SICHERHEIT
Hubschrauber kreisen über mir
Panzer bewachen mich
Radar schirmt mich ab
Kreuzer kreuzen für mich
Satelliten geben auf mich acht
U-Boote tauchen für mich auf
Geschütze gehen für mich in Stellung
Flugzeuge tragen ihre Bomben für mich
Raketen steigen für mich auf
Neutronenbomben schützen mein Eigentum
Generale lernen das ABC des Tötens für mich
Bakterien werden für mich gezüchtet
Giftgas wird für mich bereitgehalten
Atomkerne spalten sich für mich
Kein Zweifel:
Der Feind bin ich
Roman Ritters Gedichte führen einen Dialog, in dem sich Leser und lyrisches Ich gemeinsam eine Sicht auf die Welt erarbeiten. Wenn er die Breite sinnlicher Wahrnehmungen, die Fülle täglicher Informationen scheinbar unreflektiert aufarbeitet, entstehen nicht nur Landschaften fürs Auge, dann werden Dank- und Verhaltensweisen durchschaubar. Seine Texte provozieren zum Ordnen und Stören, zur Phantasie und zum Vorausträumen; sie sind nie in einer weniger widersprüchlichen Welt als der realen angesiedelt. Ihre Anschaulichkeit schließt ihre Zugänglichkeit ein.
Ankündigung in Charles Bukowski: Poesiealbum 225, Verlag Neues Leben, 1986
verweisen auf die Zeiten, in denen sie entstehen. Das begründet ein Stück ihrer Authentizität. Ernüchternde Erfahrungen liegen zwischen dem freundlichen Parlando eines Ich, das noch „einen Fremden im Postamt umarmen“ möchte, und der angenommenen Herausforderung, die von der Raketenstationierung ausgeht, Erfahrungen, die nicht weggeredet werden können, schon gar nicht im Gedicht. Dabei gibt es Hoffnung; sie nicht vorschnell in die alten Muster poetischer Harmonien einzupassen, ist ein Verdienst Roman Ritters.
Klaus Pankow, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1986
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