Volker Braun: Luf-Passion

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Volker Braun: Luf-Passion

Braun/Walther-Luf-Passion

RESTITUTION

XVI
Ich der Letzte von uns gerade noch
lebend, Xelau, habe erklärt
in der Bucht von Matupi dem Weißen
Mann, der schwer versteht, unsere Zeichen
an der Bootswand. Der aber den
Fisch Lau berührt hat, worauf das Boot
in Einzelteile zerlegt war und vor Augen
verschwand –

Wir haben nur eine Welt, und
Sie gehört uns nicht – – deshalb
Muß sich ändern, wie wir über sie sprechen
Und denken. Was ich meine, ist nur eine Bitte
Einen Schmerz zu teilen – – Wir
Müssen aufhören aufhören
Auf Nacken von andern zu knien
Die nicht atmen können.

(Ann Cotten)

 

 

 

Beschreibung

Volker Brauns Verse, die, wie so oft, sich im Kontext europäischer Aufklärungsgeschichte bewegen und mit Fragmenten der Kolonialgeschichte operieren, fragen nach den offenen Rechnungen, die unsere porösen Demokratien aus ihrer überkommenen Kolonialmachtzeit noch zu begleichen haben. Kongenial von Ann Cotten, einer ebenso begnadeten Dichterin, ins Englische übertragen. Weil Raubkunst und Räuberstaat keine nationalen Phänomene waren und sind, sondern globalisierte Enteignung und Vernichtung. Die Sprache der Aufhebung des Unrechts ist international.

Faber & Faber, Ankündigung

 

 

Auch der Schatten auf dem Sand ist heilig

– Volker Braun kommentiert in seinem Gedichtzyklus Luf-Passion die Grausamkeiten des Kolonialismus. –

Ein üppig ornamentiertes Langboot von der Südseeinsel Luf ist zum Symbol geworden für das finstere Vermächtnis des deutschen Kolonialismus. In den späten 1890er Jahren von der indigenen Bevölkerung der Insel aus dem Holz des Brotfruchtbaums erbaut, gelangte das Luf-Boot 1903 in den Besitz des deutschen Handelsagenten Max Thiel, wobei an dessen Behauptung, er habe das Boot rechtmäßig erworben, erhebliche Zweifel angebracht sind. 1907 verkaufte Thiel das Boot dann an das Völkerkundemuseum in Berlin, seit Herbst 2021 wird es nun im Humboldt Forum präsentiert.
Götz Alys Studie Das Prachtboot hat im vergangenen Jahr die öffentliche Debatte über das prominente Exponat im Humboldt Forum und über die unverhohlene Raffgier der kolonialistischen Akteure weiter befeuert.
Einen hellsichtigen poetischen Kommentar zur Logik kolonialistischer Grausamkeit legt nun auch Volker Braun mit seinem dramatischen Gedicht zur Geschichte des Luf-Boots vor. Brauns Gedichtzyklus wurde bereits Anfang 2022 in der Zeitschrift Sinn und Form publiziert und ist nun als zweisprachige Buchausgabe im Verlag Faber & Faber erschienen, ergänzt um Collagen von Thomas Walther und mit einer von Ann Cotten angefertigten Übersetzung ins Englische.
Der Stoff ist wie geschaffen für einen geschichtsphilosophisch denkenden Autor wie Volker Braun, der seit seinen literarischen Anfängen immer wieder die vom Turbokapitalismus forcierten Eroberungen und Verwüstungen des Planeten mit starken poetischen Bildern aufgezeichnet hat.
Auch diesmal gelingt es Braun eindrucksvoll, in seinem 18teiligen Rollengedicht die historischen Akteure als poetische Stimmen miteinander zu konfrontieren und mittels einer furiosen Montagetechnik zu einem großen Gesang auf die Schreckensgeschichte des Kolonialismus zu verbinden.
Es zeugt von großer Kunst, wie Volker Braun hier aus Originalbriefen aus dem Kaiserreich und Gedichten prominenter Kollegen wie zum Beispiel Johannes Bobrowski einen poetischen Text webt, der wie in seinen früheren Werken mit dem dramatischen Blankvers spielt und die historischen Texte mit rhythmischer Energie auflädt.
Gleich zum Auftakt wird der Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte mit den Urszenen des kolonialistischen Größenwahns synchronisiert. So beginnt die „Passion“ fast liturgisch mit Zeilen der Genesis, an die sich Verse anschließen, die den großen Aufbruch der Kolonialmächte nach Ozeanien vergegenwärtigen.
Der deutsche Unternehmer Eduard Hernsheim, der mit Kokosnüssen und Trepang handelte, hatte seine Geschäfte Ende des 19. Jahrhunderts auch rund um die nur sieben Quadratkilometer große Insel Luf betrieben, die damals noch zum Bismarck-Archipel gehörte, einem sogenannten „Schutzgebiet“ des deutschen Kaiserreichs.
Gegen unbotmäßige Insulaner, die sich gegen kolonialistische Übergriffe zur Wehr setzten, wurden brutale Strafaktionen verhängt, was im Fall der Insel Luf zur Auslöschung des Großteils der Bevölkerung führte. Hier wechselt Braun die Perspektive und spricht im Abschnitt „Ozeanien“ aus der Perspektive der Insulaner, die miterleben, wie auf dem Beutezug der Kolonialisten die ihnen heiligen Bäume entehrt und ihre Seelen geraubt werden:

