1. EINLEITUNG : ZUR LYRIK GEOFFREY HILLS
Das Werk des englischen Lyrikers Geoffrey Hill liegt seit der Veröffentlichung seiner Collected Poems im Jahre 1985 in vorläufig abgeschlossener Form vor. Seither hat er nur vereinzelt kleinere Arbeiten in diversen Zeitschriften veröffentlicht, die sich sowohl in thematischer als auch stilistischer Hinsicht übergangslos in das vorliegende Gesamtkorpus einordnen lassen. Die Publikation der Collected Poems brachte Geoffrey Hill in Großbritannien nach zwei Jahrzehnten relativer Nichtbeachtung den Ruf ein, sicherlich einer der bedeutendsten, aber auch schwierigsten englischsprachigen Lyriker seiner Generation zu sein. Seine innovative Lyrik hat in den Jahrzehnten ihrer Entwicklung von einer Vielzahl überlieferter Formen abendländischer Dichtung Gebrauch gemacht, und diese nicht selten im Kontext einer proteusartigen literarischen Moderne zur Übermittlung individueller und skeptischer Inhalte zu revitalisieren verstanden. Gerade an der formalen Autorität von Hills Lyrik, die auch differenzierteste poetische Idiome in thematisch zeitlosen Kontexten einsetzt, läuft sich die Kritik an einer Spätmoderne, die keine spezifischen Ausdrucksformen mehr hervorzubringen verstehe, tot; zentrale Aspekte oft divergierender Dichtungstheorien und Richtungen werden in seiner formal geschliffenen Lyrik zu einer völlig eigenen, überwiegend modernistischen Traditionen verhafteten Dichtung umgeschmolzen. In ihrer meist ungelösten Ambiguität ist diese Dichtung zugleich eine Form radikalisierter Sprachkritik; die Widersprüchlichkeit der modernen Welt soll auf dem Wege der poetischen Auseinandersetzung auf den Punkt gebracht werden:
Therefore the oxymoronic nature of our world produces a resistant paradox, which is that the poem, which in itself may not contain a grain of scepticism, may nonetheless belong with certain kinds of constructive scepticism as one of the instruments of resistance to the drift of the age.1
Diese Einsicht des Dichters in die Ambivalenz poetisch vermittelter historischer und lebensweltlicher Zusammenhänge ist eng verbunden mit der Forderung nach einer Verantwortlichkeit des Dichters für das, was er sagt und wie er es sagt: in seinem Essay „Our word is our bond“ arbeitet Hill in Anlehnung an J.L. Austins Sprechakttheorie die besondere Eigenschaft der Dichtung heraus, Sprache als Handlung in Szene zu setzen, und so, über den bloßen Akt der Metaphorisierung hinaus, als effektiver gesellschaftlicher Akt zugleich verpflichtende moralische Bindungen einzugehen.2 Michael North verdeutlicht in seinem Essay über Hills dritten Gedichtband Mercian Hymns diesen Sachverhalt:
Hill’s ultimate contention… is that literary work that is highly conscious of the opacity and difficulty of language is more purely performative than language that assumes an artificial freedom from conflict.3
Dieses allgegenwärtige Bewußtsein sprachlicher Widerspenstigkeit („recalcitrance“) ist ein zentrales Merkmal, das von Anbeginn an Hills behutsamen Umgang mit seinen Themen gekennzeichnet hat. Es drückt sich darin nicht zuletzt eine vorherrschende Tendenz der Verunsicherung in der zeitgenössischen englischen Dichtung aus, die wähnt, mit den überlieferten sprachlichen Mitteln eine zunehmend komplexer werdende Wirklichkeit nicht mehr in den Griff zu bekommen. Zuviel Unbewältigtes liegt in der Geschichte der vergangenen Jahrzehnte verborgen, als daß es übergangen und Gedichte noch immer verfaßt werden könnten, so als sei nichts geschehen – wie der folgende zeitgenössische Kommentar verdeutlicht:
The brutal manipulation of words in order to seduce the masses in Hitler’s Germany and Stalin’s Russia, and the sheer difficulty of finding any terms to express the impersonal horrors of the Second World War, made speech, the cardinal human achievement, no langer secure.4
Eine Polarisierung der zeitgenössischen englischen Lyrik, die zwei mögliche Formen der Reaktion auf diese Verunsicherung kennzeichnet, erscheint daher nur konsequent. Als die beiden herausragendsten Pole dieser Tendenz hat Calvin Bedient Geoffrey Hill und den Iren Seamus Heaney ausgemacht.5 Heaneys „gift of a healthy nature“ und seine traditionell enge und natürliche Anbindung an irische Kultur und Geschichte prädestinieren ihn geradezu für ein Abtauchen in ein irisch beeinflußtes – und damit historisch gewissermaßen unbelastetes – Idiom, welches aufgrund seiner thematischen Provinzialität und unter Umgehung der von Bedient diagnostizierten „precariousness“ große Aufmerksamkeit erregt hat und Heaney zurecht von einer regionalen Figur zu einem der „Großen“ der zeitgenössischen britischen Dichtung hat avancieren lassen. Auf der anderen Seite steht Geoffrey Hill, „fierce with precariousness“, dessen kulturelles Unbehagen in Anbetracht einer offensichtlich gescheiterten historischen Vernunft ihn im Umgang mit Sprache umso sensibler und hellhöriger werden läßt. In seinen wenigen und schmalen Gedichtbänden werden die Konfliktsituationen