MITTELDEUTSCHES LEKTORATSGESPRÄCH
Ein Gedicht, erfahre ich,
Ist der Ort nicht, Samen zu verspritzen,
Zu sprechen von harten Dingen…
Die nimmt man(n) nicht in den Mund,
Geschweige einen Vers!
Wir, heulen die Getroffenen,
Waschen unsere Scham in Unschuld!
Wer dem, der hellsten Verses
Feiert seine reine Geilheit
Ein Gramm Papier gewährt,
Soll das Geschlecht vertrocknen –
Das walte der Verlag
Thomas Luthardt liest aus seinem Poesiealbum 378 am 19.9.2023 im BAIZ.Berlin musikalisch begleitet von Bence Hartl und seiner Konzertgitarre.
hat neben seinem Medizinstudium auch zielstrebig einen Weg zur Schriftstellerei gesucht: erste Veröffentlichungen in den Sonderheften zum Schweriner Poetenseminar führten zum vielversprechenden Debüt. Für stets sehr persönliche und doch universelle Liebes- und Alltagserfahrungen fand er verständliche Bilder in einer bis zur Sentenz verdichteten Sprache. Seine später gänzlich unverschlüsselten Momentaufnahmen schwulen Lebens und Liebens konnten allerdings als Folgebände nicht mehr in der DDR, sondern nur in Westdeutschland erscheinen.
Ankündigung in Adam Zagajewski: Poesiealbum 377, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2023
Thomas Luthardt geht auf seine Leser zu, sucht die Verständigung über persönliche Befindlichkeit und bietet, nicht zuletzt auch durch seine leicht nachvollziehbare Bildsprache, viele Möglichkeiten zur Identifikation.
Irmtraud Gutschke
Seine Gedichte reisen durch Landschaften und Zeit, werfen einen Blick auf gefundene und verlorene Lieben, wandern durch die morgendliche Stille Berlins oder den unbändigen Lärm der Natur – in einer Sprache, die manchmal so weich ist, wie die Berührung von Liebenden, manchmal hart wie das Pflaster Berlins.
Svea Haske
Dieser Dichter stellt sich seinem Ich und damit stellt er sich der Welt.
Klaus Jarmatz
Eine gekargte Sprache, die zuweilen nur noch sensitive Sentenzen findet… Existenzielles wird verhandelt, schließt Land und Welt mit ein.
Hannes Würtz
Luthardt läßt sein/unser Leben Revue passieren: die Begegnungen, die Feste, die Abschiede.
Thomas Ott
Weil Luthardt wirklich etwas zu sagen hat, könnte man ihm euphorisch unterstellen: Er will zeigen, daß selbst Klischees die Kraft seiner Lyrik nicht beeinträchtigen.
Joachim Bartholomae
Zufälliges läßt er nicht gelten, dem Leichten mißtraue er. Tiefgründig versucht er unsere ,Zeitzeichen‘ zu erkunden. Da ist kein Zeilensprung, keine Strophenbrechung zufällig, alles ist sinn- und rhythmusunterstützend eingesetzt.
Karin Langer
Er gießt sich nicht aus in seinen Gedichten, aber er verschlüsselt auch nicht, versucht genau zu sein. Mit der Sprache geht er behutsam, sorgfältig und entschieden um.
Paul Wiens
„Kürzen zum Kern“, die programmatische Zeile aus dem Gedicht „Assistenz“, ist gleichsam poetische Formel für das Streben nach gesetzmäßiger Durchdringung von Tatbeständen, nach dem Gewinn von Sinnfälligkeit.
Helga Duty
Die Fixierung dieser Dichtung auf den ,Kern‘, das ,Wichtigste‘, ist deutlich genug auch Ausdruck der Besorgtheit um den Menschen in der gegenwärtigen Welt, Ausdruck für das Gefühl vielfältiger Gefährdungen.
Rüdiger Ziemann
MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2023
Luthardt verdichtet Liebeserfahrungen, Alltagsszenen und Landschaftsimpressionen ganz privater oder auch existentieller Beobachtungen und Empfindungen in glasklare, leicht zu fassende Bilder bis hin zu verknappten Sentenzen. Seine Lyrik zielt auf Verständnis und Verständigung; jedes Gedicht ist so auch ein bewußter Balanceakt zwischen extremer Introvertiertheit und bekennendem Exhibitionismus.
MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2023
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