DER LESENDE
Ich las schon lang. Seit dieser Nachmittag,
mit Regen rauschend, an den Fenstern lag.
Vom Winde draußen hörte ich nichts mehr:
mein Buch war schwer.
Ich sah ihm in die Blätter wie in Mienen,
die dunkel werden von Nachdenklichkeit,
und um mein Lesen staute sich die Zeit. –
Auf einmal sind die Seiten überschienen,
und statt der bangen Wortverworrenheit
steht: Abend, Abend… überall auf ihnen.
Ich schau noch nicht hinaus, und doch zerreißen
die langen Zeilen, und die Worte rollen
von ihren Fäden fort, wohin sie wollen…
Da weiß ich es: über den übervollen
glänzenden Gärten sind die Himmel weit;
die Sonne hat noch einmal kommen sollen. –
Und jetzt wird Sommernacht, soweit man sieht:
zu wenig Gruppen stellt sich das Verstreute,
dunkel, auf langen Wegen, gehn die Leute,
und seltsam weit, als ob es mehr bedeute,
hört man das Wenige, das noch geschieht.
Und wenn ich jetzt vom Buch die Augen hebe,
wird nichts befremdlich sein und alles groß.
Dort draußen ist, was ich hier drinnen lebe,
und hier und dort ist alles grenzenlos;
nur daß ich mich noch mehr damit verwebe,
wenn meine Blicke an die Dinge passen
und an die ernste Einfachheit der Massen, –
da wächst die Erde über sich hinaus.
Den ganzen Himmel scheint sie zu umfassen:
der erste Stern ist wie das letzte Haus.
ÜBERM BUCH
(nach Rilke)
Ich las und las, sass da, vergass –
Ein grosser Regen schlug ans Fensterglas.
Doch hörte ich den Regen nicht,
Im Buch vergrub ich mein Gesicht.
Wie Runzeln krümmten sich die Zeilen,
Und während Stunden stand die Zeit,
Stand still, ging rückwärts in die Ewigkeit.
Ein Wort sah ich durch alle Zeiten eilen,
Das rote Wort für Abend, Abschiedsleid…
Jetzt reisst der Faden, und wie Perlen kollern
Die Lettern in die Leere, rollen fort.
Ich weiss, die Sonne hätte an den Ort,
Den sie verliess, noch einmal wiederkehren sollen
Aus all den Gärten übervoll von Abendrot.
Doch nun ist Nacht, so weit ich sehe.
Die Bäume stehen starr am Strassenrand,
Die Menschen reichen schweigend sich die Hand,
Und wenn sie reden – jedes Wort ein Pfand,
Mit Gold nur aufzuwiegen. Welche Nähe!
Und wenn ich dann vom Buch die Augen hebe
Und mich ins Freie wage mit dem Blick –
Wie rasch da fern und nah zusammenrückt
Und wie genau ich mit der Zeit zusammenlebe!
Das Dunkle ist’s, wonach ich strebe,
Mein Auge taucht ins nächtliche Massiv,
Der Erde war der Zaun zu eng, der Garten schlief,
Als sie gewaltig über sich hinaus
Und in den Himmel wuchs – der erste Stern
Steht überm letzten Haus,
Er ist so nah und ist zugleich so fern.
Boris Pasternak (1958)
Übersetzung Felix Philipp Ingold
der Dichtungen, der Prosaschriften und Übertragungen von Rainer Maria Rilke im Herbst 1927 in der Ausgabe seiner Gesammelten Werke in 6 Bänden im Insel Verlag erschien – sie war noch von Rilke selbst mit seinem Verleger Anton Kippenberg vorbereitet worden –, schrieb Hermann Hesse:
Jetzt zeigt die Gesamtausgabe ein überraschend einheitliches Bild, die Treue des Dichters zum eigenen Wesen ist weit größer, die Kraft dieses Wesens weit stärker als das, was wir einst Wandlungsfähigkeit oder auch Wandelbarkeit nannten…
Der „ganze Rilke“ aber wurde erst mit der in den Jahren 1955 bis 1966 entstandenen Ausgabe der Sämtlichen Werke zugänglich gemacht, die nun erstmals als sechsbändige insel taschenbuch Kassette vorgelegt wird. Die Ausgabe ist text- und seitenidentisch mit der großen Werkausgabe.
Dieser große Lyriker hat nichts getan, als daß er das deutsche Gedicht zum ersten Mal vollkommen gemacht hat. Er gehört zu den Jahrhundertzusammenhängen der deutschen Dichtung.
Robert Musil
Insel Verlag, Klappentext, 1987
I. Zur neuen Gesamtausgabe
Als erste Zusammenfassung der Dichtungen, Prosaschriften und Übertragungen Rainer Maria Rilkes erschienen im Herbst 1927 seine Gesammelten Werke in sechs Bänden. Diese Ausgabe, 1930 wieder aufgelegt, ist seit langem vergriffen. An ihre Stelle traten zunächst im Jahre 1938 die Ausgewählten Werke in zwei Bänden, die 1948 erneuert wurden. Nunmehr erscheint eine neue Gesamtausgabe. Bei ihr müssen Herausgeber und Verlag das Ziel sich erheblich weiter stecken als bisher.
