Timo Brandt: Nachumahmungen

REQUIEM AUF EINEN VERBOTENEN PLANETEN
für V.

Weißt du noch wie wir nach Japan fuhren helle Flur
mit einem schwarzen Hund aus Pakistan den keine
Kamera erkennen konnte? Ein Schatten voller Athletik.

Der Regen fiel wie Geläut auf sein Fell er
heulte nach Mitternacht kläglich tröstlich ein
Mond gewordener Stern im
aufgewühlten All

der Regen fiel und fällt overall – die Zeit: wie ein See.         Wir rasteten

zwischen den Blütenblättern an den weißen Briefmarkenbäumen.
Meine Träume Gelee oder Canasta. Mein Gefühl von Hiersein
wie ein Zeh im Wasser. Handlungsarm und unergründlich

derweil der Regen stärker wurde und die Windschutzscheiben fragte (stürmisch)
waren wir doch alles into nichts anderes im Diesseits
diesem Zusammensein auf dem Rücksitz – ein Fell so schwarz dunkel Verdacht

ich hätte beinah nach Feuer gefragt. Die Zeit: ein Streich. Sag: Berührung …

Und wir fuhren uns durch die nassen Haare und gelangten
überallhin – wir sahen Schreine Geishas Bettler mit Bärten
Menschen die ineinander strömten als ginge das Universum

(s)einen Gang.

Und unbesehn ist es nie aufgegangen dieses Ding in dem wir
Angst hatten zu verschwinden inmitten der Räume (gefüllt)
Warteluft die wir nicht atmen sondern wahrnehmen als eine

Kategorie von Umwelt in der man sich bewegen kann (noch)
wo man mit Steinen auf springende Lachse wirft und sich
aus heiterem Himmel in den Regen verliebt der die Sträucher
nach Schustern und Spinnen absucht.

Ich nestle danach im Tropfen der Vergangenheit mit den
Tropfen (tropfend) von den Blättern und dem Eingesetzten
einem Gefühl das keinen Ursprung hat außer den Sog

im Selbst wie er die Welt auf den Kopf stellt bis sie langsam
hinein sinkt dir unter die Augen geht als ein Fehlen von Widerstand
in der Aufnahme die läuft und läuft wie der Hund wie ein Kind

durch das nasse Gras. Hin und her; der Herzschlag.
aaaEs scheint schon ewig her.

 

 

 

 

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Timo Brandt liest seine Gedichte „Wilhelm von Humboldt“ und „Sprachgedicht“.