Wir liefen den Strand lang, wo sind
Unsere Seelen, die uns heilig sind
Nämlich auch der Schatten
auf dem Sand ist heilig. Alles was der Mensch
Berührt, ist sein Spiegel.

Unter den europäischen Handelsleuten waren auch kritische Geister, die die blutige Verfolgung der Insulaner und deren Verschleppung in die Zwangsarbeit missbilligten. Es triumphierte aber letztlich die kalte Rationalität der Ausbeutung und das, was Braun eine „globale Schuld- / Verschreibung völkerverbindenden Unrechts“ nennt.
Sein Poem kulminiert in der „Fahrt des toten Häuptlings“, der halluzinatorischen Vision einer letzten Ausfahrt des Luf-Bootes „auf der Tropenlinie“. Hier schlägt der Text einen Bogen ins mittlere 20. Jahrhundert, zum Schicksal von Patrice Lumumba, des ersten frei gewählten Ministerpräsidenten im postkolonialen Afrika, der 1961 von Verschwörern im Kongo ermordet wurde.
Dieser Mord ist zur Schlüsselszene geworden für den fortdauernden Machtanspruch des kolonialistischen Denkens und fügt sich hier gut in die dokumentarisch inspirierte, aber letztlich poetisch-imaginativ konstruierte „Luf-Passion“.
Ann Cottens Übersetzung folgt sehr akribisch dem Duktus und dem Bildprogramm von Brauns „Passion“, ohne größere Freiheiten für sich in Anspruch zu nehmen. Den „toten Häuptling“ freilich übersetzt sie zeitgemäßer mit „dead elder“, also dem „toten Ältesten“. Am Ende läuft Brauns Gedicht auf Thesen seiner Übersetzerin zu, die Cotten in einem Vortrag im Juni 2021 formuliert hat – in einem dringlichen Appell zur Rettung der Welt vor expansiver Usurpation:

Wir
Müssen aufhören aufhören
Auf Nacken von andern zu knien
die nicht atmen können

Michael Braun, Der Tagesspiegel, 31.8.2022

„Prügeln Rauben Schänden Morden“

– Das Boot und die ewige Schuld: Luf-Passion, der neue Gedichtzyklus von Volker Braun, bringt die Vielstimmigkeit in Stellung – gegen die Verdrängung des deutschen Kolonialismus. –

