LUXUSGEDANKEN
ft. bodo hell
wär ich mein eigenes tier, ließe ich mich springen, tänzeln,
paradieren, herumtigern, wenden & alles zugleich, im
trott, im schritt, möwengang, galopp, waldesritt, monty-
python-artig, im kleppertrott, hüpfte wie ein steinbock
rauf & runter überdrüber auf & nieder über unlösbare
halbgedanken & informationen wohin die dinge sich lösen,
mich ziehen zwischen hirschbraun, fuchsrot, apfelgrau,
rehfarb, kuhhaar, gescheckt, himmelsgrau rotwild
wassergrün hechtblau aal-right die farbe zählt doch! hechte
gucken genau hin! und ich so nass von see und regen,
würde mich eben genau in immer dieser reihenfolge:
schütteln – zuerst körper, dann kopf, körper-kopf je
nachdem wo die schultern, der bauch, das gesicht, der
mund – ach hätte ich hände? – luftschwimmen, stolpern,
vorbeifliegen, stehenbleiben, weiterringen, herumstreifen
mit allerlei nicht-humanen, auch außerirdischen Intelligenzen, Kontakt aufzunehmen, begreift und gestaltet die Autorin Sprache als etwas Faszinierendes, genuin Entgrenztes. Vom alles durchdringenden Sound brüllender Tiger über farbenfrohe Bewegungen und Begegnungen bis zu überraschenden Überlagerungen entstehen Kompositionen, die uns auffordern, die Schranken des Speziesismus zu überwinden und in unserer unmittelbaren Umgebung ebenso wie zu planetaren Mitbewohner*innen eine spielerische, denkfühlende Perspektive einzunehmen: als Resonanzkörper durch unser Mitschwingen in immer veränderlicher Einwirkung. Mit TIGER TOAST legt Nika Pfeifer einen mitreißenden Beitrag für eine poetische Sprache der Zukunft vor.
wir hatten plötzlich eine neue sprache
für wortspiele für einen planeten b
für den frühling
und das ganze kochen
eine nachricht für neue sterne
eine languasch for all
Ritter Verlag, Klappentext, 2024
jedoch im umgekehrten Sinne. Hier wird nicht geraubt, sondern die Lesenden werden mit einer Fülle von Ideen, Verweisen, multilingualen Spielereien und poetischen Ein- und Ausdrücken überhäuft. Mit TIGER TOAST hat die Autorin und Sprachwissenschaftlerin Nika Pfeifer etwas geschaffen, das räumliche und sprachliche Grenzen überschreitet. Es ist global, wie die Poesie global ist, es ist nah und fern wie ein Tiger und individuell wie der Abend nach einem Arbeitstag. Das Buch ist daher bei Weitem nicht nur Zirkus oder Akrobatik, sondern es finden sich hier feine Beobachtungen, aus dem Alltag gegriffen und aus dem Leben gepellt. Es lädt zum Verweilen und Weiterspringen ein. Dies spiegelt sich auch in der Vielfalt der Form wider. Es scheint, als hätte jeder poetische Impuls der Autorin sich jene Form genommen, deren er bedarf, um Text zu werden. TIGER TOAST ist Pop oder popkulturell, es ist softer Punk, mit Remixes, Comics, Hinweisen und Verweisen. Kurz: In dem Band zeigt sich die Gegenwart, in ihren Fragmenten, Szenen und Codes.
Judith Nika Pfeifer: Yes! Poesie. Pluralwort. Zeitvertreib.
Judith Nika Pfeifer im Gespräch mit Udo Kawasser über Kreativität und Prekariat.
Judith Nika Pfeifer: „aus dem elfenbeinturm“. #3 Balkonperformance am 3.11.20214 vom Balkon der schule für dichtung hinunter: Mariahilfer Str. 88A, 1070 Wien
Schreibe einen Kommentar