HEIA SAFARI
Stapf nur, postmoderner Künstler,
durch das Grün der Kunstgeschichte.
Tritt die Halme mutig nieder
auf dem Gang ins Unwegsame.
Bahne dir mit festen Schritten
einen Weg ins Niebetretne.
Schau nach vorne, dorthin, wo dir
Werke, Würden, Weihen winken,
aber:
Blick nicht rückwärts, denn sonst sähst du,
wie die Gräser, kaum getreten,
sich schon wieder aufwärts richten,
wie der Weg, den du gegangen,
Schritt für Schritt sich selber auslöscht,
wie die Spur von deinen Tagen
jährlich, täglich, stündlich schwindet,
bis sie so wie du vergangen:
spurlos.
Robert Gernhardt
ÄSTHETIK DES SCHRECKENS
Regentropfen an der Wäscheleine:
H o c h s e i l a k t −
Mit dem Fingernagel
ohne Sinn fürs Ungemeine
lieblos abgezackt.
Spinnennetz,
radial geädert,
ein beziehungsweises Weltsystem −
Unwirsch mit dem Wischtuch weggeledert
so der Mensch – als Mitgeschöpf, nicht gerade angenehm.
Wie der Mensch?
Zu was? – Wem zu entsprechen?
Einem freigelaßnen Zwangssubjekt?
Dies herauszubringen, brauchst du nur
mit dem Bajonett in es hineinzustechen,
und du siehst, das von Natur an Scheiße in ihm steckt.
Bleibt als Highlight so beschaffner Mängel
allenfalls noch seine Himmelssignatur:
D e r A t o m p i l z ,
ein Gestirn am Stengel,
dem Millennium eingebrannt als Kultfigur.
Peter Rühmkorf
Dichter im Dialog lautete das Thema einer von Brigitte Landes und Michael Krüger anläßlich der Expo 2000 in Hannover organisierten Lesungsreihe, die am 5. August 2000 auch die Schriftsteller Peter Rühmkorf (Jahrgang 1929) und Robert Gernhardt (Jahrgang 1937) zusammenführte. Es war das erste Mal daß beide gemeinsam auftraten.
Robert Gernhardt: „Dichter im Dialog – wir haben das Thema wörtlich genommen. Wir sind Dichter seit Jahrzehnten, Rühmkorf dichtet so lange er denken kann, ernsthaft seit den Vierzigern, ich seit den Fünfzigern/Sechzigern. Wir sind beide noch aufgewachsen mit der Devise: ,Das Gedicht verdichtet.‘ Aber wir sind ebenfalls aufgewachsen mit den sich ständig vermehrenden Zerstreuungsmedien. Die Frage stellt sich: Kann der Dichter da noch angemessen über die großen Themen der Dichtung früherer Zeiten reden, über Natur und Kunst, Liebe und Tod? Unser Dialog in Gedichten versucht eine Antwort. Wir haben unser Werk gesichtet und haben die vier großen Themen zum Anlaß unserer Sichtung genommen: Kunst, Liebe, Tod und Natur. Und es gibt noch eine Zusatzfrage: Was kann der heutige Dichter bedichten, was die großen Dichter früherer Zeiten von Pindar bis Rilke nicht besingen konnten? Dieser Frage ist ein eigener kleiner Ausreißer gewidmet.“
Peter Rühmkorf: „Eigenartigerweise haben sich beim Vergleichen unserer Texte so viele Parallelitäten, Gemeinsamkeiten, gemeinsame Animositäten und Feindschaften herausgestellt, daß es sehr leicht war, ein Programm zusammenstellen.“
traten anläßlich der Expo 2000 in Hannover erst- und einmalig gemeinsam auf. Dies ist ihr Programm: In gemeinsamer Sache.
„Kann der Dichter noch angemessen über die großen Themen der Dichtung früherer Zeiten reden? Unser Dialog in Gedichten versucht eine Antwort.“ Robert Gernhardt
„Eigenartigerweise haben sich beim Vergleichen unserer Texte so viele Parallelitäten, Gemeinsamkeiten, gemeinsame Animositäten und Feindschaften herausgestellt, daß es sehr leicht war ein Programm zusammenzustellen.“ Peter Rühmkorf
Haffmans Verlag, Klappentext, 2000
Hajo Steinert: Ein Leben in doll
Deutschlandfunk, 24.10.1999
Hanjo Kesting: In meinen Kopf passen viele Widersprüche
Sinn und Form, Heft 1, Januar/Februar 2005
Volker Weidermann: Der Eckensteher
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.9.2004
Ulrike Sárkány: Zum zehnten Todestag des Poeten Peter Rühmkorf
ndr.de, 7.6.2018
Stiftung Historische Museen Hamburg: Laß leuchten!
shmh.de, 20.7.2019
Julika Pohle: „Wer Lyriks schreibt, ist verrückt“
Die Welt, 21.8.2019
Vera Fengler: Peter Rühmkorf: Der Dichter, die die Welt verändern wollte
Hamburger Abendblatt, 21.8.2019
Volker Stahl: Lästerlustiger Wortakrobat
neues deutschland, 22.8.2019
Hubert Spiegel: Der Wortschnuppenfänger
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.8.2019
Anina Pommerenke: „Laß leuchten!“: Rühmkorf Ausstellung in Altona
NDR, 20.8.2019
Maren Schönfeld: Herausragende Ausstellung über den Lyriker Peter Rühmkorf
Die Auswärtige Presse e.V., 21.8.2019
Thomas Schaefer: Nicht bloß im seligen Erinnern
Badische Zeitung, 26.8.2019
Willi Winkler: Der Dichter als Messie
Süddeutsche Zeitung, 28.8.2019
Paul Jandl: Hanf ist dem Dichter ein nützliches Utensil. Peter Rühmkorf rauchte seine Muse herbei
Neue Zürcher Zeitung, 11.9.2019
„Laß leuchten!“ Susanne Fischer über die Rühmkorf-Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum.
„Laß leuchten!“ Friedrich Forssman über die Rühmkorf-Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum.
„Laß leuchten!“ Jan Philipp Reemtsma über die Rühmkorf-Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum.
„Laß leuchten!“ Ein Sonntag für Peter Rühmkorf in Marbach. Lesung und Gespräch mit Jan Wagner.
„Jazz & Lyrik“ – Ein Fest mit Peter Rühmkorfs Freunden
Film über Peter Rühmkorf – Bleib erschütterbar und widersteh. 1/2
Film über Peter Rühmkorf – Bleib erschütterbar und widersteh. 2/2
Robert Gernhardt: Über einige Erfahrungen beim Verfassen von Gedichten. Vortrag bei der Philosophisch-Literarischen Gesellschaft in Baden-Baden 2005.
Jan Philipp Reemtsma: Robert Gernhardt zum 60sten ein Dank
Alexander Solloch: Robert Gernhardt und seine unverwüstlichen Gedichte
NDR, 30.6.2021
Robert Gernhardt – Leben im Labor.
Schreibe einen Kommentar