Sie waren auf vieles gefasst: Stürme und die Launen des Meeres. Nur „mit dem Hurrican Mensch“ konnte die Bevölkerung des Bismarck-Archipels nicht umgehen, der im 19. Jahrhundert über sie hereinbrach. Obgleich ihr Oberhaupt im Angesicht der nahenden Schiffe des deutschen Kaiserreiches Blätter auf den Weg legt, um den Eroberern Grenzen aufzuzeigen, lassen sich letztere davon kaum beeindrucken. Sie errichten eine Handelsstation und beginnen mit der „Züchtigung“ der „Wilden“ und „Primitiven“.
Dörfer werden niedergebrannt, Menschen versklavt. „Prügeln Rauben Schänden Morden / nehmen einen großen Anteil der Arbeitskraft / europ. Beamter in Anspruch“, schreibt Volker Braun zynisch in seinem neuen Gedichtband Luf-Passion, der jedem Versuch der Geschichtsklitterung radikal entgegenwirkt. Dass sich nämlich Verbrechen nicht ewig verschleiern lassen, belegt spätestens der Raub des titelgebenden Bootes, eines kunstvollen Werks der Indigenen, durch die Kolonialisten. Dokumentiert ist deren Tat in Götz Alys Studie „Das Prachtboot“, die zuletzt für kontroverse Diskussionen gesorgt hat, stellt doch das Wasserfahrzeug inzwischen eines der Aushängeschilder des Berliner Ethnologischen Museums dar.

