellerkollegen wie Erich Kästner, Werner Bergengruen, Günter Eich und Karl Krolow oder – nach dem Zweiten Weltkrieg – Wolfgang Koeppen und Carl Zuckmayer dokumentiert eindrücklich ihre Bedeutung im literarischen Leben ihrer Zeit. Diese Beziehungen werden hier nicht nur individuell gewürdigt, sondern auch in ihren zeitgeschichtlichen und/oder literarhistorischen Kontexten situiert. Damit ergänzt die Untersuchung bereits vorliegende Arbeiten zur Sozialgeschichte der Intellektuellen und Schriftsteller im Deutschland des 20. Jahrhunderts um wesentliche Aspekte.
Neben Ausführungen zur Prosa Oda Schaefers, zu ihren feuilletonistischen Arbeiten sowie ihren Beiträgen für Rundfunk und Fernsehen bilden Präsentation und Analyse ihrer noch heute – vor allem in neueren und neuesten Anthologien – bemerkenswert präsenten Lyrik einen weiteren Schwerpunkt der Studie.
Eine ausführliche Bibliographie am Ende der Arbeit verzeichnet erstmals so vollständig wie möglich die Werke Oda Schaefers, Rezensionen ihrer Werke sowie die Sekundärliteratur.
Aisthesis Verlag, Klappentext, 2006
Eberhard Horst: Gegen die Dunkelheit der Welt
Eberhard Horst: Geh ein Wort weiter. Aufsätze zur Literatur, claassen Verlag, 1983
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