Die Gesammelten Werke beruhten in Zusammensetzung und Aufbau noch auf Verabredungen zwischen dem Dichter selbst und seinem Verleger Anton Kippenberg. Sie faßten die in Buchform erschienenen Hauptwerke zusammen und ergänzten diesen Bestand um eine Auslese aus den zerstreut veröffentlichten Arbeiten; ausgeschlossen aber blieb damals, außer dem weitaus größten Teil der Jugendwerke und außer allem, was Rilke als mehr beiläufig entstanden ansah, auch alles in französischer Sprache Geschriebene und fast der gesamte Nachlaß (: von Ungedrucktem fanden Aufnahme lediglich 23 Gedichte aus den Jahren 1912 bis 1922, ein Teil der Michelangelo, Übertragungen und Paul Valérys „Fragmente zum Narziß“). Demgegenüber konnten die Ausgewählten Werke, trotz des im Ganzen beschränkteren Umfangs, den Kreis der berücksichtigten Arbeiten des Dichters etwas weiter ziehen; das Frühwerk zwar (vor 1899) blieb dort ganz beiseit, doch verlagerte die Auswahl um so entschiedener das Gewicht nach der späteren Schaffenszeit hin, die in ihrer eigentlichen Bedeutung ja erst nach dem Tode des Dichters allmählich erkennbar geworden ist.
Seither hat sich der Bestand an Texten, die eine neue Gesamtausgabe zu sammeln und zu ordnen hat, gemessen an den früheren sechs Bänden von 1927, etwa auf das Dreifache vermehrt. Die vielen zu Lebzeiten Rilkes erschienenen Einzelveröffentlichungen in Vers, Prosa und Drama sind durch bibliographische Arbeiten und durch Nachforschungen kenntnisreicher und unermüdlicher Sammler jetzt wohl so gut wie vollständig erfaßt: ein Teil davon liegt in neueren Sammelbänden vor, das meiste ist noch verstreut und schwer auffindbar. Der Nachlaß, in mehreren Archiven und Sammlungen des In- und Auslandes aufbewahrt, ist größtenteils zugänglich geworden, und vieles daraus ist bereits gedruckt – freilich verteilen sich auch diese Drucke so weit, daß darüber nur schwer eine Übersicht zu gewinnen ist. Auf die Jugend Rilkes beginnt sich eine Aufmerksamkeit neuer Art zu richten, die seiner geistigen Verwurzelung im ausgehenden 19. Jahrhundert und in dem ,Jugendstil‘ der Jahrhundertwende nachspürt, die unvergleichbare Entfaltung seines Talents verfolgt und das Vorläuferhafte im Frühwerk erst aus tieferer Kenntnis der spätern Entwicklung recht entdeckt. Zudem konnte die zeitliche Entstehungsfolge der Gedichte und übrigen Arbeiten fast durchweg bis ins einzelne ermittelt und gesichert, der echte Wortlaut der Werke durch Heranziehung von Handschriften, Erstdrucken und anderen Quellen hergestellt werden. Langjährige Vorbereitungen solcher Art kommen nun der neuen Edition zugute.
Es sind vier maßgebende Gesichtspunkte, von denen Herausgeber und Verlag sich bei der Veranstaltung der neuen Gesamtausgabe leiten lassen: Vollständigkeit der auf genommenen Texte; zuverlässige Textgestaltung; Rangabstufung der Werke im Sinne des Dichters bei der Anordnung des Ganzen; Einhaltung der zeitlichen Folge innerhalb der einzelnen Abteilungen.
Sowohl um alles bisher schon Gedruckte zu vereinigen wie um des Dichters Hinterlassenschaft ganz zu erschließen, werden nun sämtliche zu Rilkes Werk gehörigen Texte zusammengefaßt. Vollständigkeit, auch in der Mitteilung des Nachlasses, ist angestrebt vom Jahre 1899 an; Vollzähligkeit alles schon einmal Veröffentlichten für die Jugendjahre bis Ende 1898. Diese zeitliche Grenze des 1. Januar 1899 ist festzusetzen, weil die uferlose Breite der aus den frühen Jahren 1894 bis 1898 erhalten gebliebenen lyrischen Versuche noch in keinem rechten Verhältnis zum Gewicht und Wert des einzelnen Gelingens steht. Rilkes ,Werk‘: das sind seine Gedichte, seine Schriften in Prosa und seine frühen dramatischen Versuche. Die Übertragungen werden später in einem eigenen Bande vereinigt. Die Tagebücher und persönlichen Aufzeichnungen stehen für sich und mögen einmal gesondert folgen. Die Briefe müssen, wie bisher, vom Werk getrennt bleiben.