Björn Hayer, Frankfurter Rundschau, 18.9.2022

Volker Brauns einfühlsames Requiem

für die Insel Luf und ihre Bewohner

Nicht nur in Leipzig, auch in Berlin wird längst über den deutschen Kolonialismus diskutiert. Jahrzehntelang was er geradezu nicht existent in der öffentlichen Diskussion, versperrt hinter zwei großen Kriegen, die beide von Deutschland ausgingen. Da war dann auch unsichtbar, wie eng der deutsche Nationalismus von Anfang an mit dem Kolonialismus verquickt war. Und wie brutal der tatsächlich war. Für den Dichter Volker Braun Anlass für einen neuen, schonungslosen Gedichtzyklus.
Denn Schonung haben sie alle nicht verdient, keiner aus der Reihe der Herren, die sich auf der Insel Luf benahmen wie die Berserker, überzeugt davon, dass es ihnen als überlegene Europäer zustünde, die dort lebenden Menschen wie Wilde zu behandeln, zu jagen und zu töten. Ihre Boote und Dörfer zu zerstören und die geraubten Kulturschätze in europäische Museen zu verfrachten.
So wie das Luf-Boot, das seit 2018 im neuen Humboldt-Forum in Berlin aufgestellt ist und dessen Provenienz bis heute unklar ist. Denn wie genau Max Thiel, Geschäftsführer der Handelsgesellschaft Hernsheim & Co., 1903 in den Besitz des Bootes gelangte, ist nicht nachvollziehbar.
Dass es nicht wirklich auf rechtmäßigem Wege in seinen Besitz kam, liegt zumindest nahe, wenn man die knapp 20-jährige Geschichte der Besetzung der Insel Luf durch das Deutsche Reich nachvollzieht, wie es Volker Braun in seinem Gedichtzyklus tut, in dem er auf originalen Schriftverkehr aus dieser Zeit zurückgreift.
Ein Schriftverkehr, wie man ihn in seiner Tonalität auch aus damaligen Presseberichten und Buchveröffentlichungen kennt. Hier erlebt man die Konstruktion des Exotischen und Wilden mit – gepaart mit dem Überlegenheitspathos der Eroberer, die hier ihre Geschäftsinteressen mit grausamer Härte durchsetzen und jeden Akt des Widerstands als blutrünstige Wildheit der „Kanaken“.
Man darf über das Wort stolpern. Aber Volker Braun ist ein genauer Dichter. Er zitiert auch genau. Und ein Blick auf Google Ngram zeigt es dann auch sehr deutlich, wie so ein Wort, das man dem heutigen Rassismus zuschreibt, seinen Ursprung direkt im deutschen Kolonialismus hat, ursprünglich der Name der melanesischen Ureinwohner Neukaledoniens und dann einfach übernommen auch für andere Bewohner der Südsee, nun schon in abwertender Nutzung.
Volker Braun lässt es nicht bei der Perspektive der Geschäftsleute, Beamten und Kriegsherren. Er gibt den Bewohnern von Luf selbst ihre Sprache wieder, lässt sie ihr Schicksal selbst erzählen. Das, was in den Kolonialerzählungen des Wilhelminischen Kaiserreichs nämlich nie geschah.
Dort tobten sich die Moralisten und „Erzieher“ aus, die zwar sahen, dass die Bewohner der Insel in Frieden lebten, dem Fischfang nachgingen und gastfreundlich waren. Aber aus Sicht der anreisenden Handelsleute wie denen der Handelsgesellschaft Hernsheim & Co. war das ein nicht akzeptabler Müßiggang.
Volker Braun wäre nicht Volker Braun, wenn er diesen Blick der Verwerter, die nach billigen Waren und billigen Arbeitskräften suchten, nicht erkennen würde. Und wie dieser Blick sich die Welt und ihre Bewohner unterwarf und ihre Art zu leben verachtete.
Denn „sie bauten ihre Häuser und Hallen, und / das Brot wuchs an den Bäumen und Fische / im Wasser. Es herrschte insofern / Überfluß. Sie sorgten für sich selbst. / Das war ein Übelstand.“
„Diese Leute wollten nicht für mich arbeiten“, lässt Braun die gierige Company noch sagen. Und auf einmal ist die ganze Gegenwart da. Denn dieser Blick der „tüchtigen“ Geschäftemacher aus dem Norden ist noch heute derselbe, auch wenn sie keine Kanonenboote mit kaiserlicher Marine an Bord mehr schicken, um die Widerspenstigen „zur Raison“ zu bringen, wie das in Preußen so schön hieß.
Denn das, was Braun schildert – bis hin zum Märchen, die Eingeborenen hätten selbst beschlossen auszusterben – ist ja schon geschehen. Die Kolonialmächte haben weltweit die ursprünglichen Gesellschaften und Lebenswelten zerstört und sie der kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen.
Die Handelsgesellschaften heißen heute anders. Aber sie benehmen sich noch ganz ähnlich. Denn die postkolonialen Gesellschaften sind instabil, hängen oft direkt am Finanztropf der einstigen „Schutzmächte“ und suchen fast alle noch nach einer neuen stabilen Gesellschaftsordnung, während korrupte Eliten versuchen, sich genauso zu benehmen wie die einstigen Kolonialherren.
Braun muss das gar nicht alles erklären. Er hat schon immer auf die belesenen Leser gesetzt, die mit den Zitaten und Bildern etwas anfangen können, aus denen er eine komplexe Geschichte erschafft. Eine Geschichte, die er mit Zitaten auch auf andere Erdteile, wo die Kolonialherren wüteten, ausweitet.
Denn sie haben sich alle so benommen, allesamt der festen Überzeugung, dass die Verwertungslogik, mit der sie nach neuen Geschäftsfeldern Aussicht hielten, Raub, Diebstahl und die Ausrottung der „Wilden“ geradezu rechtfertigten.
„Wilde“, die sie geradezu zu „Kindern“ erklärten, denen erst einmal ein zivilisiertes Leben beizubringen wäre. Was in der Regel Unterwerfung und Sklavenarbeit bedeutete.

Wir machen das aber, damit ein heilsamer
Schrecken über die Kanaken kommt.

