VERBUNDENHEITEN
Tod den Unterirdischen! verfüge ich.
Wie lange noch sich betrügen mit verschlossenem
aaaaaGesicht,
mit Augen dem Nichtsehen zu, dem Schlafen zu.
Nichts anderes ist notwendig als dasein,
und dasein ist im Licht, dasein ist gesehen werden
und ansehn, dasein ist berühren und entdecken.
Nieder mit allem, was nicht Blüte trägt!
Zu nichts dienen die Wurzeln allein!
Man soll nicht leben, indem man annagt
den untermeerischen Stein
noch das ertrunkne
Kristall
der Nacht:
wachsen muß man und wehen lassen die Flagge,
Feuer entfachen auf der Insel,
und übereinstimmen muß
der schlummernde Seemann,
erwachen
und Antwort geben der jähen Flamme,
die dort erwuchs an der bis zur Stunde finsteren Küste:
sie ging aus dem leuchtenden Erbe hervor,
von Verbundenheit zum Fundament,
auf daß es keine Finsternis gibt und wir ganz da sind:
da sind mit anderen Männern und Frauen:
bei vollem Licht lieben wir,
in offner Liebe sieht man uns und daran finden wir Gefallen:
ohne Verschweigen ist das wahre Leben.
Der Tod allein bleibt stumm.
Am Donnerstag, den 21. Oktober 1971, verließ Karl-Ragnar Gierow, Ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, Punkt ein Uhr das Beratungszimmer der Akademie in Stockholm, um den in seinem Büro versammelten Journalisten und Fotografen den Namen des diesjährigen Nobelpreisträgers für Literatur zu verkünden. Er tat es mit folgenden Worten: „Auf Grund der Verwirrungen, die die Zuerkennung des Nobelpreises an Alexander Solschenizyn im vergangenen Jahr ausgelöst hat, wurde meinen Kollegen und mir nahegelegt, in Zukunft nur noch kluge Diplomaten auszuzeichnen. Nun gut, wir haben uns diesen Vorschlag zu Herzen genommen und den Nobelpreis 1971 Herrn Neftali Ricardo Reyes y Basoalto, dem chilenischen Botschafter in Paris, zuerkannt.“
Einen Augenblick herrschte Verblüffung unter den Anwesenden: niemand hatte je etwas von einem Schriftsteller dieses Namens gehört. Nach einer kleinen, wohlerwogenen Pause ließ Gierow dann wie beiläufig das besser bekannte Pseudonym des Erwählten fallen: Pablo Neruda, des chilenischen Dichters, und die offizielle Begründung für diese höchste literarische Auszeichnung lautete: „Für eine Dichtung, die mit der Macht natürlicher Kraft Schicksal und Träume eines Kontinents zum Leben erweckt.“ Kurzer Beifall folgte diesen Worten, die Karl-Ragnar Gierow in verschiedenen Sprachen vor den Mikrophonen nach allen Seiten wiederholen mußte.
Pablo Neruda – um bei seinem Pseudonym zu bleiben, das er zu Ehren eines alten tschechischen Dichters gewählt hat – ist der dritte Lateinamerikaner, der diese hohe Auszeichnung erhalten hat, nach seiner Landsmännin Gabriela Mistral, Nobelpreisträgerin von 1945, die übrigens seine erste Lehrerin am Gymnasium von Temuco und zweifellos auch die erste war, die ihn beeinflußt hat, und dem Guatemalteken Miguel Asturias, Nobelpreisträger von 1967. Halten wir – wegen der spöttischen Bemerkung Gierows – fest, daß während der letzten zehn Jahre nicht weniger als vier Dichter-Diplomaten vor Pablo Neruda den Nobelpreis für Literatur erhalten haben: der Franzose Saint-John Perse im Jahr 1960, der Jugoslawe Ivo Andrić 1961, der Grieche Giorgos Seferis 1963 und schließlich der schon erwähnte Asturias im Jahr 1967. Einen Botschafter preiszukrönen schafft niemals Ärger, hatte Vilhelm Moberg, ein schwedischer Schriftsteller, sehr treffend während einer Debatte über den Fall Solschenizyn im Stockholmer Rundfunk bemerkt. Tatsache ist auch, daß Pablo Neruda seit gut und gern fünfzehn Jahren Kandidat für den Nobelpreis gewesen war und als solcher Jahr um Jahr geduldig vom chilenischen Schriftstellerverband vorgeschlagen worden war. Wahrscheinlich wäre seine Kandidatur, die von einigen einflußreichen schwedischen Kritikern nachdrücklich unterstützt wurde, schon zu Beginn der sechziger Jahre berücksichtigt worden, wenn er sich zu dieser Zeit nicht einige aufsehenerregende politische Entgleisungen während der Kuba-Krise erlaubt hätte.
