Lehnert hört „auf die Sätze, die aus der Stille heraufsickern“, er gibt dem Schläfer poetische Stimme, dem Soldaten, dem Physiker oder dem taubstummen Tänzer, besingt den Vulkan, die Autobahn, die Brache in einer Sprache äußerster Verdichtung, die nie auf Effekte aus ist.
Im Todesjahr des Dichters ist diese Hommage erschienen.
Die textkritische und kommentierte Ernst Meister-Ausgabe enthält sämtliche zu Lebzeiten publizierte Gedichtbände von „Ausstellung‟ (1932) bis „Wandloser Raum‟ (1979) und verstreut veröffentlichte Lyrik.
Der Lyriker Claus freilich, in seiner Heimat wohlbekannt und hoch geschätzt, war bis zum Erscheinen des Bandes „Gedichte“ für den deutschen Sprachraum noch zu entdecken.
Diese Oden verdienen den Preis für Europäische Poesie unter anderem: weil sie sich in Grenzbereiche vorwagen, wo Bild, Klang und Gedanke sich gegenseitig den Boden unter den Füßen wegziehen, was zu mirakulösen Debakeln, poetisch wie intellektuell reizvollen Katastrophen führt, dem „Schockerlebnis“ etwa, „dass keine Bilder mehr zu sehen“ sind, „sondern nur noch Töne“.
Herbert, der in den vierziger Jahren den Terror der Nazizeit und die Verschleppung nach Rußland überlebte, schreibt eine unprätentiöse Reflexionspoesie von großer Klarheit, in der private und politische Geschichte verknüpft werden.
Rechtzeitig zum 75. Geburtstag erscheint, auf Anregung des Verlags, Karl Krolows eigene Auswahl aus dem lyrischen Gesamtwerk.
I In dieser Lage
II Leer und sehr blau
III Wo es war