Dass das nicht „normal“ war, das wussten auch die klügeren, mitfühlenden Bewohner Europas. Braun zitiert Denis Diderot, der vor 250 Jahren den französischen Kolonialismus mit seinen gefeierten „Helden“ anklagte. „Entdecker und Eroberer“, denen völlig egal war, was die „Entdeckten“ über sie dachten, wie sie den rücksichtslosen Einfall der Männer aus dem Norden empfanden. Und wie sie ihre Unterwerfung und Ausrottung erlebten.
Und das ist eben nicht nur Vergangenheit. Die Debatte um das Luf-Boot im Humboldtforum hat es wieder deutlich gemacht, wie sehr dieser alte koloniale Blick auf die Welt noch heute in vielen Köpfen steckt, wie diese koloniale Vergangenheit glorifiziert und exotisiert wird. Und damit die konstruierte Selbstherrlichkeit der Eroberer, die heute noch immer im Umgang mit der Erde und ihren Reichtümern steckt.
Und so gehen sie eben auch noch mit den Menschen um, die sie als minderwertig, wild oder ungehorsam definieren. Das Finale – „Restitution“ betitelt – ist eine kurze und deutliche Anklage, in der beides zusammenkommt, weil es zusammengehört: die Feststellung, dass es die Besitzgier der Reichen ist, die die Welt zerstört, und dass es ihr Blick auf die entrechteten Menschen ist, der auch die Seelen der Bewohner des Nordens zerfrisst.

Wir
Müssen aufhören aufhören
Auf Nacken von andern zu knien
Die nicht atmen können.

Hier zitiert Braun schon die Dichterin Ann Cotten, die wiederum seinen Gedichtzyklus ins Englische übersetzt hat. Sodass der Käufer hier ein richtiges Wende-Buch in die Hand bekommt, mit der deutschen und der von Ann Cotten übersetzten Version.
Illustriert mit Collagen von Thomas Walther, in denen der Dresdner Künstler den europäischen Blick auf die exotisierten „Wilden“ demontiert. Denn die beschrieben die Menschen aus der ach so idyllischen Südsee gern mit den Vokabeln von Naturforschern, als würden sie neue Tierarten entdecken und für ihr Sammelalbum beschreiben.
Und so wurde die koloniale Welt eben auch jahrzehntelang in Museen ausgestellt und beschrieben. Der Blick des „Entdeckers“ dabei viel zu lange nicht hinterfragt. Genauso wenig wie die Herkunft der Ausstellungsstücke. Unsichtbar das Leiden und die Erfahrung derer, die da „zu Gehorsam“ gebracht wurden. Mit Gewalt.
Und Braun wäre nicht Braun, wenn er nicht auch anklingen ließe, dass das auch die armen Teufel im schönen Deutschland so erlebten. Immer wider – zum Objekt gemacht, zu Gehorsam gezwungen, ausgebeutet für die Geschäftsinteressen derer, die gerade dran waren, ordentlich kalkuliert ihren Besitz zu mehren.
In der englischen Übersetzung lässt Ann Cotten noch zwei Verse folgen:

Lay down your inherited leverage
respect heritage

Denn das hat Volker Braun ja schon angedeutet: Wir werden diese eine Welt, in der wir alle leben, nicht heilen können, wenn wir den Schmerz der Ausgeplünderten und Vergessenen nicht teilen können. Die ja – man kann es in seinen Gedichten eindrucksvoll lesen – schon erfahren haben, wie das ist, wenn die eigene Welt zerstört wird.
Denn unser wunderbarer Planet ist eigentlich auch nur eine winzige Insel im Ozean der Sterne. Die wir aber immer noch so ausplündern, wie die deutschen Kaufleute damals die Insel Luf.
Und dieser geplünderte Reichtum steckt noch heute im Reichtum der einstigen Kolonialmächte, ihrem „ererbten Einfluss“, wie es Ann Cotten nennt. Was dann auch an andere ererbte Reichtümer und ihren Einfluss in diesen postkolonialen Ländern des Nordens denken lässt.
Erstaunlich, dass Volker Braun das nicht in seinen Text übernommen hat. Vielleicht aber ging er einfach davon aus, dass seine Leser das als Subtext sowieso mitlesen. Dass es gar nicht zu überlesen ist, wenn man die Tragödie der Bewohner von Luf miterlebt und daneben die trockenen Berichte über das Handeln der Kolonisatoren, die ihren fatalen Auftritt in der Südsee daheim wie eine Mission in Sachen Zivilisation verkauften. Eine Geschichte, die bis heute fortwirkt und das Bild von der „vorbildlichen“ Kolonialmacht Deutschland prägt.