und Widersprüche der Geschichte, und damit zugleich die der menschlichen Vernunft, zum zentralen Thema poetischer Auseinandersetzungen gemacht, und dabei schonungslos mit der Unmöglichkeit einer Bewältigung tausendfachen menschlichen Elends konfrontiert. Aspekte einer skeptisch-pessimistischen Geschichtsauffassung stehen dabei im Vordergrund der dichterischen Inszenierung. Der schimärischen Vernunft der Geschichte wird die Faktizität zweier Weltkriege und des damit verbundenen individuellen Leids entgegengestellt. Nicht selten nimmt die Schilderung menschlichen Elends in Hills Gedichten deshalb die Form eines schicksalhaften Märtyriums an, ein Aspekt, der in seinen Gedichten über politische und religiöse Märtyrer wie beispielsweise Tommaso Campanella, Robert Southwell, Dietrich Bonhoeffer und Charles Péguy seinen Niederschlag findet. Geoffrey Hill hat sich damit nicht selten der Kritik von verschiedener Seite ausgesetzt. Die undialektische und ambige Bearbeitung seiner Themen brachte ihm in der Vergangenheit mehrfach den Vorwurf ein, ein „myth-maker“ zu sein, der einen bestehenden Mythos mithilfe seiner eigenwilligen Sprache einhüllt und überhöht. Insbesondere sein 1983 erschienener Band The Mystery of the Charity of Charles Péguy, der in einer ungelöst ambivalenten Dichtung die patriotisch-katholische Idylle des l’ancienne France zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nachzeichnet, wurde als unausdeutbares, klaren Standpunkten ausweichendes Werk kritisiert, welches den umstrittenen Charles Péguy zum Märtyrer einer verlorenen Generation stilisiert. Die subtile Ironie, die in diesem Werk zur Geltung kommt, ist jedoch von der Kritik übersehen worden, die Hills polyphonen Bildern und ihrem eigenen Drängen nach restloser Aufklärung häufig verunsichert gegenübersteht. Die vorliegende Arbeit hat es sich daher zum Ziel gesetzt, unter Berücksichtigung der für Hill charakteristischen Themen und Neigungen ein möglichst differenziertes Bild seines bis heute vorliegenden Gesamtwerkes nachzuzeichnen. Im Zentrum der Betrachtungen wird dabei die historische Dimension der Themen Geoffrey Hills stehen, die in einzelnen, berühmten Sequenzen wie „Funeral Music“ und „Of Commerce and Society“ oder gar in einem Einzelband wie den Mercian Hymns anhand unterschiedlicher Epochen zum Ausdruck gebracht wird. Mit Rücksicht auf den kulturellen und formalen Skopus von Hills Lyrik läßt sich dieses Unternehmen natürlich nicht in umfassender Weise durchführen; typische Verfahrensweisen und methodische Aspekte sollen deshalb exemplarisch anhand einzelner Gedichte und Passagen herausgearbeitet werden. Die kritischen und wissenschaftlichen Ansätze der bereits in englischer Sprache vorliegenden Publikationen werden dabei – soweit sie für die Thematik von Relevanz sind – berücksichtigt und problematisiert werden.
Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit bildet Hills besonderes und umsichtiges Verhältnis zur Sprache, wie er es in seinen Essays und Interviews immer wieder herauszustellen bemüht gewesen ist. Dieser Aspekt ist schon allein deshalb von herausragender Bedeutung bei der Beschäftigung mit seinem Werk, weil sich hierin nicht zuletzt sein Anliegen spiegelt, in den Fragmenten einer nach formaler Perfektion strebenden Dichtersprache die Möglichkeiten authentischer und sinnlicher Erfahrung in einer offen brutalen Welt und den ihr eigenen Räumen des öffentlichen Macht- und Sprachmißbrauchs zu erforschen. Die formale Strenge, welche die äußere Form vieler seiner Gedichte kennzeichnet und die Kritikern moderner Lyrik häufig so unadäquat erscheint, muß in diesem Sinne als der Versuch gesehen werden, dem modernen Wertewandel, dem „drift of the age“, durch den Einsatz traditioneller poetischer Idiome entgegenzuwirken. Die in Hills Gedichten allgegenwärtige Ironie hält sich mit diesem zweifellos ambitionierten Vorhaben in einer schwierigen Balance. So macht beispielsweise die Lektüre der frühen Gedichte Hills, die nicht in For The Unfallen gesammelt wurden, deutlich, daß die Allgegenwart der poetischen Traditionen und die gewichtige Stimme ihrer toten Dichter einen starken und destruktiven Druck auf die Arbeit eines jungen und unbekannten Poeten ausüben können.6 Der bewußte Einsatz konventioneller Gedichtformen und poetischer Idiome muß deshalb auch als ironischer Bruch mit den Auferlegungen eines allgegenwärtigen Traditionsbegriffes, wie er seit T.S. Eliots Essay „Tradition and the individual talent“ in der englischen Kritik vorherrscht, aufgefaßt werden. Hill ist sich dieser Ambivalenzen bewußt und setzt sie gezielt zur Durchführung seines poetischen Ansinnens ein. Die Bewunderung, die althergebrachten und in der klassischen Moderne wiederbelebten Formen entgegengebracht wird, verbindet sich mit dem Ziel einer ironischen Unterwanderung derselben, und findet zugleich Gefallen an den vielfältigen Möglichkeiten poetischer Innovation, die eine pluralistische literarische Moderne ihr gestattet.