Tatsächlich war Pablo Neruda zum erstenmal im Jahr 1956 von einem Professor der Fakultät für Literatur in Aix-en-Provence in aller Form für den Nobelpreis vorgeschlagen worden. Zur gleichen Zeit mit ihm und ebenfalls zum erstenmal und von französischer Seite wurde der Name des hervorragenden argentinischen Romanciers Jorge Luis Borges ins Gespräch gebracht, der von nun an sein aussichtsreichster Rivale bleiben sollte. Lange Zeit vor diesen beiden hatte der alte venezolanische Homer Rómulo Gallegos auf der Liste der Kandidaten gestanden, und kurz darauf findet man die Namen zweier Kubaner, alle beide wie Pablo Neruda bürgerliche Kommunisten: den mulattischen Dichter Nicolás Guillén und den Romancier Alejo Carpentier, dessen Vater Franzose war und der von Fidel Castro zum Kultusminister gemacht worden war. Mit anderen Worten: Die Mitglieder des Nobel-Komitees der Schwedischen Akademie wurden von verschiedenen Seiten auf die aufblühende Literatur Lateinamerikas aufmerksam gemacht.
Schon seit einer Reihe von Jahren hatten diese Schriftsteller aus Übersee in dem Dichter und Kritiker Artur Lundkvist, der unzählige Werke geschrieben und den Lenin-Preis erhalten hatte, bevor er 1968 in die Schwedische Akademie aufgenommen wurde, einen eifrigen Fürsprecher. Er hatte Pablo Neruda bereits 1948 entdeckt und eine Auswahl seiner Gedichte in schwedischer Übersetzung veröffentlicht, der 1950 eine vollständige Übersetzung der Sammlung Residencia en la tierra (Aufenthalt auf Erden, 1933–1935) folgte, die seinen künstlerischen Durchbruch bedeutete. Artur Lundkvist setzte seine uneigennützige Arbeit sowohl mit Übersetzungen als auch mit Essays und Zeitungsartikeln fort, um Neruda den Nobelpreis zukommen zu lassen, und er stellte die Frage – die er klugerweise offenließ −, „ob man ihn nicht als den größten Dichter unserer Zeit betrachten müsse“.
Doch wahrscheinlich ist Frankreich als das erste nicht spanisch sprechende Land auf Pablo Nerudas Werk aufmerksam geworden, denn schon 1938 – zehn Jahre, bevor er in Schweden Beachtung fand – erschien seine Gedichtsammlung Espana en el Corazón (Spanien im Herzen), 1937 veröffentlicht und beeinflußt von dem Bürgerkrieg in diesem Land, in einer französischen Übersetzung von Louis Parrot und mit einer begeisterten Einleitung von Louis Aragon, der sie mit Guernica, dem berühmten Bild Picassos, als authentischem Zeugnis der Tragödie verglich. Die fünfzehn Zyklen des Canto General (Der große Gesang), die zweihundertfünfzig verschiedene Gedichte umfassen, wurden ebenfalls gleich nach der spanischen Veröffentlichung ins Französische übersetzt. Übrigens erschien die Originalausgabe 1950 zunächst in Mexiko, da der Autor zu dieser Zeit in seiner Heimat Aufenthaltsverbot hatte. Dieses Heldengedicht der Neuen Welt, das ein deutscher Kritiker – Hans Magnus Enzensberger – mit der Äneis von Vergil verglichen hat und das französische Kommentatoren der Légende des Siècles von Victor Hugo zur Seite stellten, wurde sogleich in rund zehn Sprachen übersetzt. Und noch ein halbes Dutzend Werke des chilenischen Dichters fanden im französischen Buchhandel eine gute Aufnahme; sie wurden von verschiedenen Übersetzern übertragen, in erster Linie jedoch von Alice Ahrweiler und Jean Marcenac, der ebenfalls die erste 1954 erschienene französische Gesamtausgabe des großen Dichters herausgebracht hat.
Nur in Spanien hatte er einige Rückschläge. So erschien in den Vierziger Jahren eine kleine Broschüre, die unter dem Titel Le Mythe Neruda ins Französische übersetzt wurde und in der zwei spanische Schriftsteller, Ricardo Paseyro und kein geringerer als Juan Ramón Jimenez, der Nobelpreisträger von 1956, seinen orthodoxen Kommunismus in Frage stellen und ihn einer „schundigen Dichtkunst“ bezichtigen.
Dennoch glaubte Jimenez auf die Frage, wer gegenwärtig der größte Dichter spanischer Sprache sei, mit dem berühmten Satz André Gides über Victor Hugo antworten zu müssen: „Pablo Neruda, leider!“
Als Artur Lundkvist sich schließlich bei seinen lange Zeit unentschlossenen Kollegen durchsetzte, hielt man es nicht für nötig, das Werk des Kandidaten von einem spanischen Literaturkenner gründlich prüfen zu lassen, da angenommen wurde, daß es durch die Essays und zahlreichen Artikel des Vorschlagenden und anderer Parteigänger in der schwedischen und ausländischen Presse genügend bekannt sei. Gierow übernahm es selbst, noch am Tag der Zuerkennung den neuen Preisträger durch eine Rede im schwedischen Rundfunk der Öffentlichkeit vorzustellen.
