ELPENOR
Elpenor, kein Held,
zu kurz gekommen und wortkarg,
fragte im Hades dann doch:
warum nur
werden wir nie erfahren, was alles
dies zu bedeuten hatte,
warum nur
kommt es uns oft so vor,
als ob wir vertauscht worden wären,
warum nur
ist das Leben ein solcher Gewaltakt −
fragte und hörte
den Widerhall seiner Fragen
und erlebte noch einmal
den Lärm der Gefährten,
das Erwachen aus seinem Rausch,
den Sturz vom Dache des Hauses.
Ausgewählt von Uwe Pörksen
Wenn ich einen langen Abend in Offenburgs Sonne mit unserem Freund Walter Helmut Fritz zusammen gesessen habe, was öfter geschieht, wir treffen uns auf halber Strecke zwischen Freiburg und Karlsruhe, kommt am Ende manchmal ein Schuldgefühl auf. Ich habe zu viel gesprochen, war irgendwie vorlaut.
Die positive Umkehrung dieses Gefühls gewinne ich, wenn ich in seinen Gedichtbüchern lese. Sie regen buchstäblich an. Die Unruhe stimmt wieder. Was ich durch sie sehe, ist aus dem Rahmen fertiger Worte herausgetreten. Die Nadel schwankt, sie reagiert, der Spielraum ist gelockert.
Das leise Ja dieser Gedichte ist von vielen unausgesprochenen Neins umgeben. Und dann kommt mir vor, fast alle diese Gedichte sind „eins und doppelt“, wie es im „Divan“ heißt. „Elpenor“ fand Werner Kraft „zum Staunen“; er hat mich auf dieses Gedicht aufmerksam gemacht.
haben Schriftsteller-Kollegen ihre Lieblingstexte von ihm für diesen Band ausgewählt und ihre Auswahl kurz erläutert. Entstanden ist ein kleines Kompendium mit Gedichten und Prosagedichten aus allen Schaffensperioden von Walter Helmut Fritz.
Die Beiträger: Hans Bender, Elisabeth Borchers, Hugo Dittberner, Tankred Dorst, Peter Härtling, Ludwig Harig, Harald Hartung, Bruno Hillebrand, Dieter Hoffmann, Wulf Kirsten, Eckart Kleßmann, Michael Krüger, Barbara König, Paul Michael Lützeler, Rainer Malkowski, Uwe Pörksen, Herbert Rosendorfer, Helga Schütz, Arnold Stadler, Guntram Vesper, Dieter Wellershoff, Erwin Wickert, Bernhard Zeller, Gerda Zeltner.
Wallstein Verlag, Ankündigung
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