BIOPSIE
9.
Wenn ich nicht weiter direkt in die Nachttischlampe schaue,
aaaaaso daß sich der Glühfaden einbrennt
und mit dem Blick herumschweift,
eine Lichtspur auf den Augapfel tätowiert;
aaaaawenn nicht alle Schränke sperrangelweit geöffnet
und in umgekehrter Reihenfolge wieder geschlossen werden,
aaaaawenn nicht die Kaskade der Amsel aus zerbrochenem,
aaaaafallendem Glas,
wenn nicht jeder Tonsprung,
wenn nicht jedes Spektrum aus konzentriertem Licht
aaaaain eine Tonleiter aus Blut geschleudert wird,
wenn ich im Schein der Straßenlaterne nicht ganz still im Bett liege,
aaaaawenn nicht der Schatten des Wasserglases genau an der Tischkante endet,
wenn das Fenster nicht im richtigen Winkel angelehnt ist,
wenn nicht die Schnürsenkel aller Schuhe gelöst sind,
aaaaageht heute nacht die Welt unter.
mit der Sprache, das den Autor interessiert. Er baut Versuchsanordnungen auf, beobachtet und notiert. Die Ergebnisse sind dabei nicht im Voraus festgelegt. Er lässt sich vielmehr überraschen, wie sich die Texte entwickeln, die oft im Spannungsbogen zwischen der naturwissenschaftlicher Exaktheit und den poetischen Möglichkeiten stehen.
Für Morten Søndergaard heißt „lesen zuhören, am Geschriebenen aktiv teilnehmen. Das Fehlende hinzufügen, Bilder, Räume, Stimmungen, Gefühle auf der Basis einer Reihe von zufälligen schwarzen Zeichen auf einem Stück Papier zu erschaffen. Manchmal hat man das Gefühl, daß alle Schriftsteller und niemand Leser sein möchte. Doch wie der argentinische Autor Borges sagte, sind gute Leser seltenere Schwäne als gute Schriftsteller.“
litteraturverlag roland hoffmann, Ankündigung
Morten Søndergaard liest seine Gedichte „Eufori“ und „Hundeslagsmål“ in Aabenraa am 13.03.2010.
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