Nika Turbina: Poesiealbum 227

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Nika Turbina: Poesiealbum 227

Turbina/Hachulla-Poesiealbum 227

aaaaDie Last meiner Verse −
Steine bergan.
Ich trag an den Felsen
Sie dicht heran.
Falle ins Gras aufs Gesicht,
Die Tränen reichen nicht aus.
Meine Strophe zerreiße ich −
Der Vers schluchzt sich aus.
In den Händen ein Schneiden −
Brennesselbrennen!
Es lassen Tags Bitterkeiten
Sich mit Worten benennen.

aaaaa1981
Übertragen von Thomas Böhme

 

 

 

Nika Turbina

Gerade elf Jahre zählt dieses Mädchen von der Krim und sie setzt mit ihren verblüffend kühnen, einfach-schönen Gedichten in Erstaunen. Nika Turbinas Verse geben uns die Chance, ein Stück mit ihr zu gehen auf dem beschwerlichen Weg vom Kind zum Erwachsenen, vom Mädchen zur Frau. Sie legen uns einen Schlüssel in die Hand, einzutreten in ihre Welt voll warmer Farben, sanfter Ahnungen und dunklem Schmerz. keineswegs lieblich, sondern ernst, ja dringlich im Ton öffnen die Gedichte eine Erfahrungswelt, in der sich kindlich zartes Fühlen und reife Nachdenklichkeit bedingen.

Ankündigung in Roman Ritter: Poesiealbum 226, Verlag Neues Leben, 1986

Ich denke, wir haben vor uns eine höchst seltene Erscheinung,

vielleicht ein Wunder: eine achtjährige Dichterin! … Argwohn wurde laut: „Das kann sie doch nicht selber geschrieben haben! Ganz und gar unkindlich!“ auch ich war spektisch bis zu jenem Sommertag, an dem ich Nika in Pasternaks Haus in Peredelkino begegnete und sie bat, mir einige ihrer Gedichte vorzutragen. Sogleich verflogen alle Zweifel. Derart können allein Dichter sprechen. In ihrer Stimme war ein besonderer, ich möchte sagen: lang ausgetragener Klang zu spüren. Später gab mir Nikas Mutter alles von Nika Geschriebene, und ich begriff, daß mir nicht einfach einzelne Gedichte vorlagen, sondern ein Buch, denn all das vereinte, fügte sich zum Bild einer Persönlichkeit. … Nikas Antwort auf meine Frage nach ihrem Lieblingsdichter, ich gestehe es, verblüffte mich: „Majakowski“. Unwillkürlich rief ich: Aber du ähnelst ihm überhaupt nicht!“ – „Das“, antwortete Nika, „ist nicht wichtig. Seine Verse geben mir Kraft.“

Jewgeni Jewtuschenko, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1986

Sympathischerweise

sperrt sich die russische Sprache seit Olims Zeiten gegen den Begriff „Wunderkind“; in Art eines Geisterfahrers gespenstert er, als Ҕyндеркинд, in ihr umher. In Hinblick auf die Turbina allerdings wird er in der Sowjetunion doch in den Mund genommen: vorsichtig, respektvoll, ganz ohne den hätschelnden Beiklang von Mystik und Süßlichkeit. Denn den verbitten sich Turbinas Gedichte, kraftvoll-genaue unwehleidige Verlustmeldungen, die, obgleich sie strikt den kindlichen Erfahrungsfonds ausbuchstabieren, doch von erwachsener Weltfühligkeit getragen sind. Der Zufall will, daß Nika Turbina ebenjenes Schulhaus auf der Krim besucht, in dem Marina Zwetajewa als Gymnasiastin die Bank gedrückt hat. Die junge Dichterin scheint sich anzuschicken, in die Fußstapfen der genialen Altvorderen zu treten, gerade indem sie dieser nicht über die Schulter schaut.

Peter Gosse, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1986

 

 

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Nika Turbina – Ein Zusammenschnitt aus Filmen und Sendungen.

 

Nika Turbina – Drei Flüge.

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