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Und wenn ich schon sterben sollte
Sterne will ich an den Sarg
und ein bißchen braune Erde
grad blutwarm und karg
Spielt mir auf dem Friedhof
eine Geigensonate
mit dem Rauschen der Meeresmuscheln
und Sonnenschein der Passate
Wer dann weint
bekommt ein kleines Taschentuch
mit meinem Monogramm
Etwa wie ein Gedenkbuch
Trinkt auf mein Wohl
der Entschlafene siecht nicht mehr
früher trank er sich gern voll
jetzt bleibt sein Bauch für immer leer
Trinkt zum Wohl meiner Knochen
damit sie schön verderben
Glaubt mir es ist Mist nach den langen Wochen
mitten im Sommer zu sterben
Autor eines einzigen Gedichtbandes, der zu seinen Lebzeiten nie erschien. Hraběs Verse kursierten nach dem Tod des Dichters in Abschriften und ihr Verfasser wurde mit den Jahren zu einer Legende. In Hraběs Poesie werden Parallelen zu der amerikanischen Beat generation gesucht, in erster Linie in ihren rebellischen, nonkonformistischen Tönen, in ihrer Verbundenheit mit dem großstädtischen Milieu und in der Anwendung des unregelmäßigen Reimes, der Slang- und Umgangssprachelemente und der rhythmischen Erkenntnisse von Jazz. Hrabě war selbst ein Amateurjazzman und in seinen Gedichten kehren die Motive der nächtlichen Jam Sessions immer wieder zurück. Seine Verse bedeuten aber auch eine höchst moderne Liebespoesie, die die abstrakten Begriffe der traditionellen Dichtung mit der Hilfe einer vollkommen konkreten und vor allem unkonventionellen Metaphorik ausdrückt. Hrabě schrieb in der politisch entspannten Atmosphäre der ersten Hälfte der sechziger Jahre, publizierte sporadisch in den Zeitschriften, durchlief in seinem Leben mehrere Berufe und starb mit fünfundzwanzig Jahren in seiner Prager Wohnung an Leuchtgasvergiftung.
Radim Klekner, Vorwort
Volker Strebel: Den Blues lesen
fixpoetry.com, 16.5.2012
Tori Sparks singt ein Gedicht von Václav Hrabě: Blues pro bláznivou holku.
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