Das kommt nicht auf diese Art, das geht vorbei;
geht auf jene Art, die nicht vorbeikommt, vor-
bei; auf diese Art kommt es nicht, nur auf jene;
es kommt auf eine besondere Art und Weise einher
wie etwas, das vorbeigeht auf jene Art, die
nicht vorbeikommt; immer geht es bloß vorbei;
so kommt es, daß es nie anders als auf jene
Weise oder Art vor sich geht, die anders ist
als diese; es kommt anders als es geht, und
jene Art zu kommen ist nicht diese Art zu kom-
men, und jene zu gehen nicht diese zu gehen, und
auch jene Art zu kommen ist auf diese Weise vor-
bei; auch jene Art und Weise, so einherzukommen
als käme es darauf an, wie es vorbeigeht, geht
vorbei; ja auf eine Art und Weise kommt es, daß
es auch kaum darauf ankommt, wie es kommt, daß
es auf diese Weise nicht ankommt; es kommt eben
auf jene und geht doch auf diese vorbei; die
nicht vorbeikommt; daran kommt es nicht vorbei;
es ist eine Art Kommen und Gehen im Gange, es
ist direkt schlampig, wie Dieses und Jenes ein-
hergeht, eins klüger als das andere; aber das
geht vorbei; diese vorwitzige Art und Weise im
Gehen und Kommen ist ja bloß jene, nicht diese.
Lesung von Oskar Pastior aus Ein Tangopoem und andere Texte Teil 1 + Teil 2 vom 20.4.–17.71989 im Literarischen Colloquium Berlin.
mit der Sprache ist ein fröhliches Tun, das am Ende die Sprache gar nicht zerstört, sondern frei macht von Schlacken, transparent für neue Bedeutungen. Oft stellen sich diese neuen Bedeutungen überraschend ein, so überraschend, daß man sie nicht als wortwörtliche Bedeutungen wiedererkennt. Ein jahrelanger unbedachter übertragener Gebrauch hat uns die Wörter der Sprache nur noch als Metaphern erscheinen lassen. Dieser verhüllte, dieser verhüllende Gebrauch hat uns vom ursprünglichen Wortsinn entfernt. Geflügelte Worte: Oskar Pastior führt uns wieder zur Ursprünglichkeit von Sprache zurück.
Ludwig Harig, Literarisches Colloquium Berlin, Klappentext, 1978
Klaus Peter Dencker: Im Spiegel der freien Poesie
Nürnberger Nachrichten, 12.3.1979
Hansjörg: Graf: Von der Sicherheit der Sätze
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.4.1981
was die erdkundlichen oder Wander Sprachen im Werk von O. P. angeht, so habe ich viel geweint, zurück getastet ins liebe Innsbruck, oder in Lauffen habe ich so geweint, denn der eine Teil des Ortes lag am Nordufer der andere am Westufer der Thaya, ich sah die Vogelbeeren leergepickt in ihren Halbschalen, sah die Rostflecken der Laubbäume im Mischwald, also was die Paradies Sprache: diese Paradieses Sprache des O. P. angeht, habe ich viel gelernt oder geweint, plötzlich I Gedicht mitten im Prosatext, in der Prosatextur I Vers, usw., Gefahr des schönen Wahnsinns rückt näher, die Busenkleidchen enorm auf dem Trottoir, Abdrucke irgend einer Nässe: Regen oder magere Pisse, verzweigte Hörner, Windlocken als Fähnchen Kleid, auf steht der Regen ich meine er regnet aufwärts, wie Springbrunnen Zierat in Ischl an einem kalten Augusttag, ausgeteufeltes Wetter überall, oder der Regenhaut Abend an den Uferwegen am See, in Altaussee, in einer rüttelnden Juli Dämmerung, und ich immer vorauslief, weil so viele Meilen und Meter in meinen Schuhen und Füßen gespeichert waren, so viel Vorrat an Meilen und Metern, daß ich vorauslaufen mußte und Luft in mich pumpen mußte während langsam als langsamer Schatten O. P. mir folgte, was ich genoß, was diese Wander Sprache des O. P. angeht, setzt sie sich aus DENK LICHT BILDERN zusammen, oder DENK LICHT BLITZEN, daß man sich ganz durchkreuzt und durchzuckt vorkommt, und was die Verweilung angeht seiner Fußnerven, Sehnen, Gelenke, war ich vorausgelaufen und wieder zu ihm zurückgelaufen, zwischen zwei Gewittern, zwischen zwei Regenfällen, zwischen zwei Gabelgärtchen, in dieser blanken bläulichen Nacht, zu Füßen der See, was die Verweilung angeht, so erschienen mir seine und meine Sprache als Pünktchen in der Landschaft, auf der Landkarte des Kalküls wie Filmschlaf, Verteidigungsrausch, wie Lindenblüten Konzept usw. (alle 3 Composita aus Träumen gefischt!), und dann drängte sich zwischen uns KLEINE SAHNE, während ich das Sieden des Eintopfgerichtes am Feuer beobachtete..
solange ich belauschen kann, oder: so lange du belauschbar bist nämlich mein Lauschen daß du am Leben bist, sage ich zu O. P., kann ich gewiß sein, daß ich selbst auch noch am Leben sei, usw.
für Oskar Pastior zum 70. Geburtstag
Friederike Mayröcker, Dezember 1996, Akzente, Oktober 1997
Interview mit Oskar Pastior für das Haus des Deutschen Ostens.