Was die Textgestaltung betrifft, so werden alle erreichbaren handschriftlichen und gedruckten Quellen so sorgfältig ausgenutzt, wie es in bemessener Frist geschehen kann. Zur Schaffung einer förmlichen historisch-kritischen Ausgabe sind die Voraussetzungen heute noch keineswegs gegeben; vielmehr bleibt die jetzt unternommene umfassende Sammlung und Sichtung selbst die unerläßliche Vorstufe für eine künftige streng philologische Aufarbeitung des gesamten textkritischen Materials. Auch lassen sich die wissenschaftlichen Anforderungen, die heute an eine kritische Ausgabe gestellt werden, erst erfüllen, wenn Handschriften und Korrespondenzen Rilkes mit herangezogen werden können, die solcher Verwertung vorläufig noch entzogen sind. Unnötig zu sagen, daß auch dann, wenn alle Beschränkungen wegfielen und alle Vorarbeiten geleistet wären, eine historisch-kritische Ausgabe noch Jahre bis zu ihrem Abschluß in Anspruch nehmen müßte. So gilt es gegenwärtig sich aufs Erreichbare zu beschränken. Zum Glück kann der Text der von Rilke selbst veröffentlichten und autorisierten Werke auch schon durch eine gründliche, auf das bisher verfügbare Material gestützte Revision, wie sie hier versucht wurde, eine wohl so gut wie endgültige Gestalt gewinnen; auch bei der Wiedergabe nachgelassener Schriften ist, selbst da wo keine Reinschrift vorliegt, der Wortlaut fast immer eindeutig bestimmbar, weil Rilkes Entwürfe für gewöhnlich nicht viele Korrekturen und Überarbeitungen aufweisen oder doch wenigstens eine letzte Arbeitsstufe jeweils klar erkennen lassen. Halt machen muß die gegenwärtige Ausgabe aber dort, wo es eines eigenen Lesarten-Apparates bedürfte, um etwa die Entstehung eines Gedichtes aufzuzeigen oder die Vielschichtigkeit eines Entwurfs anschaulich zu machen. Auch solche Teile des Nachlasses, die bloße Vorarbeiten oder Vorstufen zu geplanten oder ausgeführten Werken darstellen, müssen beiseite bleiben, ebenso wie alles Übrige, das nicht ,Werk‘-Charakter angenommen hat, wie Exzerpte, Leseblätter, Studien und bloße Notizen. Liegen dagegen verschiedene fertige Fassungen einer einzelnen Arbeit vor, so werden sie mitgeteilt; und auch in der Wiedergabe von erst Begonnenem, von Bruchstücken, Ansätzen und Entwürfen, wurde doch soweit gegangen, wie es nur irgend tunlich schien, – eben um vom Werke nichts zurückzuhalten, das Beachtung verdienen könnte.
Legt die neue Ausgabe auf diese Weise das dichterische Werk Rilkes lückenlos und in verbürgter Gestalt vor, so will sie andererseits einer rücksichtslosen Historisierung vorbeugen. Das Vermächtnis des vor bald drei Jahrzehnten verstorbenen Dichters verpflichtet uns noch heute wie je zu der Aufgabe, die geistigen und künstlerischen Rangverhältnisse seiner Hinterlassenschaft unverrückt zu lassen, ja es scheint geboten, sie von neuem einzuprägen. Dem Werke des Dichters muß sein Platz gesichert bleiben über der ,Ergiebigkeit‘ des Briefschreibers Rilke, und auch im Bereich seines dichterischen Schaffens hat das eigentliche, ausgestaltete Werk sich zu sondern von all dem, was Liebe, Achtung oder Wißbegier aus seinen Papieren nachträglich hervorholt und bewahrt. Das Bestreben, so im Sinne des Dichters zu verfahren und der Rangabstufung des erhaltenen Gesamtbestandes gerecht zu werden, bestimmte den Aufbau der Ausgabe und ihrer einzelnen Bände.
Die zeitliche Folge wird als Anordnungsprinzip insbesondere bei der Gliederung des Nachlasses angewendet, sonst nur in der Abfolge der einzelnen Werke. In den Inhaltsverzeichnissen wird jedes Gedicht, jedes Prosastück datiert. Diese Angaben sind gelegentlich noch durch einen als Lesehilfe gemeinten erläuternden Wink ergänzt. Eine Kommentierung des Werks kann im Rahmen dieser Ausgabe natürlich nicht unternommen werden. Nur zu solchen Stücken, die ohne einen erklärenden Hinweis auf Entstehung, Anlaß oder Bezugnahme allzu undeutlich bleiben würden (so vor allem die Widmungs- und Gelegenheitsgedichte in deutscher und in französischer Sprache), werden am Schluß des betreffenden Bandes kurze Anmerkungen nachgetragen.
II. Zur ersten Abteilung: Gedichte
Die Gesamtheit der Gedichte Rilkes läßt sich, im Sinne der oben dargelegten Grundsätze, in drei große Gruppen gleichmäßigen Umfangs aufgliedern, und damit auf drei Bände verteilen. Voran stehen die lyrischen Hauptwerke in der vom Dichter als endgültig bestimmten Reihe und Gestalt; es folgt der lyrische Nachlaß der mittleren und späten Schaffensjahre (1906 bis 1926) und die Gedichte in französischer Sprache; an dritter Stelle steht die Lyrik der Frühzeit (von den Anfängen des Schulknaben bis zum Jahre 1905), soweit sie nicht in die von Rilke auch später noch ausdrücklich autorisierten ersten Gedicht-Bücher des lyrischen Hauptwerks eingegangen ist.
