Park – Heft 17/18

Mashup von Juliane Duda zu der Zeitschrift Park

Park

POLLOCK

Pflanzenwelt des Schweigens,
darin ein reines Weiß, das wie Geäst Verzweigen
aaaaasucht,
irgend ruhloses Sprießen, jenes Weiß, das spricht:
zum Einsamen, von der Geschichte seiner Seiten.

Ein Spritzer, blutig,
über Geflecht aus Teeren, Klümpchen
pflanzlichen Eisens (Gesang; flüchtiges Rätsel;
Biographie als Harakiri).

Möglich, auf diese Rohleinwand ein Zucken
hin-zusprengen, aus Hand-, aus Körperschwung.
Und das Naturschöne entsprang, nach hier,
nach dort, verschäumend, wie Wasser in Gebirgen.

Jackson Pollock, fort-und-fortdauernd,
Einziger. Fern seinem langen Ziehen der Fäden
in kosmischen Zwischenräumen.

Andere Linien, Staunen:
die Spinne, anheimgegeben, auf dem Speicher, ihrem Spiel,
Glyzinie, voll süßem Fruchtgeschmack, den Kinder saugen,
seltsam-verworrene Gitterwerke des Frühlings, und auch,
was übrig blieb, von hellem Wachsein, im Innersten.

Das Zeichen aber mahnte:
schreiend, flüsternd, wagt es
Rostfarbenes, Sperling wie
All-Erinnern.

Des Wolkenkratzers Gefüge
sinkt, so sacht,
durch diesen Seltnen, Jackson Pollack,
Zertrümmerung in Händen, stürzenden
Atems, dem Flüssig-Tagebuch.

Es könnte inmitten Licht und Kalk
ein irrer Troll loslegen und auf die Farbe blasen,
ihr Blut verleihen. Ein Pfiff nimmt jetzt
den unerbittlichen, den Tod von Jackson
Pollock, voraus.

Er kommt mit Speisen, kommt,
verkleidet, als Sammler, tritt
als Schwester vom Gang herein.

Pollock: hat alle Dosen ausgetrunken,
liegt, im Rausch, im eignen, wahrnehmbaren Tod.
Alles Sichtbare läutet hell auf.

Und dann beginnen sich Schatten, Falter,
Schneckenspuren fortan nutzloser Zeit zu regen, und Morgenröten:
für ihn. Und der Wald atmet.

Ruggero Jacobbi
Übersetzt von Michael Speier und Cäcilie Glinz

 

 

 

Das Haus für Poesie feiert das 40-jährige Bestehen von Park – Zeitschrift für neue Literatur.
Zu Ehren der Zeitschrift haben am 7.2.2017 vier PARK-Autoren der letzten Jahre im Haus für Poesie gelesen: Kenah Cusanit, Gerhard Falkner, Kerstin Preiwuß und Monika Rinck. Michael Speier und Michael Braun führten durch den Abend.

 

Fakten und Vermutungen zu Michael Speier + Kalliope +
Facebook
Porträtgalerie
shi 詩 yan 言 kou 口

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Michael Speier

 

Michael Speier liest beim 11. Internationalem Poesiefestival von Medellín im Juni 2001.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0:00
0:00