POESIEALBUM
Alles Leben ist verderblich,
Denn der Tod nimmt’s huckepack.
Nur der Nachruhm macht unsterblich,
Und den hab ich jetzt im Sack.
Habe nicht gewagt zu hoffen.
„Ich? In dieser Reihe? Nie.“
Sehe weinend glücksbesoffen:
Bin nun doch ein Teil von sie.
Bin in den Olymp erhoben:
Hab ein Poesiealbum.
Ihr ganz unten, ich ganz oben.
Auf, Champagner, mach knallbumm!
Höchst geachtet, tiefst bewundert,
Heiß geliebt von Weib und Wein:
Yep, so werd ich gerne hundert!
Und dann schreibt auf meinen Stein:
„Ei, ein stolzer Seelenfrieden
Trug ihn bis zum letzten Tag.
Lächelnd ist er nun verschieden.
Danke, Märkischer Verlag!“
Seine Humoresken verbinden den hohen Ton mit niederen Instinkten. Sie sind ein bunter Reigen von Ungereimtheiten, das Destillat eines langjährigen Schaffens zwischen Wahn und Sinn. Gsella kann dichten, und er ist komisch. Seine humorvoll satirischen Verse verblüffen mit unerwarteten Wendungen, viel Witz und Nonsense. Er ist kein Neuerer, aber einer der würdigsten und fähigsten Bewahrer der Tradition der Neuen Frankfurter Schule. Er schreibt wasserdicht nach allen Regeln der komischen Kunst, die vor ihm galten und weiterhin gelten.
Ankündigung in Ingeborg Bachmann: Poesiealbum 350, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2019
Das Vater-Kind-Gedicht gefällt / Mir wohl am besten auf der Welt. / Steckt da anstelle Herbst und Winter / Vielleicht der Thomas Gsella hinter?
Loriot
Gsella beweist, daß sowohl als auch zusammengehören kann: humorvolle Lyrik in deutscher Sprache. Seine lyrischen Werke sind zumeist knallharte Meinungsstücke, verpackt in schöne Worte und in gelungenen Kreuzreimen, die nicht zur Debatte, sondern nur zu Zustimmung oder Ablehnung einladen. Interpretationen sind unnötig, denn die Sprache ist klar und unverrätselt – ohne jedoch auf Intelligenz und Wortwitz zu verzichten. Diese Kombination ist künstlerisch wertvoll.
Clemens Boisserée
Gsella beherrscht den Kalauer ebenso wie den hintergründigen Knockout und pflegt dabei eine Art von Humorstalinismus, Eitelkeit, gelegentliche moralische Verbissenheit. Der Rest ist Humor à la NFS, wie man ihn kennt und liebt; die Texte geliebt und geschätzt, weil sie so ziemlich auf alles einschlagen, was sich bewegt, und weil sie das sehr gründlich tun.
Christoph Schröder
Ich bin ein Gsellianer.
Roger Willemsen
Die spöttisch-drastischen Reimgedichte bringen pointenreich und locker-leicht die „Ansichten des Jedermann“ auf den Punkt.
Edo Reents
Dichter, Reimer, Schöner-Schein-Verneiner…
Matthias Biskupek
Der begabte Reimer hat den ironischen Tonfall zur Perfektion gebracht und beherrscht die Freibeuterkunst der literarischen Parodie meisterlich.
Andreas Rosenfelder
Längst ist er kein Gsella mehr, er darf sich Meista nennen.
Robert Gernhardt
Dem fällt was ein, dem fällt viel auf. Und er hat echten poetischen Humor, dazu Charme und sprachliche Brillanz. Hochvergnüglich.
Werner Schneyder
Märkischer Verlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2020
Gsella, „Deutscher Großmeister des komischen Gedichts“, wurde durch seine Schmähgedichte und lebensklugen, teilweise schon altersweisen Lyrikhämmer und -kracher (wie die satirischen Berufs- und Stadtportraits) berüchtigt: bitterböse Zeitkritik in Reimform. Seine Verse mit Metrum und Reim verlieren sich nicht in egomanischen Grübeleien, sondern packen auch tabuisierte Themen an, seine Flexibilität ist beachtlich, „er zeigt Stil- und Tonlagen, beherrscht Stimmen und Stimmungen, tanzt den Trakl und raunt den Rilke“.
Märkischer Verlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2020
Der Jonas: Mössinger Azteken-Sprache
Schwäbisches Tagblatt, 22.2.2020
Thomas Behlert: Nennt ihn Gott
junge Welt, 17.7.2020
Thomas Behlert: Wohlfeil mit sprachlicher Brilanz
Das Blättchen, 27.4.2020
Stefan Hölscher im Gespräch mit Thomas Gsella am 8.1.2021 in TEN-4-POETRY, Zoom-Dialoge über Lyrik, die in die Welt rauszieht.
In der Zwischenzeit: Poesie – mit Matthias Biskupek.
Thomas Gsella – Das Beste aus 62 Jahren – Livestream.
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