Ulf Stolterfoht: Nach Georg Trakls Gedicht „Finster blutet ein braunes Wild im Busch;…“

Mashup von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Im Kern“

Im Kern

– Nach Georg Trakls Gedicht „Finster blutet ein braunes Wild im Busch;…“. –

 

 

 

 

GEORG TRAKL

Finster blutet ein braunes Wild im Busch;
Einsam der Blinde, der über verfallene Stufen herabsteigt.
Im Zimmer die dunklen Flöten des Wahnsinns.

Mit Schnee und Aussatz füllt sich die kranke Seele,
Da sie am Abend ihr Bild im rosigen Weiher beschaut.
Verfallene Lider öffnen sich weinend im Haselgebüsch.
O der Blinde,
Der schweigend über verfallene Stufen hinabsteigt im Dunkel.
Im Dunkel sinken Helians Augen.

 

 

1| blutfinster scheint braunwild gemäß. blindfall folgt buschsam
auf dem fuße. steigstuf ins dunkelzimmer. schneesatz zeitigt flö-
tenwahn. füllkrank macht seelenabend. schauweiher trumpft mit
rosbild auf. lidfall steht weinoffen u/o haselbuschblind. steigstuf
zum schweigfall nun. dann dunkeldunkel. eigennam. sinkaug.

2| eigennam sinkaug: gracchus, ein treiber, schweigt sich zum
eiger aus. bildstock (husserl) bauscht neuerlich ein fäßchen auf.
reiher mit vollbart. mentale nacht macht eichmaß obsolet. ein satz
mit schnee: zwangszeh! bedingter hahn! der eiger diesmal mit
dunkelnden drüsen. ein bild von einem samen. aus brunhild tropfts.

3| aus brunhild tropfts – einem lappen direkt auf den fuß. abdüsen. tim
am geigerzählen. schamkamm. arrangierte ehe mit elch. fort setzt tim
mit zitat: „opakheit kennt kein gebot.“ mendel lächelt zart. „verschlei-
erte knolle“, schnauft einer, der es schlecht mit meinong meint. eimer
voll schweiß. zu klumpen schlägt sich brei. sehkrank. gier nach magie.

4| gier nach magie: amoener knacker bei schlehe und tulpen. kleiner
schweif. team brentano schleckt gemeinsam schnee. genetischer mann
am rührmichnichtan. was vor allem wald kann: absang. stand stramm.
und tauchte die tatze in torf. geh jetzt bei ulme, meide die weide, blei-
be im geiste. andünsten. in nepal trennt man tee und suppe. blutunter.

5| blutunter. offenes wild ist dir fenster zum wald. ohnsichtig über mor-
phe scholle (knallen), im zimmer wartet längst die rückung. eiter ver-
firnt, bevor er dich entert. du siehst dich als moderndes loch. torfäug
chen schließt sich zögerlich. wenn/dann: vermutl. im mäusegesträuch.
oh gott, was reifte leicht, als ich auf winterlampen meine felgen zog.

Ulf Stolterfoht, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014

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