ORPHEUS
An dem Ort, an dem Orpheus begraben liegt,
in Antissa, sängen die Nachtigallen, heißt es,
schöner als alle Nachtigallen irgendwo auf der Erde,
sie singen aus seinem Gedächtnis, so wie der Seewind
es überträgt, stärker und leichter, anschwellend und
vergehend singen sie, diese Nachtigallen,
die eine Insel erfand, um seine Geschichte
im Gesang zu bewahren.
befasst sich Peter Härtling intensiv mit den letzten Dingen eines menschlichen Lebens, mit Altern, Schmerz und Tod – „manchmal müd, / doch selten mürb“. Abend und Nacht werden zu den gemäßen Tages-, Herbst und Winter zu den entsprechenden Jahreszeiten. Man wird bescheidener und wesentlicher, freut sich über ein „Rest von Glück“, wenn es „gelingt, den Abend hinauszuschieben“, und bittet den Schlaf, „die Zeit ohne dich durchzustehen“. Er spricht von „vorübergehenden Depressionen“ und „Ängsten wie Flechten“ und kann das Hoffen doch nicht sein lassen…
Radius-Verlag, Ankündigung
Martin Lüdke: Dichter, Erzähler, Zeitgenosse
faustkultur.de, 13.11.2013
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