IM JAHR X
Hinter ihnen die Nacht.
Vor ihnen ein Raum,
bis an die Decke gefüllt
mit erfundenem Licht.
Sie halten die Scheibe besetzt
und rühren sich nicht.
Winzige, flugfähige Stifte.
Nur ihre Fühler sind in Bewegung −
Sicheln
von symmetrischer Anmut −,
während jetzt im Radio
das Zeitzeichen ertönt: im Jahr X
nach der Ursuppe.
Ein sprechendes Wesen
wird vorgestellt
und hält einen Vortrag
über den Tod
ferner Sterne.
wer kennte diese mächtigen Bedürfnisse nicht. Es geht um das geistige Potential, um den nicht stillbaren Hunger, den nicht stillbaren Durst. Ein Begriffspaar, das Rainer Malkowski „das kostbarste Erbgut“ nennt, denn es äußert sich in der Frage also in dem Verlangen nach Antwort auf etwas, das wir nicht wissen, noch nicht wissen; in dem Verlangen, wissen zu wollen, mehr und immer mehr, ungeduldig, rastlos. Hier, so versteht es der Autor, liegt die Würde des Menschen. Rainer Malkowskis neue Gedichte sind – wieder und wieder – Beweise für dieses Welt- und Menschenverständnis, für diesen Drang, Hunger und Durst zu haben, ihn stillen zu wollen, wohl wissend, daß es die Unstillbarkeit ist, die lebendig erhält.
Suhrkamp Verlag, Klappentext, 1997
Albert von Schirnding: Unbescheidener Wunsch
Süddeutsche Zeitung, 2./3.10.1997
Christian Schuler: Fast alles ist richtig
Stuttgarter Zeitung, 23.1.1998
Jan Koneffke: Loch in der Schuhsohle
Neue Zürcher Zeitung, 31.1.1998
Walter Helmut Fritz: Ein leises Echo des entschwundenen Lebens
Stuttgarter Zeitung, 3.9.2003
Albert von Schirnding: Gehen und Sehen
Süddeutsche Zeitung, 3.9.2003
Hans-Dieter Schütt: Glücklich im Bahnhofsrestaurant
neues deutschland, 31.8./1 9 2013
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