„Mit Pablo Neruda“, erklärte er, „ist der Nobelpreis für Literatur in diesem Jahr einem Schriftsteller zuerkannt worden, der nicht nur viel diskutiert, sondern auch umstritten ist. Diese Auseinandersetzung dauert nun schon fast vierzig Jahre – ein weiterer Beweis, daß man sein Werk nicht stillschweigend übergehen kann.“ Der Redner zitierte zwei einander vollkommen widersprechende Aussagen über Neruda von zwei Kollegen spanischer Sprache. „Ein Dichter, näher dem Tod als der Philosophie, näher dem Schmerz als der Intelligenz, näher dem Blut als der Tinte, erfüllt mit geheimnisvollen Stimmen, die er selbst glücklicherweise nicht deuten kann“, so begrüßte ihn sein großer Freund Federico García Lorca, der kurze Zeit später auf so tragische Weise ermordet wurde, als Neruda am Vorabend des Ausbruchs des Bürgerkrieges als Konsul seines Landes in Barcelona eintraf;, Und hier mit zwei Worten das zweideutige Urteil von Jimenez, dem fünfzehn Jahre vor ihm der Nobelpreis zuerkannt worden war: „Ein großer schlechter Dichter!“
Gierow selbst erkennt Nerudas Werk an und findet es „auf Grund seines Umfangs schon erdrückend“; er fragt sich, ob es irgend etwas Vergleichbares in der Geschichte der Dichtkunst gibt. „Aus dieser Masse einige Gedichte oder sogar Gedichtsammlungen hervorzuheben, ist gleichsam absurd und so, als wollte man mit einem Teelöffel die Wasserverdrängung eines Fünfzigtausend-Tonnen-Dampfers ausschöpfen.“ Und er fährt fort:
Wer Nerudas schwache Stellen suchen will, braucht nicht lange zu forschen. Wer seine starken Stellen finden will, braucht nicht zu suchen. Sie tauchen in einem fast unerschöpflichen Übermaß in seinem gesamten Werk auf, angefangen bei Residencia en la tierra, der Sammlung, die ihn berühmt machte, bis zu seinen letzten Veröffentlichungen. Seine Inspiration wuchs mit den Jahren. Sie ist wie einer der Flüsse in Nerudas Kontinent, ein Strom mit Ufern, die sich dem Blick entziehen, und der immer breiter und gewaltiger wird, je mehr er sich seiner Mündung nähert.
Ich habe diese Worte ziemlich ausführlich wiedergegeben, da Gierow sie – entgegen der üblichen Gewohnheit – nicht für seine Ansprache zu Ehren Nerudas verwendet hat, die er anläßlich der Verleihung des Nobelpreises hielt und die ausführlich in diesem Band nachzulesen ist. Nebenbei sei bemerkt, daß die Wahl der Bilder in dieser Rede ein sichereres Gespür für das genaue Maß und die lokale Farbe verriet: so ist nicht mehr davon die Rede, Wasser mit einem Teelöffel zu schöpfen, sondern man erfährt, daß der Versuch, „einen gedrängten Begriff von Neruda zu geben, das gleiche sei, als wolle man einen Kondor mit dem Schmetterlingsnetz fangen“.
Seit in seinem Land wieder die Volksfront regiert, ist Pablo Neruda Botschafter in Paris, und hier erhält er von seinem schwedischen Kollegen die offizielle Bestätigung seiner Wahl eine Stunde, nachdem im Börsenpalast in Stockholm die Presse davon in Kenntnis gesetzt worden ist. Erst nach diesem Besuch des Diplomaten ist er bereit, die Pariser Journalisten zu empfangen, die sich mehr als einmal im Lauf der Jahre am Tag der Zuerkennung des Nobelpreises bei ihm eingefunden hatten, denn sie waren wie er überzeugt, daß der Augenblick der Erfüllung seiner heißesten Wünsche endlich kommen würde. Dieses Mal hatten sie sich nicht vergeblich bemüht. Der frischgebackene Preisträger gestand frei heraus und mit entwaffnender Ehrlichkeit, daß er gerade an diesem Tag zum erstenmal nicht mit dem Nobelpreis gerechnet habe und daß die „lange erhoffte Überraschung“ um so willkommener sei. Doch, fügte er plötzlich nachdenklich hinzu, „jetzt, da mir dieser Preis zuerkannt ist, habe ich das Gefühl, meinem großen Freund Louis Aragon etwas gestohlen zu haben.“ Aragon behauptete, zufällig anwesend zu sein. Tatsächlich lag ihm daran, als erster dem zu gratulieren, den er „den Dompfaff Chiles“ nannte und dem er schon in seiner kürzlich erschienenen Elegie für Pablo Neruda ausführlich gehuldigt hatte.
Ein Telefonanruf vom anderen Ende der Welt unterbrach das Gespräch mit den Journalisten und den herbeigeeilten Freunden. Das chilenische Staatsoberhaupt Präsident Salvador Allende wollte seinen alten Freund und Preisträger beglückwünschen, der sich ein Jahr zuvor mit ihm um die Präsidentschaft der Republik beworben hatte.