Der Inhalt des vorliegenden Ersten Bandes entspricht im Ganzen den ersten drei Bänden den Gesammelten Werke, von 1927, nur daß das „Requiem auf den Tod eines Knaben“ (Gesammelte Werke, II, 345–350) und die Folge „Letzte Gedichte und Fragmentarisches“ (Gesammelte Werke. III, 377–473) mit den übrigen Nachlaßgedichten unseres Zweiten Bandes zu vereinigen waren. Der schwer einzuordnende „Cornet“ ist, um seiner mehr lyrischen Sonderart willen, aus den Prosaschriften des Vierten Bandes der Gesammelten Werke herübergenommen und unter die Versdichtungen gestellt, wo er sich, seiner Form und Gattung nach, natürlicher einzufügen schien.
Der Zweite Band dieser neuen Ausgabe wird die im Jahr 1953 herausgegebene, inzwischen vergriffene Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den Jahren 1906 bis 1926 in neuer, vereinfachter Gliederung enthalten, ergänzt um den Zyklus „Aus dem Nachlaß des Grafen C. W.“ aus dem Winter 1920/1921 sowie um die in den Jahren 1924 bis 1926 an Erika Mitterer gerichteten Verse, und vervollständigt um alle diejenigen Gedichte, Entwürfe und Bruchstücke, die erst jüngst zugänglich oder verfügbar geworden sind (darunter auch die seinerzeit für einen Ergänzungsband zurückgestellten Stücke). An diesen, das lyrische Hauptwerk begleitenden und fortsetzenden, aber von Rilke nie zu Büchern versammelten, ja nur zum kleinsten Teil von ihm selbst schon veröffentlichten Bestand schließen sich dann im gleichen Bande die Dichtungen in französischer Sprache: die vier noch zu Lebzeiten des Dichters zum Druck gegebenen oder vorbereiteten Sammlungen Vergers, Les Quatrains Valaisans, Les Roses und Les Fenétres, samt den zahlreichen französischen Versen aus dem Nachlaß, wovon nur ein Teil seit 1934 veröffentlicht, das meiste bis jetzt noch ungedruckt ist (mit einzelnem bis 1899 zurückreichend, aber ganz überwiegend aus den drei letzten Lebensjahren stammend). Um die französischen Dichtungen (Selbstveröffentlichtes und Hinterlassenes) nicht auseinanderzureißen, vor allem aber auch, um den von Rilke so stark betonten Abstand der Versuche in der Langue prêtée vom lyrischen Hauptwerk einzuhalten, wurde dies alles in dem Zweiten Bande vereinigt. Sein Inhalt geht zum allergrößten Teil (mit den wenigen oben schon verzeichneten Ausnahmen) über den Rahmen der Gesammelten Werke von 1927 hinaus.
Die Lyrik der Frühzeit, hier (soweit nicht schon zum Ersten Band gehörig) zum ersten Mal gesammelt und um ihrer selbst willen geschlossen dargeboten, macht einen eigenen Band aus, den dritten, von dessen Inhalt die Gesammelten Werke noch nichts enthielten. Um auch hier aufs Ganze zu gehen und um ein unretuschiertes, vollständiges Bild von Rilkes jugendlichem Schaffen zu geben, wird das erste, später ganz unterdrückte Buch des Achtzehnjährigen, die Sammlung Leben und Lieder ( im November 1894 erschienen) abgedruckt und ein Teil der nachher veränderten Frühwerke in ihrer ursprünglichen Gestalt wiedergegeben („Mir zur Feier“, „Die weiße Fürstin“, „Das Buch vom mönchischen Leben“, „Cornet“). Daß auch alles, was an einzelnen Jugendgedichten schon einmal irgendwo an den Tag gekommen ist, hier wiederholt wurde (Versuche aus Kindheit und Schulzeit, wie sie gelegentlich um des biographischen Interesses willen mitgeteilt worden sind, nicht ausgeschlossen), liegt ebenso im oben begründeten Plan dieser Gesamtausgabe wie die vollständige Einbeziehung des lyrischen Nachlasses aus den Jahren 1899 bis 1905. Aus der Masse der ungedruckten Verse vor 1899 konnten dagegen nur Proben ausgewählt werden. War hierbei der Herausgeber auf Finderglück und Gutdünken angewiesen (eine gerecht abwägende, genaue Übersicht über die sämtlichen Juvenilia wird erst gewinnen, wer Rilkes merkwürdige Werdezeit einmal gründlich und unvoreingenommen erforscht), so kommen die Anfangsjahre doch auch dadurch genügend zur Geltung, daß einzelne größere Gedichtkreise wie die „Christus-Visionen“ (1896) und das für Lou Andreas-Salomé geschriebene Buch „Dir zur Feier“ (1897/1898: Vorläufer und Gegenstück zu Mir zur Feier) hier zum ersten Mal bekannt gemacht werden.
