GEWINNER
die zeit zerstören wollen verteilen
eine für jetzt eine andere später
und gegenwärtiger das früher die zeit
vereiteln anhalten paralyse wie eine
fortschreitende grammatikalische übung
wobei sich die endungen auch ändern
kaum überschneidung paranoia ein ganzer
müder haufen sinnloser silben in sich
geschlossen konstitutiv paradies paranuß
der halbzeitwert lebendig wie eine
im raster verrutschte parabel zu sieben
zu achten vierteilen diese metapher
aus blei ein vorrat der erschöpft werden
wird multipliziert und angehalten
verteilt zerstört und gewonnen ein satz
mit wahrheitsgehalt die zeit atmet
so oder so.
Wolfgang Schlenkers belebt Hoffmannsthalsche Elementargeister wie im Insektenschaukasten. Der Charme und der Witz dieser Texte liegt, so scheint es, ganz und gar außerhalb ihrer selbst, als entstünde aus der übergenauen Beobachtung eine Vergrößerung, die das Objekt in seinem „Hektoplasma“ sichtbar macht und in einer geradezu nachapokalyptischen Leere konserviert, hinter der unsere täglichen Katastrophen verblassen.
Es liegt in der Natur dieser Erzählgedichte, daß sie sich auch um den leblosesten Gegenstand ranken, um seine Form anzunehmen, um ihn zu verwandeln, und also, um nicht vordergründig das Ich, sondern dessen Möglichkeiten und Mutationen unter Naturschutz zu stellen.
Rainer Schedlinski, Druckhaus Galrev, Ankündigung, 1993
Hans Thill: Wolfgang Schlenker Stelen
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