Pablo Nerudas Wahl hat eine Welle der Begeisterung in fast ganz Lateinamerika ausgelöst. Sie erreichte natürlich ihren Höhepunkt in Chile, Peru und anderen Ländern mit einem mehr oder weniger linksgerichteten Regime, während man in den Ländern mit einer Militärdiktatur, wie zum Beispiel Argentinien, eine reserviertere Haltung einnahm. Die beiden großen Zeitungen von Santiago de Chile, La Hora und La Nación, stellten einhellig fest, daß Neruda einer der größten lebenden Dichter unserer Zeit sei und daß er den Nobelpreis viel früher hätte erhalten müssen, wenn sich die Schwedische Akademie nicht von unzeitgemäßen politischen Überlegungen hätte beeinflussen lassen. Unter den jungen lateinamerikanischen Intellektuellen schienen die Meinungen geteilt zu sein: einige von ihnen, vor allem Argentinier, fanden Neruda schon ein wenig altmodisch und verstaubt, sowohl in politischer wie in literarischer Hinsicht, andere – und sicher der Großteil der ChiIenen – hielten ihn immer noch für einen Meister der Avantgardisten, dessen Werk wie kein anderes die Landschaft und die Seele des südamerikanischen Volkes widerspiegle. „Er ist unser erster ideologischer Dichter“, schrieb Waldo Rojas, ein junger Kritiker, „und als Che Guevara ermordet wurde, fand man als einziges Buch eine Gedichtsammlung von Neruda bei ihm.“
Dagegen bestritt die in Buenos Aires erscheinende liberale Tageszeitung La Opinión rundweg, daß der Nobelpreis eine ernsthafte Bewunderung für das Werk Nerudas wiederaufleben lassen könnte, da durch seine doktrinären politischen Lehrsätze der letzten zwanzig Jahre sein Werk eindeutig an Qualität verloren habe, und das habe die Schwedische Akademie nicht erkannt. „Niemand glaubt mehr daran“, war in Panorama, einer argentinischen Wochenzeitung mit großer Auflage zu lesen,
daß der Nobelpreis verliehen wird, um ein literarisches Werk auszuzeichnen. Im letzten Jahr, als er Solschenizyn zuerkannt wurde, der sich in offenem Kampf mit den offiziellen Doktrinen Moskaus befand, hat sich das Komitee des Preises restlos demaskiert.
Die Meinung, daß der Nobelpreis oft, ja zu oft, aus politischen Gründen zuerkannt wird, vertraten nach Pablo Nerudas Auszeichnung übrigens mehrere große repräsentative Zeitungen, nicht nur in beiden Teilen Amerikas, sondern auch in Westeuropa, besonders in Frankreich, England, Italien und sogar in der Schweiz. Nehmen wir zunächst Frankreich. Es ist verständlich, daß die großen kommunistischen Blätter wie L’Humanité und Les Lettres Françaises frohlockten. Auch Le Monde huldigte dem Preisträger aus der Feder von Jean Marcenac, dem treuen Apostel und Übersetzer Nerudas: „Der universellste Dichter unserer Tage, der erdgebundenste aller Menschen, dessen Werk das Land Chile widerspiegelt und spielerisch leicht kosmische Dimensionen erreicht.“ Doch Le Figaro, das Sprachrohr der großen liberalen Bourgeoisie, stellte kühl fest, daß „die Politik den Dichtern manchmal grausam mitspielt“ und daß Neruda, „der Dichter eines Kontinents“, sich eine Richtung zu eigen gemacht habe, die ihm nicht zum Ruhme gereiche. La Croix, die wichtigste katholische Zeitung, kommentierte den Preis Nerudas unter der vielsagenden Überschrift: „Ein politisches Phänomen: der Nobelpreis.“ Will man L’Aurore glauben, der großen Tageszeitung der extremen Rechten, so würde die Zuerkennung des Nobelpreises an Neruda einen glänzenden Sieg für die Internationale des Kommunismus bedeuten. Indem sie den Stalinisten Scholochow nach Pasternak auszeichnete und jetzt Neruda nach Solschenizyn, hätte die Schwedische Akademie nur versucht, Moskau einen befriedigenden Ausgleich zu verschaffen und das Regime Allende in Chile zu stärken.
Es verwundert ein wenig, dieselbe Schlußfolgerung in dem einflußreichen Observer Großbritanniens zu finden, die durch hinterhältige Betrachtungen über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Schweden und den sozialistischen Ländern Südamerikas noch gewürzt wird, während die Times und der Daily Telegraph die Nachricht von der Preisverleihung ohne Kommentar und nur mit den wichtigsten Auszügen der Rundfunkansprache Gierows brachten. The Guardian – in Manchester – veröffentlichte einen langen Lobartikel von Jean Franco, einem Professor für lateinamerikanische Sprachen, in dem Neruda als ein „reiner Humanist“ dargestellt wird, „dessen politisches Engagement in erster Linie auf den Spanischen Bürgerkrieg und die Armut der arbeitenden Bevölkerung seines unterentwickelten Landes zurückzuführen ist“.
Der Corriere della Sera in Mailand glaubte voraussagen zu können, daß die Wahl der Schwedischen Akademie endlich einmal keine Kritik auslösen würde, was den Giornale d’Italia und den Avanti zum Beispiel nicht daran hinderte – während sie den Preisträger ohne Hintergedanken als Dichter rühmten −, den Mitgliedern der Schwedischen Akademie vorzuwerfen, daß sie sich jedes Jahr mehr auf den schlüpfrigen Boden der Politik wagten, anstatt sich von rein literarischen Erwägungen leiten zu lassen.