III. Zum Ersten Bande
1. Bestand; Anordnung; Widmungen
In seiner Jugend, vom neunzehnten Lebensjahr an, hat Rilke zu Weihnachten jedes Jahres eine Gedichtsammlung abgeschlossen. Wurde auch die frühste davon, Leben und Lieder, von ihm selbst schon bald strenge verworfen, so hat er doch die drei folgenden (Larenopfer 1895, Traumgekrönt 1896, Advent 1897) noch im Jahr 1913 unverändert zu dem Band Erste Gedichte vereinigen lassen. Ungedruckt blieb „Dir zur Feier“ (1897/1898). Die Dichtungen der Jahre 1898 und 1899 („Mir zur Feier“, „Die weiße Fürstin“, der „Cornet“, „Das Buch vom mönchischen Leben“) wurden zwischen 1904 und 1909 überarbeitet oder gänzlich umgeschrieben, – ein Bemühen, das Rilke ausschließlich den Arbeiten dieser ganz im Zeichen des Jugendstils stehenden Übergangsjahre nachträglich zugewandt hat. Die Sammlung Mir zur Feier wurde dabei 1909 mit der „Weißen Fürstin“ zu dem Band der Frühen Gedichte verbunden. Das 1902 erschienene Buch der Bilder wurde 1906 bei seiner zweiten Ausgabe so erheblich vermehrt, daß dabei ein in seiner ganzen Art und Haltung neues Buch entstand. Es ist darum im vorliegenden Bande (anders als in den Gesammelten Werken) hinter das Stunden-Buch gerückt worden, dessen drei Bücher zwar etwa in dem gleichen Zeitraum entstanden sind, aber schon 1905 endgültig abgeschlossen und veröffentlicht wurden.
Auch für die im Wortlaut unverändert gelassenen drei Teile der Ersten Gedichte gilt, daß man die ursprünglichen Ausgaben der neunziger Jahre anschauen muß, um den vollen und charakteristischen Eindruck von der jugendlichen Haltung des Dichters zu gewinnen. Erst recht trifft das natürlich auf die nachher umgestalteten Werke zu, von Mir zur Feier bis zum Buch der Bilder. Weggefallen sind in den endgültigen Ausgaben auch einige frühere Widmungen. So war das Bändchen Traumgekrönt Richard Zoozmann gewidmet und enthielt mehrere Motti aus dessen Gedichten. Die Sammlung Advent trug die Inschrift: „Meinem guten Vater unter den Christbaum“, und wies bei vielen Gedichten einen huldigend hinzugefügten zeitgenössischen Schriftsteller- oder Künstlernamen auf – dankbares Bekenntnis und ehrgeizige Anknüpfung zugleich. Die erste Buchausgabe des „Cornet“ war der Baronin Gudrun Uexküll zugeschrieben „im Gedächtnis einer Erhabenen“ (nämlich ihrer Mutter, der Gräfin Luise Schwerin). Das Buch der Bilder war, Gerhart Hauptmann in Liebe und aus Dankbarkeit für „Michael Kramer‘ zugeeignet. Berücksichtigt man diese Verhältnisse, so wird deutlich, daß alle Gedicht-Bücher Rilkes von Hause aus sich als eine Darbringung gaben, mochte ein Empfänger nun namentlich genannt oder die Hinwendung im Charakter der Dichtung selber ausgedrückt sein.
Dem Abdruck der einzelnen Werke sind hier jeweils die maßgebenden Ausgaben oder Auflagen zugrunde gelegt: an ihrem Bestande wurde nichts verändert. So sind die fünf einzelnen Stücke, die 1913 bei der Redigierung der Ersten Gedichte noch in die Sammlung „Advent“ eingeschoben wurden, (von seiten des Verlags aus früheren Abdrucken in Zeitschriften ausgewählt und mit Rilkes Billigung eingereiht), an ihrer Stelle beibehalten,dagegen alle nachträglichen (ebenfalls vom Verlag veranlaßten) Einschübe in spätere Auflagen der anderen Bücher rückgängig gemacht worden, da sie seinerzeit lediglich dazu dienen sollten, einiges verstreut Gedruckte an die bestehenden Sammlungen anzuschließen, ein Zweck, der mit der vollständigen Erfassung aller vereinzelten Gedichte in den beiden nächsten Bänden dieser Gesamtausgabe überholt erscheint. Es handelt sich dabei um die folgenden Stücke: „Sieh, wir wollen heute beim Altane…“ und „Sexte und Segen“ (seit 1919 in: Die Frühen Gedichte) ; „Sturmnacht“ („Der Gott erschrak in seiner Einsamkeit…“: seit 1920 im Buch der Bilder); „Endymion“, „Gebet für die Irren und Sträflinge“, „Städtische Sommernacht“ (seit 1927 in: Der Neuen Gedichte anderer Teil) und endlich das „Requiem auf den Tod eines Knaben“ vom 13. November 1915 (seit dem Zweiten Band der Gesammelten Werke 1927 verkoppelt mit den beiden ,„Requiem“ von 1908). All das ist in den beiden nächsten Bänden an seinen Ort gestellt; ebendort sind auch weitere Ergänzungen zum Bestand dieses Ersten Bandes zu finden, wie die früheren Fassungen der umgearbeiteten Frühwerke und einzelner Gedichte, sowie Vorstufen, Entwürfe und Paralipomena, worauf hier nur zusammenfassend verwiesen werden kann.