Viele der Gedichte, die Hill im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte seit der Veröffentlichung seines ersten Pamphlets durch die Fantasy Press 1952 verfaßt hat, nehmen sich wichtiger Themenkreise der Geschichte an, indem sie Fragmente und Überbleibsel vergangener und verlorener Begebenheiten an die Oberfläche des Gedichtes zerren, um sie dort für sich selbst sprechen zu lassen. Der historische Diskurs wird im poetischen Diskurs aufgelöst und rigoros interpretiert, wo seine eigenen Mittel begrenzt sind und in ihrer empirischen Wissenschaftlichkeit die metaphysischen, objektiver Einsicht nicht verfügbaren Elemente ausklammern. In technischer Hinsicht läßt Hill dabei jedoch viele Fragen, die den Inhalt und die Thematik seiner Gedichte betreffen, für den Leser offen, und erzeugt damit eben jene Atmosphäre, die vielen Lesern als „mandarin and rarefied“ erscheint. Michael North7 und Merle Brown8 etwa haben in vielen Gedichten Hills eine qualitativ offene und polyzentrische Struktur des Textes diagnostiziert, die den Leser auffordert, eigene Erfahrungen und Sichtweisen auf rezeptivem Wege in die poetische Metaphorik einzubringen:
What he (Hill) omits, that which goes unsaid, is evoked as part of one’s experience of the text with as much precision as is given to what one sees and hears; the two are interdependent and each grows and grows as if the other were its necessary soil. The power of these sequences increases as one’s awareness of exactly what Hill has omitted increases. They are a hoard of destructions.9
Für den weiten Themenkreis der Geschichte gewinnt diese Methode in besonderem Maße an Bedeutung. Historische Ereignisse und die Bedingungen ihres Zustandekommens werden durch Hills kraftvolles rhetorisches Idiom evoziert, ohne daß einem Gedicht dabei etwa politisch eindeutige Wertungen des einzelnen historischen Geschehnisses entnommen werden könnten. Die regionale, an einen geographischen Raum gebundene Geschichte eines ganzen Jahrtausends wird beispielsweise in den Prosagedichten der Mercian Hymns lose um den Charakter König Offas herum exemplifiziert, dessen Wirken in einer Historiographie stummer Monumente nur durch kulturelle Artefakte und Überbleibsel sozialer und architektonischer Neuerungen, wie etwa „Offa’s coins“ oder „Offa’s dyke“, sichtbar gemacht werden kann. Was der moderne Zeitgenosse über Offas ausgeprägtes tyrannisches Wesen zu denken hat, wird jedoch keiner Wertung unterzogen. Die letztendliche Evaluation der Geschehnisse muß einem Leser überlassen werden, der sich mit der Tatsache einer immerzu ambivalenten und fragmentarisch überlieferten, opaken Lesbarkeit dieser Welt abgefunden hat. So sind Hills Gedichte auch als „offene Kunstwerke“ im Sinne Umberto Ecos zu verstehen, die der paradoxen Wirklichkeit die eigene, innovative und rekreierende Realität der sprachlichen Zeichen entgegensetzen. Aspekte dieses Verfahrens lassen sich in modifizierter Form in der überwiegenden Zahl der Gedichte Geoffrey Hills nachvollziehen.