Die Neue Zürcher Zeitung in der Schweiz nahm die Sache sehr ernst:
Kenner der Werke Nerudas werden sich jetzt einen Begriff von ihrem Wert machen müssen. Es ist offensichtlich, daß der Kommunist und Preisträger des Leninpreises (sic: sprich Stalin) Pablo Neruda der Schwedischen Akademie in taktischer Hinsicht als ein Gegengewicht erschienen ist, das wieder ein gehöriges Gleichgewicht zu dem Preisträger des vergangenen Jahres Alexander Solschenizyn herzustellen vermag.
Sat sapienti!
In diesem Jahr fand die feierliche Verleihung des Nobelpreises nicht wie seit einem halben Jahrhundert in dem prächtigen Rahmen des Konzerthauses statt, das gerade von Grund auf renoviert wurde, sondern in dem schmucklosen Gotteshaus einer lutherischen Sekte, die der Nobelstiftung einen Saal zur Verfügung stellen konnte, der groß genug war, um über 2500 geladene Gäste aufzunehmen. Doch die Herren waren wie gewöhnlich im Frack und, sofern vorhanden, mit Orden erschienen, und die Damen in langen Kleidern, so daß die Zeremonie nichts von ihrer Feierlichkeit einbüßte und nach dem immer gleichen Protokoll abgewickelt werden konnte. Das Entscheidende war, das König Gustav Adolf, der gerade seinen neunzigsten Geburtstag gefeiert hatte, anwesend war, um jedem Preisträger mit ein paar freundlichen Worten die Insignien der Preise zu überreichen, wie er es seit seiner Thronbesteigung getan hatte.
Gegenüber dem Publikum auf der reich geschmückten Empore und neben den vier ebenfalls ausgezeichneten Gelehrten fiel Pablo Neruda durch seine kraftvolle Gestalt und sein ungewöhnliches Gesicht auf, das mit den immer halbgesenkten Lidern etwas urzeitlich Froschartiges an sich hatte. Alles lief wie gewohnt, als Gierow in seinem Gruß an den Preisträger des Nobelpreises für Literatur verlauten ließ, daß „in dem Werk Nerudas ein Kontinent zu seinem Selbstbewußtsein findet: In einer derartigen dichterischen Inspiration Maß und Anstand zu fordern ist, als würde man Ordnung und Klarheit von einem tropischen Dschungel verlangen, unter dem ein Vulkan gärt“. Auf die Aufforderung des Redners hin kam der leidenschaftliche Revolutionär im tadellosen Frack bedächtig die kleine Treppe herunter und trat mit einer leichten Verbeugung vor den alten König, der ihm lange die Hand schüttelte, nachdem er ihm Medaille, Urkunde und den wertvollen Scheck über 450000 schwedischen Kronen überreicht hatte, den Geldbetrag des Nobelpreises in diesem Jahr.
Beim anschließenden Bankett für etwa tausend Personen im Goldenen Saal des Rathauses in Stockholm ergriff Pablo Neruda als erster der fünf Preisträger das Wort, um seinen schwedischen Gastgebern zu danken. Am nächsten Tag nahm er an dem Essen im kleinen Kreis teil, das der König für die Preisträger dieses Jahres gab – Willy Brandt, dem der Friedensnobelpreis zuerkannt worden war, kam eigens aus Oslo und an dem etwa hundert schwedische Honoratioren und ausländische Diplomaten teilnahmen. Am übernächsten Tag schließlich hielt er in dem schönen Festsaal der Schwedischen Akademie seine „Nobelrede“, die durch die Statuten zwar vorgesehen, aber keineswegs obligatorisch ist. Nachdem er anschaulich von seiner Flucht in den vierziger Jahren aus Chile über die Anden berichtet hatte, faßte er sein literarisches und politisches Programm folgendermaßen zusammen:
Ich stehe im Zentrum der Kämpfe Amerikas, und ich habe erkannt, daß mein Auftrag für die Menschheit nur darin bestehen kann, mich den organisierten Volksmassen anzuschließen, mich ihnen mit Leib und Seele zu verschreiben, denn nur durch diesen Volksstrom, der alles mitreißt, können die für die Schriftsteller wie für die Völker notwendigen Veränderungen entstehen… Wie hätte ich den Ruhm, den mir Schweden verliehen hat, aufrecht hinnehmen können, wenn ich nicht stolz darauf gewesen wäre, mit meinem bescheidenen Anteil zu dem gegenwärtigen Aufschwung meines Landes beigetragen zu haben.