2. Textgestaltung; Erläuterungen; Chronologie
Wie hinsichtlich des Bestandes und der Anordnung, so ist auch bei der Gestaltung des Textes von Fall zu Fall grundsätzlich den vom Dichter selbst als maßgebend erklärten Originalausgaben gefolgt worden; doch wurde daneben auch alles sonstige Material an Handschriften, Drucken und Selbstzeugnissen herangezogen und bei der Herstellung des Wortlauts, der Schreibung und der Zeichensetzung gegebenenfalls mit berücksichtigt. Versucht worden ist, überall eine letztwillige Fassung des Dichters zu ermitteln. Was den eigentlichen Wortlaut der Gedichte betrifft, so läßt sich zumeist die richtige Entscheidung zwischen zwei oder mehreren Lesarten mit hinlänglicher Sicherheit treffen. Mehr Schwierigkeiten machen Fragen der Schreibung und Zeichensetzung. Der geltenden Norm von Orthographie und Interpunktion hat Rilke sich bei der Drucklegung seiner Werke im allgemeinen bereitwillig unterworfen, so eigenartig, ja eigenwillig auch das persönliche Gepräge seiner Schreibgewohnheiten zeitlebens blieb. Es schien geraten, in manchen Fällen (zumal da, wo es sich um die Lautgestalt von Wörtern handelte) auch dieser persönlichen Eigenart ihr Recht zu lassen, innerhalb der im Ganzen festgehaltenen Normalisierung.
Abgesehen von den oben erwähnten Umarbeitungen bestimmter Jugendwerke hat Rilke so gut wie niemals an dem Text der einmal veröffentlichten Bücher noch nachträglich etwas geändert. Eine Ausnahme bildet die für Richard von Kühlmann im Winter 1918/1919 handschriftlich hergestellte Auswahl eigener Gedichte und Übertragungen (später als Faksimiledruck der Bremer Presse mit Max Slevogts Illustrationen veröffentlicht), worin einige, offensichtlich wohlbedachte Besserungen am Text angebracht sind, die hier übernommen wurden („Liebeslied“, vorletzter Vers, Seite 482: „Geiger“ statt „Spieler“; „Sankt Sebastian“, Vers 9, Seite 507: „seine Trauer“ statt „eine Trauer“; „Die Brandstätte“, Vers 10, Seite 592: „an einem langen Gabelaste“ statt: „mit einem…“; Seite 638 die frühere Überschrift „Die Berufung“ verdeutlicht in: „Mohammeds Berufung“).
Die „Ersten Gedichte“, die „Frühen Gedichte“ und „Die weiße Fürstin“ sind bei gegenwärtiger Gelegenheit zum ersten Mal textkritisch durchgesehen, das Buch der Bilder und beide Teile der Neuen Gedichte ganz neu durchgearbeitet worden. Doch wurden auch die Texte der übrigen Werke, die schon früher für die Ausgewählten Werke und für neuere Einzelausgaben hergestellt waren, noch einmal genau überprüft.