Mit der Veröffentlichung der Collected Poems kann zudem rückblickend eine weitgehend lineare Entwicklung seiner Interessen und thematischen Vorlieben konstatiert werden. Die prägenden Einflüsse der Metaphysical Poets, die den Duktus der ersten Gedichte bestimmt haben, weichen bereits in For the Unfallen einer eingehenden Beschäftigung mit Mythos und Geschichte und ihrer gegenseitigen Durchdringung. In der zweiten, 1968 erschienenen Publikation King Log deuten die beiden im Mittelpunkt des Buches stehenden Sequenzen „Funeral Music“ und „The Songbook of Sebastian Arrurruz“ den Übergang zu einer weit ausholenden, historische Marginalbereiche und Peripherie mit einschließenden Betrachtungsweise an: zum einen wird die jüngste Geschichte durch ständige Rückgriffe auf die in historischer Ferne liegenden Ereignisse im Prozeß ihrer fortwährenden Repetition thematisiert, zum anderen stellt Hill dem Leser durch die persona des „poet-historian“ und Archäologen Sebastian Arrurruz das neuartige Verfahren einer poetischen Geschichtsarchäologie vor, die unter den vorgefundenen literarischen und historischen Texten und Zeugnissen nach den Fragmenten einer verlorenen Welt und Sprache gräbt, und dabei in Reaktion auf die wissenschaftliche Geschichtsschreibung den Menschen in seinen Texten und Werken wiederzufinden versucht: in Hills drittem Gedichtband Mercian Hymns wird der vorherrschende Menschentyp der englischen West Midlands zwischen Tonscherben und alten Münzen im Spiegel der englischen Frühgeschichte und ihres angelsächsischen Königs Offa wiederentdeckt. Tenebrae, 1978 veröffentlicht, behält die Anordnung der Gedichte in Form von thematisch gegliederten, längeren Sequenzen bei, wendet sich neben der Historie jedoch auch verstärkt religiösen Themen zu, die zum überwiegenden Teil in der im Vergleich zu den Prosagedichten der Mercian Hymns ungleich strengeren Form von Sonetten abgehandelt werden. Im Mittelpunkt der Gedichte stehen Reflexionen über das Leben des elisabethanischen Märtyrers und Poeten Robert Southwell, die Hill unter dem Einfluß der Musik des Komponisten und Southwell-Zeitgenossen John Dowland zu poetischen Pavanen verdichtet hat. Die zweifelhafte Faszination, die von jeglicher Art eines freiwilligen oder erzwungenen Märtyriums ausgeht, und die bestimmendes Thema in Tenebrae ist, wird in der Person des Theologen Dietrich Bonhoeffers auch vom Blickwinkel der Gegenwartsgeschichte aus problematisiert.10 The Mystery of the Charity of Charles Péguy, 1983 als Hills vorläufig letzter Einzelband erschienen, setzt die Auseinandersetzung mit dem Themenkreis des Märtyriums fort, indem er sich auf die kontroverse Figur des französischen Kultdichters Charles Péguy konzentriert. Der Verstrickung von Mythos und historischem Fakt kommt auch in dieser langen Sequenz vorrangige Bedeutung zu.
Die beiden Kapitel der vorliegenden Arbeit, welche sich mit Tenebrae und Charles Péguy beschäftigen, versuchen daher insbesondere, die Funktion und historische Bedeutung des Faszinosums Märtyrium in Hills Werk zu klären, zumal sich hier unbestreitbare Beziehungen zwischen den anonymen Prozessen der Geschichte und der Opferrolle einzelner, schicksalhaft involvierter Personen herstellen lassen. Es zeigt sich in zunehmendem Maße, daß es die Dichter – die „poet-historians“11 – sind, die in Hills lyrischem Werk die Geschichte „zur Vernunft bringen“, indem sie durch eine überwiegend ironische, aber auch kritisch-affirmative Behandlung ihrer Themen die Methoden einer Geschichtsschreibung in Frage stellen, in der die Spuren von Verwicklung und Kontingenz lediglich als eine bloße Folge irreduzibler Einzelereignisse gelesen werden, die in der emotionalen Kälte wissenschaftlicher Dispute und Abhandlungen zu einer unverständlichen Folge von Fakten geronnen sind.