Kjell Strömberg
Übersetzt von Werner Gebühr
Majestät, Exzellenzen, meine Damen und Herren,
nicht der Nobelpreis verleiht seinen Glanz einem großen Dichter, sondern der Preisträger verleiht seinen Glanz dem Nobelpreis. Wenn der richtige Mann gewählt wurde. Aber was für ein Mensch muß das sein? Nach dem Testament Nobels soll der Preis Werke im Sinne des Idealismus auszeichnen. Leider ist diese Auflage nicht eindeutig formuliert worden. Man kann zum Beispiel unter wenig idealen Bedingungen arbeiten. Man kann, nach Oscar Wildes Hypothese, ein idealer Ehemann sein. Das Wort bedeutet dann ganz einfach: „Wer dem entspricht, was man vernünftigerweise erwarten kann.“ Doch für einen Nobelpreis genügt das nicht. Früher und auch noch zur Zeit Nobels hatte das Wort außerdem eine philosophische Bedeutung. Unter ideal verstand man etwas, das jedem vorschwebt, das es jedoch in der Realität der materiellen Welt nicht gibt. Es kann für den idealen Ehemann stimmen, doch nicht für den idealen Preisträger des Nobelpreises gelten.
Der Geist des Testaments macht deutlich, woran Nobel dachte: Das ausgezeichnete Werk soll dem Wohl der Menschheit dienen. Auch das hilft uns wenig, denn jedes Meisterwerk, das diesen Namen verdient, tut es, jedes literarische Werk, das ernst genommen sein will, und außerdem eine große Anzahl von Arbeiten, die nur beabsichtigen, uns ein befreiendes Lachen zu entlocken. Die Auslegung der testamentarischen Bestimmungen ist so vieldeutig, daß sie uns hilflos werden läßt. Pablo Neruda, der Preisträger des Nobelpreises in diesem Jahr, gehört zu den seltenen Fällen, durch die dieser Begriff einen Inhalt erhält. Sein Werk dient dem Wohl der Menschheit nicht durch sich selbst, sondern durch seinen Sinn. Meine Aufgabe ist es nun, diesen Sinn kurz darzulegen. Ein unlösbares Problem. Einen gedrängten Begriff von Neruda zu geben kommt dem Fangen eines Kondors mit dem Schmetterlingsnetz gleich. Neruda in einer Nußschale, eine absurde Vorstellung: der Kern sprengt die Schale.
Und doch kann man diesen Kern ein wenig umreißen. Neruda ist in seinem Werk, auf eine Formel gebracht, zur Übereinstimmung mit dem Dasein gelangt. Das erscheint einfach, ist jedoch eines unserer schwierigsten Probleme. Neruda selbst hat es in einer seiner Elementaren Oden, 1956, mit folgendem Satz präzisiert: Harmonie mit dem Menschen und der Erde. Der Sinn seines Werkes, den man zu Recht ideal nennen kann, ist gekennzeichnet durch den Weg, der ihn zu dieser Harmonie geführt hat. Sein Ausgangspunkt war das Gegenteil: Vereinsamung, Selbstbespiegelung und Mißklang.
So war es auch mit der erotischen Dichtung seiner Jugend. Seine Zwanzig Liebesgedichte und ein Verzweiflungsgesang können uns ebenfalls einen Begriff davon geben, was Nerudas Dichtung für die menschliche Gemeinschaft spanischer Sprache bedeutet. Sie sind häufig vertont worden, man singt sie überall, oft ohne zu wissen, wer sie geschrieben hat, und ihre Auflagenhöhe hält den Weltrekord: schon vor zehn Jahren erreichte sie eine Million Exemplare. Doch die Begegnungen, die in diesen Bildern von bezaubernder und dunkler Schönheit beschrieben werden, sind die zweier einander fremder Wesen in der erstarrten Nacht ihres Untergangs. Der Gesang der Verzweiflung am Schluß der Sammlung hat diesen Vers, der wie der Refrain eines Volkslieds ständig wiederkehrt: „Alles bei dir war Vergessenheit“, und endet mit diesen Worten: „Es ist Zeit zu gehen. O Verlassener!“
Der Weg des Verlassenen führte noch nicht zur Gemeinschaft mit dem Leben, er entfernte sich eher immer mehr davon; und in dem folgenden Meisterwerk Residencia en la tierra (Aufenthalt auf Erden) ist er immer noch „allein inmitten einer unbeständigen Materie“. Die Wende kommt in Spanien und erscheint wie ein Paradox. Es war, als wäre die Vereinsamung durchbrochen, die Angst vor dem Tod fiel von ihm ab, und der Weg zur Gemeinschaft wurde frei, als er miterlebte, wie Freunde und Dichter, seine eingekerkerten Brüder, vor das Erschießungskommando geführt wurden, unter ihnen der geliebte García Lorca. Er fand zur Gemeinschaft der Unterdrückten und Verfolgten.
Er erlebte sie von neuem, als er Spanien im Bürgerkrieg verließ und in seine Heimat zurückkehrte, die seit der Zeit der Entdeckung versklavt und unterjocht worden und nun ebenso machtloses Opfer moderner Eroberer war. Doch aus diesem Miterleben des Grauens erwuchs auch das Bewußtsein seines Reichtums, der Stolz auf seine Vergangenheit und die Hoffnung auf die Zukunft, die er weit im Osten wie eine Fata Morgana auftauchen sah. So entwickelte sich Nerudas Poesie in politische Dichtung, in eine Dichtung des Kämpferischen und der Vorbereitung auf die soziale Umwälzung unter dem Zeichen der Sühne und der Zukunftsvisionen. Das gilt vor allem für seinen Canto General, sein Hauptwerk bis dahin, das er teilweise auf der Flucht schrieb; denn er wurde in seinem eigenen Land von Schlupfwinkel zu Schlupfwinkel gejagt, um keines anderen Vergehens willen als das seiner Überzeugung. Sein Land sollte nur ihm und seinen Landsleuten gehören, und die Würde des Menschen sollte unantastbar sein.