Interview mit mir. Diese Aufnahme beinhaltet ein poetologisch dichtes, leider aber nicht realisiertes Interview von Christian Prigent mit Oskar Pastior, dass vermutlich für die von Christian Prigent herausgegebene französische Zeitschrift TXT geführt wurde.
Studio LCB mit Oskar Pastior am 20.12.1990 im Literarischen Colloquium Berlin
Moderation: Hajo Steinert
Gäste: Francois Bondy und Klaus Ramm
Gespräch I
Wie sieht die alchimistische Poesie des Oskar Pastior aus?
Lesung I
Oskar Pastior liest Gedichte
Diskussion I
Wie deutet man die Texte Oskar Pastiors?
Fortsetzung von Diskussion I und Lesung II
Oskar Pastior liest Gedichte vor
Diskussion II
Der aleatorische Charakter seiner Poesie
Lesung Oskar Pastior am 20.7.2005 im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Herta Müller: Mein Freund Oskar
Herta Müller, 31.10.2003
Franz Josef Czernin: Die Regel, das Spiel und das Andere. Zum Werk Oskar Pastiors.
Oskar Pastior liest aus seinen verschiedenen Texten und Übersetzungen ein Programm, das die Sprachbewegung jeweils in der Konzentration auf einzelne Laute und Buchstaben nachvollzieht. Aufgenommen auf einem mehrtätigen Festival mit dem Titel Für die Beweglichkeit im Kunstverein Maerz in Linz.
Jochen Hieber: Die Suppe ist einmalig
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.1987
Herbert Wiesner: Frauen-Bild-Beschreibungsschrift
die tageszeitung, 20.10.1987
Hans Bergel: Vom Rückzug der Sprache auf sich selbst
Siebenbürgische Zeitung, 31.10.1987
Hannes Schuster: Ein „Wörtlichnehmer“, der das Wörtlichnehmen ertragbar macht
Siebenbürgische Zeitung, 15.11.1992
Bettina Knauer/Gunnar Och (Hg.): Oskar Pastior, 70
Akzente, 1997
Herta Müller: Minze Minze
Die Zeit, 17.10.1997
Franz Mon: „die krimgotische Schleuse sich entfächern zu lassen“
Der Literaturbote, 2004
Jörg Drews: Eros & Callas?-: Ein Echo-Kollaps
Süddeutsche Zeitung, 20.10.1997
Zsuzsanna Gahse: Schwitt, Schwitter, am Schwittersten
Stuttgarter Zeitung, 20.10.1997
Harald Hartung: Jalousien aufgemacht!
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.1997
Paul Jandl: Die Hosenträger der Erkenntnis
Neue Zürcher Zeitung, 20.10.1997
Cornelia Jentzsch: Gimpelschneise in der Winterreise
Berliner Zeitung, 20.10.1997
Dorothea von Törne: Der Meister der Wortlust
Der Tagesspiegel, 20.10.1997
Ernest Wichner: Magier der Vernunft
Frankfurter Rundschau, 20.10.1997
Thomas Krüger: hart pommern die fritten
Die Woche, 31.10.1997
Gerhard Mahlberg: Aus Anlaß seines 70sten Geburtstags am 20. OktoberDeutschlandradio
Thomas Kling: Die Ballade vom defekten Kabel
Literaturen, Heft 10, Oktober 2002
Thomas Kling: Die glühenden Halden
Frankfurter Rundschau, 19.10.2002
Nico Bleutge: Ein Verwandlungskünstler der Sprache
Stuttgarter Zeitung, 6.10.2006
Michael Braun: Vom Sichersten ins Tausendste
Basler Zeitung, 6.10.2006
Michael Krüger: Schamane des Experimentellen
Süddeutsche Zeitung, 6.10.2006
Christine Lötscher: Er verzauberte die Sprache und Menschen
Tages-Anzeiger, 6.10.2006
Martin Lüdke: Aus dem Staub gemacht
Frankfurter Rundschau, 6.10.2006
Peter Mohr: Ein Magier der Sprache
Badische Zeitung, 6.10.2006
Lothar Müller: Der Zungenzwinkerer
Süddeutsche Zeitung, 6.10.2006
Hubert Spiegel: Im Exil bei Freunden
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.10.2006
Oskarine ist ein Gedicht-Generator von Ulrike Gabriel, der auf den Gedichten von Oskar Pastior basiert. Jedes Gedicht spricht sich selbst – immer neu und mit der Dichter-Stimme.
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