Viele von Hills Gedichten verweigern sich damit zugleich dem Rückzug in eine rein private Sphäre der Erfahrung und Trauer; in der Erörterung ihrer historischen Themen lenken sie das Interesse und Bewußtsein des Lesers gezielt auf die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Implikationen, die das Geschichtsbild nachfolgender Generationen prägen werden. Geoffrey Hill selbst war am Ende des zweiten Weltkrieges erst dreizehn Jahre alt; die Schrecken des Holocaust, die so nachhaltigen Einfluß auf seine Lyrik ausgeübt haben, konnten daher nur in einem allmählichen Prozeß der Aufarbeitung und des „Wiederlesens“ rekonstruiert werden:
For Hill, history effectively ended with the aftermath of the Second World War, the catastrophe of his young postwar conscience. Always he writes back from there, his sensibility spreading back like a stain. (Where Larkin is chockful of contemporary England, Hill might never have left his wartime wireless.)12
Die besondere Ausprägung eines moralischen Gewissens, welches sich aus der Kenntnisnahme eben dieser Ereignisse entwickelt, kann kaum unterschätzt werden; von hier aus leitet sich Hills unablässige Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ab, eine Konfrontation, die häufig bis an die Grenzen der intellektuellen Möglichkeiten getrieben wird, und darüber hinaus in ihrem Formalismus bewußt emotionale Einschränkungen in Kauf nimmt; es ist häufig die Gefühlskälte kritisiert worden, mit welcher Hill die Gewalttätigkeit der Geschichte in formale poetische Kontexte zu übertragen und dem Leser näherzubringen versucht. Sein Gedicht „Two formal elegies for (the jews in Europe)“ (s. S. 23ff.) etwa ist ein Musterbeispiel für die ironisch-distanzierte Thematisierung des Prozesses der gesellschaftlichen Begegnung mit dem historisch Einmaligen. Der Einfluß T.S. Eliots und seiner Forderung nach Objektivierung der Erfahrungswerte im Kunstwerk ist hierbei unübersehbar. Ästhetisierung und Metaphorisierung des Schreckens allein können nicht helfen, die intellektuellen und kulturellen Krisen, die durch die Umbrüche des zwanzigsten Jahrhunderts hervorgerufen worden sind, zu bewältigen. Wo beispielsweise Paul Celan im Vakuum der Nachkriegszeit eine neue Sprache erschaffen wollte,13 sondiert Geoffrey Hill noch immer mit linguistischen Methoden die verbliebenen Möglichkeiten der alten, um die Verantwortlichkeit derer, die mit ihrer Hilfe zu kommunizieren gezwungen sind, einzufordern und ihr zu neuen Denkanstößen zu verhelfen. Insbesondere seine frühen Gedichte werden dabei von einer großen Zahl symbolistischer Metaphern beherrscht, deren komprimierte und intuitive Bildhaftigkeit sowie zeitlose Dialektik einzig in der Lage scheinen, die Widersprüche der Geschichte wiederzuversöhnen.14
Die mit diesem Ziel verbundene, in gewissen Aspekten konservative Haltung15 ruft notgedrungen die Ablehnung derjenigen Kritiker auf den Plan, die dahinter nur die verdeckte Pose eines Reaktionärs vermuten, in dessen literarischem Credo der kultur- und zivilisationskritische Horizont der Moderne endgültig in einen undifferenzierten Autoritätsglauben umgeschlagen ist:
Hill supports a shabby and reactionary hegemony… and possesses an authoritarian imagination antipathetic to history.16
Diese mangelnde Einsicht in die sprachlichen Feinheiten von Hills Lyrik, dessen politische und religiöse Skepsis sich in der Verwendung von Ironie, Ambiguität und Paradox überdeutlich widerspiegelt, findet glücklicherweise nicht die Zustimmung derjenigen Kommentatoren, die durch ihre kritische Rezeption auf die besondere Stellung Hills in der zeitgenössischen englischen Lyrik aufmerksam gemacht haben: es herrscht mittlerweile ein breiter Konsensus darüber, daß Geoffrey Hill heute mehr denn je die Stellung eines der „most rewarding“ und zugleich „finest poets writing in English“ zukommt.17
Dieser einhellige Konsens darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß sich die Kritik über die Einordnung Geoffrey Hills in das weitgefächerte Feld englischer Gegenwartslyrik nach wie vor uneins ist. Bereits die Veröffentlichung seines Gedichtbandes For the Unfallen im Jahre 1959 führte zu Irritationen innerhalb der weitgehend an den allgemeinverständlichen poetischen Direktiven der Movement Poets und Phillip Hobsbaums Group orientierten kritischen Grundstimmung jener Zeit. Kaum ein anderer Poet hat wohl in allen Phasen seines kreativen Schaffens so sehr außerhalb der bestimmbaren Grenzen vorherrschender Dichterschulen und Geschmacksrichtungen gestanden wie Geoffrey Hill. Harold Bloom, der amerikanische Herausgeber der gesammelten Gedichte Hills, die 1975 unter dem Titel Somewhere is such a kingdom in den Vereinigten Staaten erschienen sind, sieht Hill noch immer in der Nachfolge barocker strong lines und romantischer sublimity,18 eine Einschätzung, die durchaus zutreffend erscheint, wenn man Hills Lyrik aus dem Blickwinkel der angestrebten Dialektik von Gott und Mensch, Eros und Agape, König und Narr, die vor allem in den Gedichten aus Tenebrae vorherrscht, liest.19 Die subjektiven Empfindungen der Romantik und das antithetische Lebensgefühl des Barock verschmelzen hierbei mit dem