Diese umfangreiche Sammlung – fünfzehn Gesänge mit rund zweihundertfünfzig Gedichten – ist nur ein Ausschnitt von Nerudas riesigem Werk. Eine solche Flut impulsiver Dichtung erklärt das ungeheure Schwanken zwischen höchsten Leistungen und Fehlschlägen, kann aber auch die Vermutung nahelegen, daß die wütende Schaffenskraft aus einem unbewußten Bedürfnis nach genauer Kontrolle und innerer Ausgeglichenheit entstanden ist, die allein diesen Sturzbach an Inspiration und Überschwang hätten eindämmen können. Die Frage ist, bis zu welchem Punkt eine derartige Forderung hier gerechtfertigt ist. Nerudas Werk ist eine schöpferische Leistung; in ihm verwirklicht ein Kontinent sein Selbstbewußtsein. Alles ist zu sagen, alles ist zu entdecken und muß ans Licht gezerrt werden. Von einer derartigen dichterischen Inspiration Maß und Anstand zu fordern, ist, als würde man Ordnung und Klarheit von einem tropischen Dschungel verlangen, unter dem ein Vulkan gärt. Dieses Riesenwerk kann den klaren Blick für die Etappen erschweren, die Neruda politisch und persönlich durchlaufen hat. Eine seiner letzten Gedichtsammlungen heißt Estravagario, ein Titel, den jeder verstehen, aber niemand übersetzen kann, weil dieses Wort wahrscheinlich neu ist. Es beschwört Extravaganz und Landstreicherei, Phantasie und Irrtümer. Denn seit dem Canto General war der Weg noch lang und voll entscheidender, reicher oder bitterer Erfahrungen. Er hat zu einem neuen Verhältnis zu den Dingen, der Grundlage des Lebens, geführt, zu einem neuen Verhältnis zur Hoffnung auf eine Zukunft voller Verheißungen, dem Sinn des Lebens. Neruda hat erkannt, daß das Land des Grauens nicht auf einen einzigen Punkt fixiert werden kann, und er ließ sich davon mit der unverhohlenen Erregung eines Menschen leiten, der einer Spur folgt. Das Idol, das früher mit Lobreden überschüttet und durch Stuckstatuen eines Gottes mit Schnurrbart und Stiefeln dargestellt wurde, erschien nun in einem immer unversöhnlicheren Licht, und die Ähnlichkeit in der Aufmachung und im Handeln zwischen den beiden Anführern, die er Schnurrbart und Kleiner Schnurrbart nannte, wurde immer verblüffender. Doch zur gleichen Zeit gewann er ein neues Verhältnis zur Liebe und zur Frau, dem Ursprung und dem Erhalt des Lebens. Beides hat er in einem weiteren Meisterwerk der letzten Jahre, in La Barcarole, eindringlich beschrieben. Niemand weiß zu sagen, wohin Nerudas Weg führt. Doch die Absicht ist die, auf die er hinwies: die Harmonie des Menschen mit der Erde zu besingen. Und wir werden mit wachsender Ungeduld dieses erstaunliche Werk verfolgen, das mit der überschäumenden Vitalität eines aufgerüttelten Kontinents einem jener Ströme gleicht, deren Gewalt und Majestät immer größer werden, je weiter sie sich der Mündung und dem Meer nähern.
Ihr Estravagario hat Sie weit durch Länder und Epochen geführt. Einmal hat er Sie zu einem Bergwerksort gebracht, in dem die Bergleute einen Gruß auf die Erde gemalt hatten, die wirklich die Ihre ist. Dort stand: Willkommen Neruda. Es waren die Worte der unterdrückten Menschenwürde für den, der ihr Fürsprecher war. Ihre Reise um die Welt hat Sie heute hierhergeführt, in die Stadt der mit Grünspan bedeckten Kirchtürme, die Sie einmal besungen haben. Und ich wiederhole denselben Gruß: Bienvenido Neruda. Mit ihm verbinde ich auch die Glückwünsche der Schwedischen Akademie und bitte Sie jetzt, den diesjährigen Nobelpreis für Literatur aus den Händen Seiner Majestät des Königs zu empfangen.
Karl Ragnar Gierow, 10.12.1971
Übersetzt von Werner Gebühr
DIE GITARRE PABLO NERUDAS
1
Was kann denn ein Dichter auf Erden –
löscht Durst mit Sonetten, vermag
so froh wie ein Knabe zu werden
und Sonne zu streicheln am Tag –
Was kann denn ein Dichter auf Erden?!
Beim Weimarer Forum in Tagen
des Mais hat mir Pablo, ich weiß,
sein Lächeln entgegengetragen
und gabs auch dem Sternenkreis.