Entstellungen und Fehler, die sich bei solcher Durchsicht herausstellen, können naturgemäß auf jeder Stufe der ,Überlieferung‘ in den Text eingedrungen sein, von der eigenen Reinschrift (ja selbst von der ersten Niederschrift!) des Dichters angefangen, über die als Druckvorlage hergestellte Abschrift von fremder Hand, bis zum Erstdruck und allen weiteren Auflagen hin. So hatte, beispielsweise, Rilke selbst im eigenen Druckmanuskript des „Requiem für eine Freundin“, an der später so berühmt gewordenen Stelle dieser Dichtung (Seite 654, Zeile 8/9), versehentlich geschrieben: „das wirre Leiden von der falschen Liebe, / das, bauend auf Verjährung wie Gewohnheit…“ – ein Irrtum, der unbemerkt blieb, bis 1938 ein Vergleich mit der für Clara Rilke hergestellten eigenhändigen Abschrift des Dichters die allein sinnvolle richtige Lesart: „die, bauend…“ ans Licht brachte. Entstellungen wie: „Federflocken“ statt „Feberflocken“ (österreichisch für: Februarflocken, Seite 126, Zeile 12); „vor dem dunkeln Bug“ statt: „von“ (Seite 604, Zeile 8); „Felsen war da“ statt: „waren da“ (Seite 542, Zeile 9 von unten); „andre Zeiten“ statt: „andere Zeiten“ („Der Junggeselle“: Seite 635, Vers 15 – in den beiden letzteren Fällen wird der Versrhythmus zerstört) finden sich schon in den Erstdrucken. Die „schreitenden Alleen“ am Anfang des Buches von der Pilgerschaft (Seite 305) waren bereits in der zweiten Auflage des Stunden-Buchs zu „reitenden Alleen“ geworden. Die Fehler mehren sich mit der Zahl der Auflagen (z.B. Seite 668, Zeile 7: „Palast sieht auf Palast“, statt: „steht“); sie sind manchmal auch dem selbst nachprüfenden Dichter entgangen (Seite 401, Zeile 11: „Alles unter mir heben“ statt „leben“). Auch für sinnentstellende Interpunktion fehlt es gleich in den Erstdrucken nicht an Beispielen (etwa Seite 633 unten, „Rosa Hortensie“: falsches Komma statt Punkt nach dem fünften Verse; Seite 669, Zeile 6 von unten: falsches Komma statt Semikolon nach „neigte“). Um so eher konnte dergleichen sich in späteren Auflagen häufen. Der Herausgeber hatte in all solchen Fällen nicht eine Wahl zwischen „Varianten“ zu treffen, sondern nur zwischen richtig und falsch zu entscheiden. Selbständige Eingriffe in den Text hat er sich nirgends erlaubt (selbst nicht angesichts eines offenkundigen Sprachversehens wie der Wendung „einer jener Tänze“ im vorletzten der Sonette an Orpheus Seite 769, wo gewiß zu verstehen ist: „eines jener Tänze“). Zur Verdeutlichung der Interpunktion und Schreibung glaubte er sich in Ausnahmefällen genötigt und befugt (z.B. Seite 436, Zeile 8–10, in „Die Zaren“ VI; Seite 497 in der Anfangsstrophe von „Die Kathedrale“; Seite 608, Zeile 6 von unten „ohne bleibend“: ohne Worte bleibend), aber auch nur dort, wo die Auffassung des Textes keinerlei Zweifel erlaubt (Seite 388 in der Schlußzeile von „Das Abendmahl, wäre wohl ein Komma nach „überall“ zu ergänzen – auf Einfügungen solcher Art wurde vorsichtshalber verzichtet). Diese Beispiele mögen genügen, um dem Leser in Fällen, wo ihm eine Abweichung vom Gewohnten auffallen sollte, einen gewissen Maßstab an die Hand zu geben.
Alles vom Herausgeber Zugefügte (freilich nicht einzelne Satzzeichen!) ist in Winkelklammern ⟨⟩ eingeschlossen. Fallen Strophenabsatz und Seitenwechsel zusammen, so ist der Anfang der Strophe auf der neuen Seite durch Einrücken der ersten Zeile kenntlich gemacht.
Zwei ,Anmerkungen‘ hat Rilke selbst den Sonetten an Orpheus mitgegeben; sie wurden (wie schon in den Ausgewählten Werken) aus Briefen und Widmungsexemplaren des Dichters vermehrt. So hätte es nahegelegen, in ähnlicher Weise auch gewisse sachliche Bezugnahmen in den übrigen Werken aufzuhellen. Wohl braucht der Leser nicht zu wissen oder zu erfahren, daß etwa das Motto zum „Marien-Leben“ aus dem früh byzantinischen sogenannten Akathistos-Hymnos stammt (es wurde Rilke durch das Malerbuch vom Berge Athos in einer Anweisung zur Illustration jenes Hymnus vermittelt und bezieht sich ursprünglich auf „Josephs Argwohn“). Aber daß die lateinische Inschrift in der fünften Elegie (Seite 703) als „Subrisio Saltatorum“ zu lesen ist, wird man von selbst nicht sicher erraten, daß „Pschent“ in der zehnten Elegie (Seite 724, Zeile 4 von unten) die Krone der vereinigten Reiche Ober- und Unterägypten bedeutet, nur mit einiger Mühe ermitteln können. Wo es sich gar um den Gegenstand eines ganzen Gedichtes handelt, bleibt der Leser gewiß zuweilen ratlos ohne einen erläuternden Wink, wobei oft ein Name oder ein Stichwort genügt; Rilke selbst hat solche Bezüge oft genug schon in Überschriften oder Untertiteln angedeutet (nachträglich bei dem vorhin erwähnten Stück „Mohammeds Berufung“, Seite 