Ruf der Modernisten nach Entpersönlichung der Erfahrungswerte im individuellen Werk unter gleichzeitiger Bewahrung traditionsbewußter Formalismen. Dabei wirkt Hills Hervorhebung des Poeten als eines esoterischen Priesterdichters, der für die Verfehlungen der Welt büßen muß, befremdend: viele seiner Themen, die sich um die Möglichkeiten geistiger Kontrolle, Erlösung und Märtyrium drehen, wirken in einer säkularen und fragmentarischen, fortschrittsorientierten modernen Lebenswelt oft deplaziert und lassen sich vom materialistischen Horizont her vielen Lesern zeitgenössischer Lyrik nur schwer erschließen. Umso wichtiger erscheint es deshalb, dieser privaten Komponente in Hills Werk die Erfahrungsebene historischer Gemeinsamkeit entgegenzusetzen, um sich sein widersprüchliches Werk von diesem Blickwinkel aus zu erschließen; das Unbehagen gegenüber einer in sich widersprüchlichen und gebrochenen Moderne scheint es vielen Zeitgenossen ohnehin unmöglich gemacht zu haben, aus Kunst und Literatur noch Direktiven für die grassierenden Probleme der Gegenwart abzuleiten. Wenn diese Direktiven auch von geringer Spannweite sein mögen, so sind dem poetischen Diskurs doch zweifellos Möglichkeiten implementiert, die im Verlauf einer gewalttätigen Geschichte verlorenengegangenen Denkmodelle wieder auf den Plan zurückzurufen, um sie – unter Berücksichtigung eines unwiderruflich aus dieser historischen Erfahrung gewonnenen Anteils an Skeptizismus und Selbstaufklärung – für die Bedürfnisse der Gegenwart zu revitalisieren. Hills Lyrik steht genau in dieser Tradition, die sicher nicht erst mit der literarischen Moderne beginnt, und seine vielschichtige Evaluation der Werke, Schriften und Leben umstrittener historischer Gestalten wie Robert Southwell, Charles Péguy und selbst eines Offa kann auch einer Standortbestimmung des modernen Menschen zuträglich sein. Seine tiefe Überzeugung, daß die Dichtung ersetzen muß, was die Religion nicht mehr zu leisten vermag,20 wird dabei begleitet von der natürlichen Skepsis des Mystikers, für den der Augenblick echter Ineinswerdung (at-one-ment) ein stets ersehntes, aber unerfülltes Wunschziel bleibt. Von diesem Blickwinkel aus läßt sich somit auch die Brücke zu Hills skeptischem Geschichtsverständnis schlagen, welches sich trotz wiederholten Bezugnehmens auf die jüngste Vergangenheit in einem gewissen Sinne immer an jenem historischen Ort befindet, „wo einst Mystik in Aufklärung umgeschlagen ist.“21 Dieser umbruchartige Moment der Geistesgeschichte, in den nicht zuletzt auch die Lebenszeiten Robert Southwells und John Dowlands fallen, bezeichnet den Beginn der Epoche einer säkularisierten und subjektivierten Vernunft,22 die der religiösen und rationalen Skepsis der Mystik entgegengesetzt ist, und sich in ihrem verabsolutierenden Drang der Möglichkeit einer Vereinigung des Menschen mit Gott im Sinne einer mystischen Heilserfahrung widersetzt. Dieser Erfahrungsbereich wird nun in den Gedichten Hills unter modernen Vorzeichen von neuem erschlossen, wobei die gezielte Einflechtung intertextueller Referenzen auf bestimmte Vertreter dieser Epoche – vor allem Märtyrer – das Ziel hat, deren Wirken und kulturelle Bedeutung in unserer eigenen, gegenwärtigen Zeit und Kultur zu verorten, und dabei zugleich – nicht ohne eine gewisse Ironie – die menschliche Existenz in ihrer imitatio Christi nachzubilden. Ironie wird damit letztlich zum wichtigsten Stilmittel einer sich über sich selbst aufklärenden Dichtersprache:
He (Hill) is saved by his irony – his askesis in the sensuality of time. … Hill’s irony, the thin end of a blade that never fully reveals itself, cuts him off from history, placing him at the juncture of Christian judgement.23
Hills von vielen seiner Kritiker als verwirrend empfundenes, andeutungsreiches dichterisches Idiom kann sicher nur derjenige Leser nachvollziehen, der bereit ist, sich auf das Kräftespiel von Ironie und christlicher Mystik – Hills „constructive scepticism“ – einzulassen. Bedients Kritik wird dadurch allerdings nicht unproblematischer, denn letztendlich ist es von der Einstellung eines jeden einzelnen gegenüber theologischen Fragen abhängig, ob diese Komponente in Hills Dichtung überhaupt zum Problem wird. Einseitige Glaubensbekenntnisse lassen sich aus seiner Lyrik sicher nicht ableiten. In einem Punkt seiner Argumentation kann Calvin Bedient jedoch zugestimmt werden: daß für Geoffrey Hill „history effectively ended with the aftermath of the Second World War“. Keines seiner Gedichte hat explizit auf die Verbrechen der Geschichte seit der Zeit des Holocaust aufmerksam gemacht: es scheint tatsächlich so, als sei für Hill der vorläufige Kulminationspunkt der Historie damit erreicht worden. Von hier aus tasten sich seine Gedichte immer wieder an den Bruchstellen der Geschichte entlang zurück, um die Punkte aufzuspüren, an denen der moderne Mensch schrittweise seine Humanität veräußert hat, sei es nun im kolonialen Imperialismus in „A Short History Of British India“ aus Tenebrae oder im Abdriften moderner Intellektueller in Chauvinismus und Militarismus, wie es etwa in The Mystery of the Charity of Charles Péguy problematisiert wird.