Und Tage im Lichtbad lagen…
Doch Buchenwald dort. Als erstarre
das Herz: Ach, wie schwer es ihm war!
Siedend das Urteil, das klare,
im Blick, hin ging zornig ein Paar:
Neruda und seine Gitarre.
Er war – wie ein Erdteil, ein Blühen.
Mit Stärke in sich selbst vereint.
Hat stumm seinen Schrei ausgeschrien.
Und ich, von Pathetik kein Freund,
lag betend vor ihm auf den Knien.
Stets schlug, einer Welle gleich, sachte
die Gitarre sein Ufer an.
Ihr Leib sich als Wunder vollbrachte.
So tief liebte sie jenen Mann,
die Zaubrin, die, Zärtlichkeit lachte.
Doch Lager, verfluchtes Getriebe –
sie flatterte, zitterte gar
und preßte, daß nichts sie vertriebe,
an ihn sich. Und stärker wohl war
als Angst vorm KZ ihre Liebe.
Wie konnte zurückkehrn Geschichte,
nach Chile ein Buchenwald?
Berichte mir, Pablo, berichte
von Tagen, düster und kalt,
wo Neuzeit mit Vorzeit sich mischte!
Aus Gräbern steigt Zeit des Gelichters,
die von Pinochet salutiert,
bis bald von Faschisten des Dichters
Gitarre wie Seele gekreuzigt wird,
weil Zorn dröhnt im Vers des Berichters.
Was kann denn ein Dichter auf Erden?
Kann sterben, wenn kalt im KZ
die Seelen verschlossen werden
und über dem Lebensstrom fett
hockt Junta mit Spinnengebärden.
Nein, da wird ein Dichter nicht sterben.
Zwar küßt seine Lippen der Tod
mit Lippen, die hart sind, wie Scherben…
Gesetzt sind dem Übel, das droht,
die Schranken. Drum kann er nicht sterben.
2
Die abgeschlagenen Hände.
Ein, Blutstaub zur Sonne gefegt.
Es töten die Folterbrände
das Herz der Gitarre. Man legt
den Leib auf die Bahre am Ende.
Was kann, wenn die blutige Brille
Herr Pinochet putzt, der Poet
in seiner Verzweiflungsfülle?
Soll schreien zum Himmel er stet:
Gitarren, heraus aus der Stille?!
Die Internationale –
Gesang überm Dichtersarg dröhnt.
Obwohl dort lauert das fahle
MG, auf steigt, niemals versöhnt,
das Lied wie zum ersten Male.
Die Arbeiter stimmen die Saiten
in Illegalität,
obwohl die MGs bald zerschneiden
die Saiten, von Tollwut durchweht,
weil sie ’s Heer Allendes begleiten.
Seelen und Saiten zusammenklingen –
und wären gefesselt wir jäh.
Dein Sargdeckel sollt zerspringen!
Und hustet vor Wut das MG:
Du sollst nach dem Tod uns noch singen!
1974
Iwan Dratsch
Übersetzung Andreas Reimann
Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler Pablo Neruda
Jürgen P. Wallmann: „Ich werde niemanden exkommunizieren“
Die Tat, 21.9.1974
Uwe Berger: Seine Poesie ist Stimme des Volkes
Neues Deutschland, 12.7.1979
H. U.: Einheit von Poesie und Politik
Neue Zeit, 11.7.1979
Hans-Otto Dill: Seine Dichtung – leidenschaftlicher Hymnus auf den Kampf der Völker
Neues Deutschland, 12.7.1984
Volodia Teitelboim: Ein Dichter, der auf Erden wohnt
Sinn und Form, Heft 6, November/Dezember 1984
Margit Klingler-Clavijo: Ich bekenne, ich habe gelebt
Deutschlandfunk, 12.7.2004
Josef Oehrlein: Die drei Archen des Dichters
Cicero
Karin Ceballos Betancur: Das Kind und der Dichter
Die Zeit, 8.7.2004
Holmar Attila Mück: Krieger mit der Lyra
Deutschlandradio Berlin, 12.7.2004
Claudia Schülke: „Militanter Stalinist und kolossaler Dichter“: Pablo Neruda
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.7.2004
Leopold Federmeier: Der trunkene Durst des begeisterten Schleuderers
Neue Zürcher Zeitung, 12.7.2004
Sergio Villegas: Beerdigung unter Bewachung
Sinn und Form, Heft 6, November/Dezember 1978
Karl Bongardt: Seinen Atem durchwob die singende Liebe
Neue Zeit, 24.9.1983
Holger Teschke: Sänger des Regens und der Klassenkämpfe
junge Welt, 23.9.2023
Manfred Orlick: „Ich bekenne, ich habe gelebt!“
literaturkritik.de, 23.9.2023
Gerhard Dilger: Dichterfürst im Zwielicht
taz, 23.9.2023
Benjamin Loy: Schwieriges Schweigen
ORFSound, 20.9.2023
Pablo Neruda – Fragmente zu einem Portrait. Ein Film von Hans Emmerling, 1974
Pablo Neruda – Lesung und Interview des Literaturnobelpreisträgers 1971.
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