638), und es ist im Einzelfall manchmal kaum auszumachen, warum er einem Gedicht einen solchen Hinweis mitgab oder nicht. Daß, beispielsweise, unter dem „Aussätzigen König“ (Seite 572) Karl VI. von Frankreich, unter dem „König von Münster“ (Seite 573) der Wiedertäuferkönig Johann Bockelson aus Leyden zu verstehen ist: daß mit „Adam“ und „Eva“ (Seite 583–585) die Figuren von Viollet-le-Duc an der Fassade von Notre-Dame zu Paris, mit dem Maler des „Berges“ (Seite 638) der Japaner Hokusai und seine 136 Ansichten des Fujiyama gemeint ist, – solches zu wissen und im Sinne zu haben, würde die reine Wirkung des Gedichts wohl nicht stören oder gar aufheben. Der Dichter hat in solchen Fällen die Anonymität des Gegenstands vorgezogen. Es wäre vielleicht noch angegangen, derartige sachliche Einzelheiten im Inhaltsverzeichnis von Fall zu Fall zu vermerken. Aber wo, schließlich, wäre die Grenze zu Erklärungen mehr inhaltlicher oder sprachlicher Art: daß beim „Abendmahl“ (Seite 591) von dem abendlichen Durchblick durch dunkelnde Pariser Schaufenster bis in das erleuchtete Hinterzimmer die Rede ist; daß bei der „Holzglut“ in der zweiten Elegie (Seite 689, Zeile 3 von unten) auf das Räuchern mit Amber angespielt wird; daß bei dem Löhren der wunden Tiere auf ihren Lagern (Seite 562, Zeile 4 von unten) eine Wendung des Propheten Hosea (Kap. 7 Vers 14, in Luthers Übersetzung) aufgenommen wurde – so etwas läßt sich zwar ebenso kurz wie bestimmt angehen, aber die Anbringung solcher Erläuterungen wäre am Ende doch eine Zutat, die einer reinen Textausgabe wie der vorliegenden nicht aufgebürdet werden darf. Genug, wenn die angeführten Beispiele die Gewißheit des Lesers, es hier überall mit konkreter Anschauung und entschiedener Gegenständlichkeit zu tun zu haben, bestätigen helfen.
Die Entstehungsdaten der Gedichte sind zu jedem einzelnen Stück mit aller bis jetzt erreichbaren Genauigkeit im Inhaltsverzeichnis vermerkt. Eine nach Jahren gegliederte chronologische Gesamtliste, in rein zeitlicher Folge geordnet, kann erst ausgearbeitet werden, wenn der Bestand aller drei Gedichtbände vorliegt. In der Jugend pflegte Rilke zu jedem niedergeschriebenen Gedicht Tag und Ort der Entstehung zu notieren; daher die Fülle genauer Daten im Frühwerk, soweit die Handschriften sich erhalten haben. Schon in der Zeit der Neuen Gedicht, ist diese Gewohnheit aufgegeben, und umständliche Ermittlungen müssen zumeist das bequeme Ablesen der Daten ersetzen. Die Angaben trotz ihrer Kürze nach dem Grad ihrer Sicherheit abzustufen, war der Herausgeber bestrebt; einzelne Irrtümer wird er schwerlich haben vermeiden können. Die Begründung der Chronologie aus ihren Quellen zu geben, ist nicht dieses Orts.
Das alphabetische Verzeichnis wurde so eingerichtet, daß es auch zum Nachschlagen der Hauptstichworte in den Gedicht-Überschriften dienen kann.
*
Zum Schluß sei dankbar der Männer gedacht, auf deren Arbeit und Leistung auch diese neue Ausgahe mit beruht. Dauernde Verdienste haben sich um Rilkes Werk und Nachlaß erworben: Fritz Adolf Hünich als Betreuer der Gesammelten Werke von 1927 und der früheren Einzelausgaben des Insel-Verlags; Richard von Mises als Sammler, Editor und als Erforscher vor allem der Jugend Rilkes; Carl Sieber als Begründer und Verwalter des Rilke-Archivs von 1927 bis 1945; Willy Fritzsche als Erhalter und Bewahrer des Nachlasses. Besonders verpflichtet ist der Herausgeber ferner Madame Jenny de Margerie in Paris, durch deren Güte die in ihrem Besitz befindliche Reinschrift des zweiten Teils der Neuen Gedichte hier zum ersten Mal verwertet werden konnte, und Herrn Paul Obermüller in Heidelberg für vielfache Hilfe. Die Last des Kollationierens, der Korrekturen und der Anfertigung der Register halfen cand. phil. Werner Schmidt und cand. phil. Walter Simon tragen. Mit wertvollem Rat und kräftiger Tat hat Dr. Wolfgang Herwig auch diesem Unternehmen beigestanden. Im Namen von Frau Ruth Fritzsche (R. Sieber-Rilke) wie im eigenen Namen sei auch hier allen freundlichen Helfern noch einmal wärmstens gedankt.
Ernst Zinn, Oktober 1955, Nachwort
Hans Egon Holthusen: Der späte Rilke, Merkur, Heft 8, Februar 1948
Hans Egon Holthusen: Rilke-Finsternis? Gedanken anläßlich des 100. Geburtstages, Merkur, Heft 330, November 1975
Carl J. Burckhardt: Ein Brief über Rilke, Merkur, Heft 330, November 1975
AN RILKE
Noch einmal in Sierra
aufwärts
denn engel sind
allesamt
sanft
wenn man von süden
nach Raron
wo er der Widerspruch
im salongrab
aufgebauscht
ein Klage-Land sucht
längst längst gelandet
unter den dörflern
nicht einmal schöner
als böhmische
bauern
Jiří Gruša
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