Der für Hills Frühwerk so bezeichnenden Synthese von Mythos und Geschichte läßt sich in nahezu all seinen späteren Gedichten nachspüren; es können daraus weitläufige Folgerungen für sein Geschichtsverständnis abgeleitet werden, welches im Paradox des Mythos das Zutagetreten lebendig gewordener Geschichte registriert, und diesen Moment der Manifestation dichterisch umzusetzen versucht. Der jeweilige Standpunkt, der den in ihr Schicksal verwobenen Akteuren und Opfern gegenüber eingenommen wird, wechselt dabei häufig von einer schemenhaft entrückten Vergangenheit zur Gegenwart über, verstärkt durch ständige Überblendungen historischer Ereignisse in die Verwicklungen der Jetztzeit. Einzigartige Geschichtsbrüche werden mitunter einer ironischen Standortverschiebung unterworfen. In dem seine Gedichtsequenz „Funeral Music“ begleitenden Essay schreibt Hill:
Imaginatively, the Battle of Towton itself commands one’s belated witness. In the accounts of the contemporary chroniclers it was a holocaust.24
Als Formulierung entwickelt, um das grauenvolle Schicksal der jüdischen Opfer im Dritten Reich historisieren zu können, wird der Begriff des Holocaust hier in seiner historisch einzigartigen Dimension relativiert. Die ihm impliziten Schrecken und Konnotationen werden in die Zeit der englischen Rosenkriege versetzt, und deuten damit an, daß Kriege und Verbrechen, „man’s inhumanity to man“, immer schon existiert haben und weiter existieren werden, und nur aus dem Kontext ihres eigenen geschichtlichen Horizontes in ihrer ganzen Spannbreite erfahren werden können. Diese Wertung darf deshalb keinesfalls als Zynismus mißverstanden werden, denn sie ist Ausdruck einer bewußt sprachkritischen Haltung, die Christopher Ricks als Hills „dismay at the unjustly retributive irony of the world’s etymology and its religious alliance“ bezeichnet hat.25 Jeder noch so enggefaßte und deskriptive Begriff – und gerade die Sinninflation des Wortes „Holocaust“ in den Medien zeigt dies – kann in einem neuen Bedeutungszusammenhang Verwendung finden und so den mimetischen Charakter des ursprünglichen Wortsinnes unterwandern.
Im Rahmen der nachfolgenden Abschnitte, die Hills Gedichtbände ihrem zeitlichen Erscheinen nach abhandeln, sollen die vorgestellten Einzelaspekte, die einleitend nur angedeutet werden konnten, exemplarisch vertieft und anhand der oft divergierenden Auffassungen und Ansätze kritisch diskutiert werden. Besonderes Gewicht wird dabei auch auf die Einbeziehung kritischer Publikationen gelegt werden, soweit diese für die Interpretation einzelner Gedichte von Bedeutung sind. Nicht wenige von ihnen dokumentieren Hills Zugehörigkeit zu einer modernistischen Dichtungstradition, die sich verlorengegangener Texte vergegenwärtigt und diese in einem neu geschaffenen Zusammenhang zu reflektieren bemüht ist. Die in Hills Werk zutagetretende Verbindung von literarischem und religiösem Diskurs – insbesondere bestimmte Bibelstellen – ist dabei von besonderem Interesse, zumal sich hierin auch die Absicht äußert, über den Umweg der Dichtung eine verlorengegangene religiöse Sensibilität – die keinesfalls mit Glaubenseifer und Missionarismus verwechselt werden darf – in unsere Zeit zurückzubefehlen.