Ralf Juhlke, Leipziger Zeitung, 2.10.2022

Weitere Beiträge zu diesem Buch:

Tobias Lehmkuhl: Mit der Metaphernkanone
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2022

Rainer Kasselt: Die Fahrt des toten Häuptlings
Sächsische Zeitung, 11.1.2023

Volker Brauns poetischer Beitrag zur Raubkunst-Debatte
Märkische Allgemeine, 2.9.2022

Boris Kruse: Volker Brauns „Luf-Passion“ an der Akademie der Künste
MOZ, 10.3.2022

Cornelia Geißler: Volker Braun: „Wir haben nur eine Welt“. Sein „Luf“-Gedicht klingt hochaktuell
Berliner Zeitung, 10.3.2022

 

 

Aufführung von Volker Brauns Luf-Passion am 9.3.2022 in der Akademie der Künste als szenische Lesung. Die Regie führte Manfred Karge. Dramaturgie: Hermann Wündrich Mit Claudia Burckhardt, Hans-Jörg Frey, Jörg Thieme, Felix Tittel und Günter Baby Sommer (perc.)

 

 

In der Reihe Klassiker der Gegenwartslyrik sprach Volker Braun am 9.12.2013 in der Literaturwerkstatt Berlin mit Thomas Rosenlöcher.

Welche Poeme haben das Leben und Schreiben von Karl Mickel und Volker Braun in der DDR und Michael Krüger in der BRD geprägt? Darüber diskutierten die drei Lyriker und Essayisten 1993.

 

 

Die Geschichte macht keinen Stopp von Peter Neumann. Ein Besuch beim Büchnerpreisträger Volker Braun, der den Weltgeist immer noch rumoren hört.

 

Zum 80. Geburtstag des Autors:

Katrin Hillgruber: Der ewige Dialektiker
Der Tagesspiegel, 5.5.2019

Rainer Kasselt: Ein kritischer Geist aus Dresden
Sächsische Zeitung, 7.5.2019

Hans-Dieter Schütt: Die Wunde die bleibt
neues deutschland, 6.5.2019

Cornelia Geißler: „Der Osten war für den Westen offen“
Frankfurter Rundschau, 6.5.2019

Helmut Böttiger: Harte Fügung
Süddeutsche Zeitung, 6.5.2019

Erik Zielke: Immer noch Vorläufiges
junge Welt, 7.5.2019

Ulf Heise: Volker Braun – Inspiriert von der Widersprüchlichkeit der Welt
mdr.de, 7.5.2019

Oliver Kranz: Der Schriftsteller Volker Braun wird 80
ndr.de, 7.5.2019

Andreas Berger: Interview zum 80. Geburtstag des Dresdner Schriftstellers Volker Braun
mdr.de, 7.5.2019

 

 

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Bild von Juliane Duda mit den Übermalungen von C.M.P. Schleime und den Texten von Andreas Koziol aus seinem Bestiarium Literaricum. Hier „Der Volkerbraun“.

 

Bild von Juliane Duda mit den Zeichnungen von Klaus Ensikat und den Texten von Fritz J. Raddatz aus seinem Bestiarium der deutschen Literatur. Hier „Braun, der“.

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Volker Braun

 


Volker Braun – 50 Jahre Autor im Suhrkamp Verlag.

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