Geoffrey Hill steht stellvertretend für eine Kontinuität der Moderne innerhalb der zeitgenössischen englischen Lyrik, die sich auf gesamtabendländische Literatur beruft, in den Arbeiten seiner Zeitgenossen jedoch nirgends in dieser Ausprägung anzutreffen ist. Wie der englische Kritiker und Herausgeber A. Alvarez in The New Poetry or beyond the gentility principle26 bereits herausgestellt hat, sind offenbar wesentliche Aspekte der verschiedenen Entwicklungsphasen modernistischer Dichtung selbst an den profiliertesten Vertretern englischer Nachkriegslyrik – zwar nicht spurlos, aber dennoch ohne nachhaltige Wirkung auszuüben – vorbeigegangen, bzw. durch den Einfluß vorwiegend englischer Traditionen ersetzt worden.27 Es wurde dabei einem Dichter wie Geoffrey Hill überlassen (seit der Veröffentlichung seines Bandes Crow von 1970 muß auch Ted Hughes dazu gezählt werden), alteingesessene Traditionen zu überwinden und vernachlässigten Stil- und Formexperimenten, sowie epochengebundenen oder unbeachteten Idiomen überhaupt zu neuer Beachtung zu verhelfen. Die Dichtung seiner Zeitgenossen hat, so läßt sich sicherlich behaupten, kaum sichtbare Spuren im Werk von Geoffrey Hill hinterlassen – auch dies verbindet ihn mit den verschiedenen Schaffensperioden T.S. Eliots. Als ein seiner eigenen Zeit entfremdeter Poet bemüht sich Hill, in seinem Werk die Autorität vergangener Dichtungsformen umzusetzen und neu zu bewerten, um der Instabilität allzu subjektiver Äußerungen mit formalsprachlichen Qualitäten zu begegnen. Die moderne Erfahrungskrise schlägt sich in einer Lyrik nieder, die auf Sicherheit in ihren Aussagen verzichtet, und gültige Urteile dem Leser überläßt. Sicher ist sich das Bewußtsein, das hinter dieser Dichtung agiert, nur in einem Punkt: daß die Erfahrungswerte historischer Gewalt in der Dichtung auch weiterhin ihren Ausdruck finden müssen, selbst wenn der allgemeine Vertrauensverlust in die Wirksamkeit der Mechanismen der Sprache sicherlich mehr als nur vorübergehend ist.
Autorenanmerkung:
Geoffrey Hills poetische Karriere fand ihren Abschluss nicht, wie oben nahegelegt, mit der Veröffentlichung der Collected Poems im Jahre 1985. Bis zu seinem Tod im Jahre 2016 hat der britische Dichter vielmehr weitere Gedichtsammlungen veröffentlicht, die hier nicht berücksichtigt wurden, darunter Canaan (1997), The Triumph of Love (1998), Speech! Speech! (2000), The Orchards of Syon (2002), Scenes from Comus (2005), Without Title, (2006), A Treatise of Civil Power (2007) und Broken Hierarchies: Collected Poems 1952-2012 (2016). Geoffrey Hill gilt vielen heute als der bedeutendste englischsprachige Dichter des zwanzigsten Jahrhundert.
1. Einleitung: Zur Lyrik Geoffrey Hills
2. For The Unfallen
3. King Log
4. Mercian Hymns
5. Tenebrae
6. The Mystery of the Charity of Charles Péguy
7. Schlußbetrachtung: Die Gedichte 1990–1992
Auswahlbibliographie
zählt neben Ted Hughes, Philip Larkin und Thom Gunn zu den wichtigsten, aber auch zu den umstrittensten englischen Dichtern der Gegenwart. Von vielen zeitgenössischen Kritikern als Legatar Ezra Pounds und T.S. Eliots betrachtet, dokumentiert sein lyrisches Werk in eindrucksvoller Weise die Anwesenheit von sowohl modernistischer als auch christlich-abendländischer Literatur in der englischen Gegenwartslyrik. Eine kritische Rezeption seines Werkes ist bislang jedoch ausgeblieben. Die vorliegende Arbeit versucht dies unter besonderer Berücksichtigung der historischen Dimension seiner Texte nachzuholen, und möchte dem lyrikinteressierten Leser sowie Studenten der Anglistik damit zugleich ein Buch in die Hand geben, welches die als schwierig und komplex geltende „Academic Poetry“ Geoffrey Hills verständlicher zu machen bemüht ist. Eine Bibliographie ausgewählter Aufsätze und Studien zum kritischen und literarischen Werk Geoffrey Hills soll eine weiterführende Lektüre ermöglichen, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Die Blaue Eule, Klappentext, 1994
Geoffrey Hill liest beim Serpentine Gallery Poetry Marathon 2009.
Auch wenn dieser nicht autorisierte Wiederabdruck meiner Magisterarbeit aus dem Jahre 1993 den britischen Dichter ehrt, erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass der aktuelle Forschungsstand darin in keinster Weise mehr abgebildet wird. Bereits der erste Satz ist hinfällig, da Hill nach längerer Pause und einer schweren psychischen Krise in den 90er Jahren eine rege Publikationstätigkeit entfaltet hat, die erst mit seinem Tod endete. Diese späten, formal und thematisch völlig anders gelagerten Texte finden hier natürlich keine Erwähnung und somit ist die Darstellung von Werk und Autor, gelinde gesagt, unvollständig und nicht länger repräsentativ, in Teilen sogar überholt. Man könnte das in einer Fußnote anmerken. (Mein Fehler war es wohl, mich von dem mittlerweile verstorbenen Essener Verleger E. Hohmann seinerzeit zur einer Veröffentlichung der Arbeit überreden zu lassen.)
Herzliche Grüße
Ralph Pordzik